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Dame und Kämpferin. Lore Maria Peschel-Gutzeit kämpfte ihr Leben lang für Gleichstellung und Kinderrechte.

© IMAGO/Eventpress/Eventpress MP

Berlins Ex-Justizsenatorin: Noch mit 90 Jahren kämpfte Lore Maria Peschel-Gutzeit für Frauenrechte

Die frühere Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit hinterlässt ein imposantes Erbe. Die Ehrenpräsidentin des Deutschen Juristinnenbunds gilt als Vorkämpferin der Frauenrechte.

Was sie antrieb, formulierte Lore Maria Peschel-Gutzeit bei einem Treffen in ihrem Büro in der Kanzlei am Kurfürstendamm vor einem Jahr noch so: „Ich will etwas bewirken. Ich habe dieses eine Leben, und da will ich ordentlich was reinpacken.“ 90 Jahre währte dieses Leben einer großen Vorkämpferin für die Frauenrechte. Am vergangenen Samstag ist es zu Ende gegangen.

Drei Kinder hat die gebürtige Hamburgerin großgezogen. Und dabei auch noch eine große Karriere gemacht in einer Zeit, als das noch ungleich viel schwerer war als heute. Gern erinnerte sie daran, dass bis 1977 ein Mann noch den Job seiner Frau kündigen konnte, wenn er der Ansicht war, dass sie die Hausarbeit nicht ordentlich erledigte.

In Berlin ist sie von 1994 bis 1997 als Justizsenatorin bekannt geworden. Vorher und nachher bekleidete sie dieses Amt in ihrer Heimatstadt Hamburg.

Nach Berlin kehrte sie 2001 zurück. „Hier atmet man wirklich freie Luft“, sagte sie. Zehn Sozietäten warben damals um die erfolgreiche Juristin. Unter anderem hatte sie 1968 die sogenannte „Lex Peschel“ durchgeboxt, mit der Beamtinnen und Richterinnen das Recht auf Teilzeit und Familienurlaub erhielten.

Stadtälteste mit Großem Verdienstkreuz

2004 wurde sie zur Stadtältesten von Berlin ernannt. Das fand sie „sehr großzügig“, da sie ja gar keine gebürtige Berlinerin sei. Im selben Jahr wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Unter den vielen Auszeichnungen, die sie erhielt, war auch eine der Deutschen Aidshilfe, weil sie sich dafür eingesetzt hatte, dass drogenkranke Inhaftierte an saubere Spritzbestecke herankommen konnten.

Dafür galt es einige Kämpfe auszufechten mit dem früheren Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, der sie darauf hinwies, dass Drogen in der Haft verboten seien. Das wusste sie natürlich, aber eben auch, was für schwere Krankheiten entstanden durch provisorische Bestecke.

Lore Maria Peschel-Gutzeit war immer sehr präsent im gesellschaftlichen Leben der Stadt. Als sie 80 Jahre alt wurde, mehrten sich die Fragen, warum sie noch arbeite, da sie das doch gar nicht mehr nötig habe. Das fand sie übergriffig, da ihr die Arbeit schließlich Freude bereitete. Auch als ein Lastwagenfahrer sie beim Rückwärtssetzen 2019 in Halensee erwischte, gab sie nicht auf. Ein Jahr lang lag sie im Krankenhaus mit acht gebrochenen Wirbeln. Danach kehrte die langjährige Rallyefahrerin zurück ins Büro zu ihren Kanzlei-Partnerinnen.

So viele Ziele hatte die Ehrenpräsidentin des Deutschen Juristinnenbundes noch: dass Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen endlich in die Tat umgesetzt wird und viele mehr. Ihre Autobiografie „Selbstverständlich gleichberechtigt“ hat sie bereits 2012 veröffentlicht.

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