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Die Delegation von Mali mit seinen Basketballerinnen gastiert vor ihrer Reise nach Berlin im Landkreis Augsburg.

© Special Olympics Mali

Host Towns der World Games: Spätzle für Mali, Fuchsi für Fidschi

In ganz Deutschland feiern Kommunen und Städte mit den Special-Olympics-Delegationen der Weltspiele ein Fest der Inklusion – Kulturschocks nicht ausgeschlossen.

Von Max Fluder

Bonn empfängt China, Frankfurt die Delegation aus Indien und der Landkreis Warendorf in Nordrhein-Westfalen die Athlet*innen der Isle of Man: Die Weltspiele der Special Olympics finden 2023 zwar in Berlin statt, aber das heißt nicht, dass die restliche Bundesrepublik unberührt bleibt. Zu Wochenbeginn reisten die Delegationen der teilnehmenden Länder nach Deutschland und kommen bis Donnerstag in den entlegensten Winkeln der Republik unter. Dann geht es für die Mannschaften in ihre Hotels nach Berlin.

Mehr als 200 Städte und Landkreise empfangen die Sportler*innen aus aller Welt, alle 16 Bundesländer sind vertreten. „Host Towns“ nennt sich dieses Programm, übersetzt heißt das in etwa Gastgeberstädte. Die Organisator*innen sprechen vom „größten kommunalen Inklusionsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik“.

In Berlin spielt die Musik, aber das Orchester kommt aus dem ganzen Land.

Die Organisatoren der Weltspiele zum Host Towns-Programm

Das Programm soll den Gästen einen Eindruck von Deutschland vermitteln. Und es soll in den Kommunen Aufmerksamkeit schaffen für das, was bei den Weltspielen passieren wird. Dort, also in Berlin, gastieren in acht Bezirken jeweils eine Delegation – die Athlet*innen der Inselnation Fidschi werden in Lichtenberg ein Fest feiern mit den Berliner Klubmaskottchen Fuchsi, Bully und Ritter Keule.

Jede Stadt, jeder Landkreis ist frei gewesen in der Gestaltung des Programms. Das war von den Organisator*innen auch so gewollt. Was das im Ergebnis genau heißt, sieht man zum Beispiel am Landkreis Augsburg – nicht zu verwechseln mit der Stadt Augsburg, die am „Host Town“-Programm nicht teilnimmt. Hier kommen derzeit 22 Gäste aus Mali im Kloster Holzen in Allmannshofen unter.

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Das afrikanische Land verbindet man momentan am ehesten mit dem ausgehenden Bundeswehreinsatz, Terrorismus und einem Militär-Coup – nicht aber mit Rechten für behinderte Menschen oder Rechte für Frauen. Und dennoch: Bei den Weltspielen in Berlin tritt ein Leichtathletik-Team aus Mali an sowie die Basketballmannschaft der Frauen (Foto oben). Ihre Reise führte über Bayerisch-Schwaben: „Für unseren Landkreis ist es eine Ehre, dass wir als Host Town die Delegation aus Mali begrüßen dürfen“, sagte Martin Sailer, der Landrat von Augsburg und Parteimitglied der CSU. 

Jeder Ort, der „Host Town“ werden wollte, musste im Vorhinein eine Bewerbung erarbeiten. Die des Landkreis Augsburg war 20 Seiten lang – und in ihr wurde unter anderem dargelegt, was der Landkreis für Inklusion und inklusiven Sport tut. Und wie, so ist die Hoffnung, das „Host Town“-Sein inklusiven Sport auch im Landkreis beliebt macht. Nicht nur für die Zeit, in der die Gäste aus dem Ausland vor Ort sind, sondern auch weit darüber hinaus. „In Berlin spielt die Musik, aber das Orchester kommt aus dem ganzen Land“, das ist das Motto, das die Organisator*innen der Spiele in Berlin ausgegeben habe.

Das Programm für die Gäste aus Mali hatte der Landkreis Augsburg bereits in der Bewerbung skizziert. Gegebenenfalls hätte man es angepasst. Österreicher*innen zum Beispiel hätten nicht in die schwäbische Tradition der Käsespätzle eingeführt werden müssen oder wären von einer Blasmusikkapelle merklich überrascht gewesen. Für die Gäste aus Mali dürfte beides allerdings gänzlich unbekannt sein. 

In Mali werden viele verschiedene Sprachen gesprochen. Französisch, die Sprache der ehemaligen Kolonialmacht, ist aber Amtssprache. Englisch ist die offizielle Sprache der Special Olympics. Auf diesen beiden Sprachen sollte es Programm und Infos geben, hieß es vom Landkreis Augsburg, auch in leichter Sprache und Gebärdensprache. Ein Sprecher sagte: „Die Delegation erhält zudem Unterstützung durch sogenannte Schlüsselhelfer, die Deutsch sowie die Landessprache unserer Gäste sprechen.“

Team Irak am Montag bei der Ankunft am Flughafen BER. Für die Delegation ging es anschließend weiter nach Herne.

© Tilo Wiedensohler/camera4 für SOD

Bei der Planung bekamen die jeweiligen „Host Towns“ Unterstützung vom Lokalen Organisations-Komitee (LOC) der Special Olympics, einer zentralen Stelle in Berlin, und von den Landesverbänden. Im Falle vom Landkreis Augsburg ist das der Special Olympics Bayern e.V. Die vor Ort Zuständigen wurden hier geschult und fortgebildet, in Sachen Inklusion, aber auch zum internationalen Austausch. „Das LOC übermittelt auch immer wieder Informationen zur Delegation, zum Beispiel ob ein Raum für Gebete benötigt wird, ob gewisse Unverträglichkeiten bei Speisen vorhanden sind, etcetera“, sagte ein Sprecher des Landkreises. Das Team aus Mali hatte keine speziellen Wünsche geäußert.

Auf die Gäste aus dem Ausland wartete ein feierlicher Empfang im Festsaal Meitingen, ein gemeinsames Training bei der SpVgg Auerbach/Streitheim, ein „Host Town“-Fest für alle. Von Jung bis Alt, aus Fern und Nah. Kleine Highlights, die groß gefeiert werden. In Augsburg – und überall im Land.

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