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DRK-Kliniken in Berlin-Köpenick.

© IMAGO/Schoening

Tarifrunde in den Berliner DRK-Kliniken: Ärzte und Pflegekräfte wollen deutlich mehr Geld

15 Prozent höhere Löhne fordern die Pflegekräfte in den DRK-Kliniken in Berlin – zugleich starten die Mediziner der drei Krankenhäuser ihre Tarifverhandlungen.

In Berlins Krankenhäusern startet die nächste Tarifrunde – gar zwei Runden zugleich. Nachdem in den Verhandlungen im öffentlichen Dienst im Frühjahr auch in Berlin die kommunalen Krankenhäuser bestreikt wurden, darunter die Charité, beginnen nun in den DRK-Kliniken doppelt Tarifgespräche: Zeitgleich verhandeln das nicht-ärztliche Personal und die Mediziner, was selten ist.

Die in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) organisierten Pflegekräfte, Physiotherapeuten und Verwaltungsmitarbeiter fordern 15 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro Plus. Die im Marburger Bund organisierten Ärzte wollen nach Tagesspiegel-Informationen 12,5 Prozent mehr Geld fordern. Während Verdi-Verhandler und die Klinikgeschäftsführung am 14. Juli ein Auftaktgespräch führten, bereitet der Marburger Bund gerade den ersten Termin vor.

1500
Betten betreiben die Berliner DRK-Kliniken.

Die DRK-Spitze um Geschäftsführer Christian Friese machte Verdi umgehend ein Angebot: Inflationsprämien von 2000 Euro noch 2023 und von 1000 Euro 2024. Dazu zum 1. Juli nächsten Jahres 5,9 Prozent Lohnplus, weitere 2,5 Prozent zum 1. April 2025.

Zudem stellte Friese ein „Modellprojekt 35-Stunden-Woche“ für die Pflege in Aussicht: Statt der aktuell üblichen 39 Stunden könnten sich Interessierte für eine Wochenarbeitszeit von 35 Stunden entscheiden, das Monatsgehalt bliebe gleich – was einer Stundenlohnerhöhung entspräche. Wer für 39 Stunden optiert, würde extra bezahlt.

Christian Friese, Geschäftsführer der DRK-Kliniken Berlin.

© promo/DRK-Kliniken Berlin

In den DRK-Kliniken gilt sowohl mit Verdi als auch mit dem Marburger Bund ein Haustarif, der nun jeweils angepasst wird. Ein Facharzt steigt derzeit samt Zulagen mit knapp 6500 Euro brutto im Monat ein. Eine Pflegekraft auf der Intensivstation kann mit Wochenend- und Nachtschichten mehr als 4000 Euro brutto im Monat erhalten.

DRK-Ärzte wollen verlässlichere Dienstpläne

Den Ärzten geht es neben höheren Löhnen um verlässlichere Dienstpläne. Ziel: weniger Bereitschaftsdienste vor Ort, weniger Auf-Abruf-Dienste zu Hause. Die in den Verhandlungen zu vereinbarende Höchstzahl, so der Wunsch, darf nur überschritten werden, um eine Gefahr für die Patientensicherheit abzuwehren.

Die DRK-Kliniken mit 1500 Betten sind eine frei-gemeinnützige Kette mit den drei bekannten Krankenhäusern in Westend, Wedding und Köpenick, einer psychosomatischen Fachklinik, einem Hospiz und einem Pflegeheim. DRK-Angaben zufolge werden insgesamt 200.000 Patienten im Jahr von den fast 4000 Beschäftigten versorgt. Träger der Einrichtungen ist die DRK-Schwesternschaft, ein gemeinnütziger Verein mit mehr als 1000 Mitgliedern.

Charité und Vivantes-Kliniken verhandeln im Winter

Höhepunkt der Verhandlungen ist wohl im Herbst. Dann dürfte sich zeigen, ob es zu Streiks kommt. Sollten Stationen wegen etwaiger Arbeitsniederlungen geschlossen werden müssen, informieren die Kliniken zuvor die Patienten. Notfälle werden auch während eines Streiks versorgt, planbare Behandlungen jedoch in Einzelfällen um Wochen verschoben.

Mit dem Jahreswechsel beginnen in Berlin neue Verhandlungen der Ärzte. Der Marburger Bund startet in den Vivantes-Krankenhäusern, die 6000 Betten betreiben, sowie in der Universitätsklinik Charité, die insgesamt über fast 3300 Betten verfügt, die nächste Tarifrunde. Die beiden Konzerne gehören dem Land.

Alle Kliniken erhalten Krankenkassen-Mittel für ihre laufenden Kosten, also auch für das Personal. Dieses Geld wird pro Fall gezahlt, wobei es auskömmlich und weniger gut dotierte Behandlungen gibt. An allen Kliniken wird derzeit über die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte Reform diskutiert. Kleinere Krankenhäuser werden womöglich schließen oder fusionieren müssen.

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