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Starke Nerven nötig. Katastrophenschutzübung in einem Berliner Krankenhaus.

© Foto: Kai-Uwe Heinrich/Tsp

Gesundheitsämter, Klinikreform, Pflegenot: Vor diesen Problemen steht Berlins neue Gesundheitssenatorin

Krisenhilfe, Hochschulmedizin oder Pflegeheim – überall fehlt Personal. Und der Bund will nun noch eine Krankenhausreform. Jetzt startet Gesundheitssenatorin Ina Czyborra.

Wenn Ina Czyborra nächste Woche ihr Büro in der Gesundheitsverwaltung bezieht, weiß die SPD-Politikerin, was auf sie zukommt. Da wären die Personalnot in den Gesundheitsämtern, die vom Bund geplante Krankenhausreform und die ewige Debatte um Pflegekräfte – deren Fehlen im Herbst wieder zu Chaos in Kinderkliniken und Rettungsstellen führen könnte.

Czyborra übernimmt als Senatorin ein „Super-Ressort“ aus Gesundheit und Wissenschaft – bis 2021 getrennte Verwaltungen. Mit der scheidenden Amtsinhaberin Ulrike Gote hören auch die Staatssekretäre der Grünen auf, die SPD schickt eigene: Die Abgeordnete Ellen Haußdörfer wird Gesundheitsstaatssekretärin.

Welches Krankenhaus bleibt?

Bald werden Notrufe die Hausleitung erreichen. So ist Neuköllns sozialpsychiatrischer Dienst im Sommer erneut nicht in der Lage, seine hoheitlichen Aufgaben wahrzunehmen. Das geht aus internen Vermerken der verbliebenen Beschäftigten hervor, die dem Tagesspiegel vorliegen. Es bedeutet, dass in akuten Krisen psychiatrisch Auffälliger das nötige Personal fehlt, um zu entscheiden, wie dem Betroffenen zu helfen wäre. Berlins Gesundheitsämter suchten zuletzt fast 350 Fachkräfte, darunter Mediziner, Übersetzer, IT-Experten.

Aus Czyborras Sicht dürfte die Krankenhausreform die umfassendere Baustelle sein. Die Kernfrage des Plans von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lautet: Welche Kliniken bleiben mit welcher Ausrichtung übrig?

Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD).
Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD).

© imago/Emmanuele Contini/IMAGO/Emmanuele Contini

In Berlin gibt es mehr als 50 Plankrankenhäuser; so werden jene kommunal, privat, gemeinnützig oder konfessionell betriebenen Kliniken bezeichnet, die Anspruch auf staatliches Geld für Bauten und Technik haben. Weil es Deutschland im Europa-Vergleich viele, oft kleine Krankenhäuser gibt, will Lauterbach weniger, aber größere Kliniken: Level-I-Häuser wären ambulante Zentren der Grundversorgung, Level-II-Kliniken für Regel- und Schwerpunktversorgung da, während es auf Level III, vorrangig Universitätskrankenhäuser, auch um Spezialeingriffe ginge.

Immerhin könnte die Reform, die ja auf Konzentration setzt, die vom einstigen Senatschef Michael Müller (SPD) ausgerufene „Gesundheitsstadt 2030“ beleben: Mit der Charité als Nukleus sollen Forscher, Pharmafirmen und Medizintechniker nach Berlin gelockt werden. Die ebenfalls landeseigenen Vivantes-Krankenhäuser sollen enger mit der Universitätsklinik kooperieren.

Das alles wird Synergien erzeugen, aber die Personalnot nur stellenweise lindern. CDU und SPD setzen im Koalitionsvertrag auf den neuen Ausbildungscampus an der Vivantes-Wenckebach-Klinik in Tempelhof, wo Azubis diverser Gesundheitsberufe ausgebildet werden sollen.

In Czyborras Sektor gibt es allerlei Orte, an denen sich gesellschaftliches Elend konzentriert – auch das wird ihr Thema werden. Die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin stellt ihren Mitgliedern bald ein Handbuch dazu vor, wie mit gewalttätigen Patienten in den Rettungsstellen umzugehen sei. Nicht nur, aber gerade in Berlin ein Massenphänomen.

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