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Nougatcreme ist ein beliebter Brotaufstrich.

© imago

Schokoladige Aussichten: Brandenburger Manufaktur macht nachhaltige Nougatcreme

Ein Unternehmer im havelländischen Brieselang will den Markt für Brotaufstriche aufmischen. Mit Nachhaltigkeit und Regionalität hebt sich die Manufaktur Nunocci von etablierten Marken ab.

Von Silvia Passow

Schmale Straßen schlängeln sich durch das Gewerbegebiet im havelländischen Brieselang, führen zu schmucklosen Häusern mit Firmenschildern an den Türen. Am Ende des Labyrinths steht die Manufaktur Nunocci. Hier wird Nuss-Nougat-Creme hergestellt.

Der Name Nunocci ist ein Wortspiel aus den italienischen Worten für Neu und Nuss. Ausgesprochen klinge das so: „Nunotschi“, erklärt Firmeninhaber Ben Horn. Warum ein italienischer Name? Horn zuckt die Schultern. Nein, er habe keine Verbindung nach Bella Italia. Allerdings kämen einige Rohstoffe seines Produkts von dort.

Start in 14 Quadratmetern

Im März 2021 verkaufte Horn das erste Glas seines Brotaufstriches. Kurz darauf ging das frisch gegründete Unternehmen noch mal offline, das grafische Erscheinungsbild erhielt ein Update. Dann folgte ein Neustart im November desselben Jahres. Die erste Produktionsstätte war überschaubar, auf 14 Quadratmetern Fläche wurde die Creme hergestellt, dort waren auch Lager und Büro untergebracht. Neben dem Online-Handel gab es ein Geschäft in Brieselang, das die Creme verkaufte. Es lief ruhig, aber es lief.

Steht auf Süßes: Der unternehmer Ben Horn mit seinem Nuss-Nougat-Aufstrich.

© Silvia Passow

Im Frühjahr darauf gab es Anschubhilfe. Ein Fernsehsender berichtete über das Unternehmen. „Wir standen zu fünft in dem kleinen Raum“, erzählt Horn und schüttelt lachend den Kopf. Danach seien die Leitungen heißgelaufen. Während sich andere Hersteller mit ihren Produkten beim Einzelhandel vorstellen müssen, sei es hier andersherum gewesen. Unter anderem Edeka und das Berliner Traditionsunternehmen Butter Lindner interessierten sich auf einmal für das Produkt.

Schnell wurde die kuschelige Produktionsstätte zu klein. Im August zog Horn mit seinem Unternehmen um, nun standen ihm 70 Quadratmeter zur Verfügung. „Im September hörte ich, dass die Kaffeerösterei Spreebohne zum Verkauf steht“, erzählt Horn weiter. Er fackelte nicht lange und kaufte den Flachbau in Brieselang. Seiter gehört auch ein selbst gerösteter Nunocci-Kaffee zur Produktpalette.

Nusscreme, Kaffee und Glitzer-Kakao

Das Sortiment umfasst neben sechs verschiedenen Brotaufstrichen auf Nussbasis auch einen Glitzer-Kakao zum Backen. Zwei Mitarbeitende hat Horn inzwischen, außerdem erledigt seine Frau die Buchhaltung. Doch was genau ist eigentlich das Besondere an dieser Nuss-Nougat-Creme? Schließlich gibt es bereits etablierte Produkte am Markt, zum Beispiel eine bekannte Marke, die ebenfalls mit „N“ beginnt.

Sechs verschiedene Sorten gibt es bei Nunocci zur Auswahl.

© Silvia Passow

Horn setzt auf Nachhaltigkeit. Die Brieselanger Brotaufstriche sind vegan, also ohne tierische Inhaltsstoffe. Statt Milchpulver verwendet Horn fermentiertes Vollkornhaferpulver. Und er verzichtet auf Palmöl, dessen Produktion häufig mit Umweltzerstörung einhergeht.

Bei den Inhaltsstoffen achtet er auf die Herkunft: Möglichst biologisch und fair produziert sollen sie sein. Rapsöl und Zucker kommen aus der Region. Die Nüsse haben einen längeren Weg hinter sich gebracht, sie kommen aus der Türkei und Italien. Die Mandeln wachsen auf Mallorca und die Pistazien auf Sizilien.

14
Quadratmeter waren der Raum der ersten Produktionsstätte groß

Der Kakao ist biozertifiziert und stammt aus Peru. Das wirkt sich auch auf den Verkaufspreis aus: vier bis sieben Euro kostet ein Glas mit 200 Gramm Creme. Die Zutatenliste wird bewusst kurzgehalten. „Jeder soll lesen und verstehen können, was in unseren Produkten steckt. Ganz ohne Chemie-Studium“, sagt Horn.

Dann eben Nuss-Nougat-Creme

Ausgesuchte Zutaten, eigene Rezepturen und wissen, was drin ist – das fand Horn schon wichtig, als er sich an die Herstellung von Pralinen und Schokolade wagte. Das war noch vor der Nunocci-Gründung, ein Hobby. Die süßen Präsente kamen gut an bei Familie und Freunden. Die Beschenkten stellten immer wieder die eine Frage: Warum er aus der Leidenschaft nicht ein Geschäft mache?

Während der Pandemie nahm Horn den Gedanken auf, erkundigte sich. Da erfuhr er schnell, dass es nicht so einfach ist. „In Deutschland dürfen nur Konditoren Schokolade herstellen. Das ist ein Meisterberuf. Ich hätte selbst lernen müssen oder einen Konditor einstellen“, sagt er. Der Aufwand war ihm zu groß, Horn arbeitet hauptberuflich in Berlin bei einem Saatguthersteller. Doch die Hürden für die Herstellung von Nuss-Nougat-Creme waren niedriger. Also entschied er sich, es mit Nuss-Nougat-Creme zu versuchen.

Horn lacht und sagt: „Dieselbe Maschine, dieselben Zutaten, sogar die Verarbeitung ist ähnlich wie bei Schokolade.“ Inzwischen sind es mehr Maschinen geworden. Konnte er am Anfang etwa 150 Gläser am Tag produzieren, sind es nun 1000 Gläser täglich. Wachsen dürfe Nunocci schon, aber nicht zu schnell. Horn will Manufaktur bleiben, und ein Unternehmen mit sozialer Ausrichtung.

Horn unterstützt zwei soziale Projekte. Immer für ein Jahr, dann können sich neue gemeinnützige Vereine oder Initiativen bei ihm bewerben. 2023 gingen zehn Cent von jedem verkauften Glas an „A Bleistift for everyone“, um Kinder und Jugendliche in Entwicklungsländern zu unterstützen, und an den Verein „Fördert Frau“ in Potsdam.

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