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Verdi rief die Beschäftigten im Pharmagroßhandel in Berlin und Brandenburg zum Streik auf.

© action press/Alexander Pohl

Neuer Streik im Pharmagroßhandel: Beschäftigte legen vier Großbetriebe in der Hauptstadtregion lahm

Am Montag gab es erneut Streik im Pharmagroßhandel in Berlin und Brandenburg. Die Gewerkschaft Verdi kämpft für 13 Prozent mehr Lohn.

Am Montag haben rund 200 Beschäftigte des Pharmagroßhandels in Berlin und Brandenburg gestreikt. Von dem Ausstand waren die Unternehmen Phoenix Pharmahandel, Alliance Healthcare, Gehe Pharmahandel und Sanacorp Potsdam betroffen. Die Gewerkschaft Verdi verhandelt derzeit einen neuen Tarifvertrag für die Branche und insgesamt 60.000 Beschäftigte des Groß- und Außenhandels in Berlin und Brandenburg.

Viele, die gestreikt haben, seien laut Verdi Kommissionierer:innen. Diese stellen Waren für die Auslieferung zusammen. Falls Apotheken ein Medikament nicht vorrätig haben, geben sie beim Großhandel eine Bestellung auf. Normalerweise liefert dieser innerhalb von wenigen Stunden. Bei tagesaktuellen Bestellungen kam es am Montag zu Einschränkungen.

Die meisten Kund:innen merkten davon nichts. Apotheken legen Vorräte für ein bis zwei Wochen an. Steffen Loke vom Apotheker-Verband Berlin sagte: „Bei einem eintägigen Streik erwarten wir keine dramatischen Auswirkungen. Die Ware trifft in diesem Fall nicht wie gewohnt in drei Stunden, sondern am folgenden Tag in den Apotheken ein.“

Verdi fordert 13 Prozent mehr Lohn

Franziska Foullong, die Verhandlungsführerin bei Verdi, zeigte sich zufrieden mit der Teilnahme am Streik. „Die Bude brennt“, sagte sie. „Die Beschäftigten sind wütend über so viel Ignoranz auf der Arbeitgeberseite und organisieren sich zunehmend in ihrer Gewerkschaft.“

Die Arbeitgeber hatten in der ersten Verhandlungsrunde eine Lohnerhöhung von vier Prozent ab Dezember 2023 und 2,1 Prozent ab Dezember 2024 vorgeschlagen, zudem zwei Inflationsprämien in Höhe von je 700 Euro für 2023 und 2024. Zum Vergleich: Im Juli erhöhten sich die Verbraucherpreise in Berlin um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, in Brandenburg gar um 6,7 Prozent.

Die Beschäftigten sind wütend über so viel Ignoranz auf der Arbeitgeberseite und organisieren sich zunehmend in ihrer Gewerkschaft.

Franziska Foullong, die Verhandlungsführerin bei Verdi

Den Vorschlag der Arbeitgeber lehnte Verdi daher ab. Laut der Gewerkschaft betrage das Einstiegsgehalt einer Kommissionierer:in rund 2553 Euro brutto. „Der Vorschlag der Arbeitgeber von vier Prozent würde den Einstiegslohn also um lediglich 102,12 Euro anheben“, hieß es.

Verdi fordert 13 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 400 Euro mehr, sowie eine höhere Ausbildungsvergütung. Die nächste Verhandlungsrunde steht am 17. Juli an.

Im Juni hatte auch die andere Seite – die Apotheken – gestreikt, allerdings nicht im Rahmen einer Tarifauseinandersetzung. Die Selbstständigen protestierten gegen die ihres Erachtens zu niedrigen Honorare für rezeptpflichtige Medikamente.

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