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Mit dem Rücken an der Wand einer geschlossenen Kita: Bei der AWO Berlin wird kommende Woche gestreikt.

© dpa/Arno Burgi

Kita-Streik zum Start der Sommerferien: Beschäftigte der AWO Berlin kündigen Ausstand an

Am 12. Juli wird in Kitas und anderen Einrichtungen der AWO Berlin gestreikt. Die Beschäftigten verdienen deutlich weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst.

Kommende Woche Mittwoch werden Hunderte Eltern in Berlin mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Für den 12. Juli hat die Gewerkschaft Verdi die rund 2000 Beschäftigten der Berliner Arbeiterwohlfahrt (AWO Berlin) zum Warnstreik aufgerufen. Die AWO Berlin ist ein freier Träger im Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes und betreibt unter anderem 51 Kindertagesstätten in der Stadt.

„Der Druck ist enorm, die Stimmung unter den Beschäftigten explosiv“, sagte Ivo Garbe, der Verhandlungsführer von Verdi am Dienstag. Verdi verhandelt derzeit mit der Tarifgemeinschaft der AWO die Gehälter der Berliner Beschäftigten. Die Gewerkschaft fordert 13,5 Prozent mehr Lohn, aber mindestens 550 Euro mehr ab dem 1. Januar 2024. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen.

Am 23. Juni war die zweite Verhandlungsrunde gescheitert. Laut Verdi habe der Arbeitgeber kein verbindliches Angebot vorgelegt. Garbe sagte, die Gewerkschaft bereite sich auf eine längere Streikbewegung vor. „Die Beschäftigten sind streikerfahren.“ Zuletzt traten diese 2021 mehrfach und tagelang in den Ausstand.

Angestellte bei der AWO verdienen zum Teil deutlich weniger als die Kolleg:innen im öffentlichen Dienst. Der Abstand zum Tarifvertrag der Länder (TV-L) betrage bei Hauswirtschaftskräften laut Verdi durchschnittlich 2,5 Prozent, bei Erzieher:innen sogar fünf Prozent. Diese Lücke will die Gewerkschaft schließen – zumal der TV-L zum 30. September ausläuft und dann neu von Gewerkschaften und Ländern verhandelt wird.

Lohnlücke zwischen TV-L und freien Trägern

Sebastian Werner arbeitet als Erzieher in einem Hort bei der AWO in Spandau, er kümmert sich um Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Der 31-Jährige erzählt, dass er 400 Euro weniger verdiene als ein Kollege, der bei einer kommunalen Einrichtung angestellt ist. Seine Arbeitsbelastung steige wegen des zunehmenden Personalmangels.

Insgesamt arbeiten in Berlin 100.000 Menschen bei freien sozialen Trägern, zum Beispiel in Kindergärten oder bei der Suchthilfe. Diese seien der „soziale Rückgrat der Stadt“, sagte Jana Seppelt, die bei Verdi den Bereich soziale Dienste verantwortet.

Der Tarifstreit mit der AWO hat eine Signalwirkung, die über eine normale Tarifauseinandersetzung hinausgeht: Einigen Bezirken geht das Geld aus, deshalb stutzen diese als Erstes ihre sozialen Angebote zurecht. Das Bezirksamt Neukölln teilte kürzlich mit, dass es unter anderem die aufsuchende Suchthilfe streichen müsse. Hintergrund ist, dass der Berliner Senat sparen möchte. Das löst bei freien Träger Sorgen aus, sie sind von den Sparmaßnahmen direkt betroffen.

Die Gewerkschaft will Druck ausüben. Sie kündigte für Mittwoch eine Kundgebung vor der Senatsarbeitsverwaltung an, an deren Spitze Cansel Kiziltepe (SPD) sitzt. Die CDU-geführte Finanzverwaltung beschließt kommende Woche den Doppelhaushalt 2024/25. Verdi wolle die Haushaltsverhandlungen „mit Aktionen und kritisch begleiten“, sagte Seppelt. „Wir stehen vor dem sozialen Kollaps, wenn weiter gespart wird. Das steht einer Stadt wie Berlin nicht gut zu Gesicht.“

Neben der Tarifrunde mit der AWO verhandelt Verdi noch einen Branchentarifvertrag mit der Paritätischen Tarifgemeinschaft. In dieser sind unter anderem der Humanistische Verband und das Unionshilfswerk vertreten. Der Tarifvertrag soll zum 1. Januar 2025 in Kraft treten. Obwohl es nur um 4000 Beschäftigte geht, könne ein Tarifvertrag auf andere freie Träger in der Hauptstadt ausstrahlen, hieß es von Verdi.

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