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Firmen, die Berlin Partner 2022 betreute, konnten mehr als 140 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung einwerben.

© imago images/Westend61/Mareen Fischinger

Mittel gegen den Fachkräftemangel in Berlin: Wirtschaftsförderer suchen in Afrika nach Personal

Zwar wurde in Berlin eine Rekordsumme investiert. Doch Wirtschaftssenator Schwarz appelliert: Nur mit guter Wohnungsbaupolitik kommen die Fachkräfte in die Stadt.

Die Hauptstadt bleibt als Standort attraktiv – trotz vieler Krisen investierten im vergangenen Jahr Unternehmen, die von der Wirtschaftsförderagentur Berlin Partner unterstützt werden, eine Rekordsumme von 1,1 Milliarden Euro.

Zudem wurden so viele Drittmittel eingeworben wie nie zuvor. Mehr als 140 Millionen Euro konnten diese für Forschung und Entwicklung rekrutieren. Diese und andere Bilanzzahlen von 2022 hat Berlin Partner am Mittwoch vorgestellt.

1,1
Milliarden Euro betrugen 2022 die Investitionen der von Berlin Partner betreuten Projekte.

„Berlin ist on track“, sagte Stefan Franzke, der Geschäftsführer von Berlin Partner. „Wir hatten ein außerordentlich erfolgreiches letztes Jahr.“ Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD), der bei der Vorstellung ebenfalls anwesend war, sagte: „Wir hatten eine denkbar schlechte Ausgangslage. Doch die Berliner Wirtschaft hat dieses Jahr gut durchgestanden.“

Fachkräfte werden jetzt in Afrika gesucht

Neben der allgemeinen Jubelstimmung sprachen beide auch Herausforderungen für die Berliner Wirtschaft an. Um Fachkräfte in die Stadt zu holen, schaue sich Berlin Partner mittlerweile vermehrt in afrikanischen Staaten um, zum Beispiel in Ruanda.

Schwarz sagte, die Talentgewinnung hänge nicht zuletzt an der Wohnungsbaupolitik. Diese sei nicht nur eine soziale Aufgabe, sondern auch eine wirtschaftspolitische: „Ich warne davor, die anspruchsvollen Ziele der alten Regierung anzupassen“, sagte er.

Doch das sei eine langfristige Aufgabe. Aktuelle Krisen, wie das Problem von Materialengpässen, die hohen Energiepreise und gestiegene Zinsen haben Unternehmen in Berlin gut überstanden. Während das Investitionsvolumen der von Berlin Partner betreuten Firmen 2021 noch eine halbe Milliarde Euro betrug, hat es sich im vergangenen Jahr fast verdoppelt.

Dabei entfielen knapp 50 Prozent des Volumens auf die Digitalwirtschaft, gefolgt von 14 Prozent in der Gesundheitswirtschaft. Auf den Bereich Optik und Photonik kamen 13 Prozent. Viele Unternehmen dieser hoch spezialisierten Branche befinden sich in Adlershof.

2022 hat Berlin Partner 73 Unternehmen dabei geholfen, sich in der Hauptstadt anzusiedeln. Insgesamt unterstützte der Wirtschaftsförderer 239 sogenannte Projekte von Firmen, dabei entstanden 8389 neue Arbeitsplätze. Die Hälfte der neuen Jobs kam von Unternehmen, die bereits in Berlin einen Standort haben. Die andere Hälfte haben Firmen geschaffen, die sich neu in der Hauptstadt ansiedelten. Im Vorjahr waren es 290 Projekte und 6708 neue Arbeitsplätze.

Das Markenzeichen Berlins, eine Stadt des Wissens und der Dienstleistungen zu sein, schlägt sich auch in den Zahlen von 2022 nieder: Mehr als 40 Prozent der neuen Arbeitsplätze entfiel auf den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie, Medien sowie Kreativwirtschaft. Den zweiten Platz belegte die Verkehrs- und Logistikbranche.

Der Ukrainekrieg traf die Berliner Wirtschaft kaum

Dass in Berlin traditionell wenig produzierendes Gewerbe sitzt, war laut Franzke ein Grund, warum die Hauptstadt sich so gut durch die unterschiedlichen Krisen manövrieren konnte: „Berlin ist unterdurchschnittlich industrialisiert. Diesen Transformationsprozess haben viele Standorte noch vor sich, Berlin hat ihn bereits hinter sich“, sagte der Geschäftsführer.

Nach dem russischen Angriffskrieg habe die Wirtschaft zügig alternative Quellen gefunden und neue Lieferwege aufgebaut. Die Bauwirtschaft habe der Krieg dagegen hart getroffen.

„Viele kleine und mittelständische Unternehmen waren wendig und konnten sich auf neue Herausforderungen einstellen. Das ist ein Grund, warum sich die Berliner Wirtschaft so resilient dargestellt hat“, sagte auch Stephan Schwarz.

Der Wirtschaftssenator forderte, Berlin solle stärker Ausgründungen an den Universitäten und Hochschulen fördern. „Es muss uns gelingen, dass wir aus Wissen noch mehr Wertschöpfung machen.“ Anreize dafür könne das Land etwa über eine Anpassung der Patentregelungen in den Hochschulverträgen setzen.

Siedeln sich viele Unternehmen in Berlin an und investieren diese kräftig, hat das auch Effekte auf die Volkswirtschaft. Die Investitionsbank Berlin (IBB) prognostiziert, dass die von Berlin Partner betreuten Projekte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Berlin um rund 1,9 Milliarden Euro in den Jahren 2022 bis 2024 stützen werden.

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