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Auf der IHK-Jobmesse suchten 58 Unternehmen nach passenden Bewerbern.

© TSP/Joana Nietfeld

Berliner Jobmesse für „internationale Talente“: Mitarbeiter dringend gesucht – schon der Wille zählt

Auf einer Jobmesse in Berlin kommen auf jeden Interessierten 1,2 offene Stellen – gute Bedingungen für Arbeitssuchende. Wer bietet hier an – und wer sucht?

Vor dem Stand von Tesla ist der Andrang besonders groß. Der Autohersteller wirbt mit einem Banner, auf dem steht: „Make your future Giga“. Viele Menschen, die Bewerbungsmappen in der Hand halten, stehen davor. Vor ihnen sitzen drei Mitarbeiter, die gar nicht wissen, wem von ihnen sie sich zuerst widmen sollen. 

Dabei könnten die Bedingungen für Arbeitssuchende auf der „Jobmesse für internationale Fach- und Arbeitskräfte“ am Freitag im Ludwig-Erhard-Haus in Charlottenburg nicht besser sein: 58 Unternehmen sind mit mehr als 2000 offenen Stellen vertreten. 1700 Menschen haben sich angemeldet. Damit kommen auf jede Besucherin und jeden Besucher knapp 1,2 Jobangebote. 

So viel freie Auswahl ist für Arbeitnehmer eigentlich grandios. Doch was sind das für Jobs? Wer sind die Arbeitgeber, die sie anbieten, und wer die Menschen, die nach ihnen suchen?

Internationale Talente im Fokus

Ein Mann aus Nigeria wartet vor dem Tesla-Stand. Er, 30, lebt seit zwei Jahren in Berlin, studiert hier Ingenieurwissenschaften im Master und würde gerne bei Tesla ein Praktikum machen. Hinter ihm steht eine Frau aus der Ukraine, 40. Sie interessiert sich für eine Ausbildung bei Tesla. Die Frau ist gelernte Chemikerin, hat aber nie in dem Job gearbeitet. Nun will sie umsatteln, wozu, weiß sie noch nicht genau. Aber Tesla, sagt sie, fände sie spannend, weil das ein großer, bekannter Arbeitgeber sei.

Wir bieten nicht nur Hiwi-Jobs an, sondern hauptsächlich welche für qualifizierte Fachkräfte.

Mitarbeiter von der IHK

Veranstaltet wird die Jobmesse von der IHK, der Handwerkskammer Berlin und der Bundesagentur für Arbeit. Zwei solcher Messen hat es im vergangenen Jahr bereits für Geflüchtete gegeben, doch dieses Mal richte sich die Messe ausdrücklich an „international talents“, wie ein Mitarbeiter der IHK es ausdrückt. Also an alle Menschen, die aus dem Ausland nach Berlin gekommen seien, egal aus welchem Grund. Wichtig sei, sagt der IHK-Mitarbeiter, „dass hier nicht nur Hiwi-Jobs angeboten werden, sondern hauptsächlich welche für qualifizierte Fachkräfte“. 

Vor dem Stand der Deutschen Bank ist der Andrang ebenfalls ziemlich groß. Ein Mann überreicht einer Mitarbeiterin gerade seine Bewerbungsunterlagen. Sie gibt sie an ihn zurück und deutet auf einen Flyer mit QR-Code darauf. Über den solle er sich online bewerben.

Der Mann, Jonathan, 57, ist 2008 von Manchester nach Berlin gezogen. Das war, als sich seine Verlobte von ihm trennte und sein Arbeitgeber ihm eine Stelle in der deutschen Hauptstadt anbot. Jonathan arbeitete vier Jahre für Nokia und danach neun für Groupon. Jetzt ist er arbeitslos und sagt über sich, er sei Test-Ingenieur. Die Mitarbeiterin am Deutsche-Bank-Stand versichert ihm, er habe gute Chancen. Schließlich seien in ihrem Unternehmen um die 200 offene Stellen zu vergeben. Dann lässt sie ihn mit dem QR-Code alleine.

An den Ständen ringsum werden Kfz-Mechatroniker gesucht, Zahntechnikerinnen und Pflegekräfte. Die Firma Gebauer sucht Gebäudereiniger, die Gaststätte „Ständige Vertretung“ Barkeeperinnen und Kellner, das Wintergarten-Varieté Bühnentechniker. Man hört viele Frauen ukrainisch und viele Männer arabisch sprechen. Durch die Hallen des Ludwig-Erhard-Hauses laufen Übersetzerinnen und Übersetzer, die bei Sprachbarrieren helfen. 

Direkt am Eingang hat die Bio-Konditorei Tillmann ihren Stand. Dahinter steht Daniel Hegnal, verantwortlich fürs Personal bei der Tillmann GmbH. Er trägt einen weißen Kittel und verteilt Kekse. Die Bio-Bäckerei betreibt drei Cafés und beliefert mehrere Bio-Supermarktketten mit Süßwaren. Hegnal sagt, dass sie dringend Konditorinnen, Bäcker, Auslieferungsfahrerinnen, Verkäufer, Produktionshelfer und Azubis suchten.

Wichtig sei, dass die Menschen ein bisschen Deutsch verstünden, zur Not auch nur Englisch. Hauptsache, der Wille mitzuarbeiten sei da. Alles andere würde sich dann schon ergeben. Das Unternehmen sei besonders interessiert an älteren Menschen, weil die oft viel Erfahrung mitbrächten.

Hegnal klingt wirklich so, als würde er händeringend Mitarbeiter suchen. Damit ist er auf der Messe nicht der Einzige. Es wirkt, als würden ganz gute Zeiten für Arbeitnehmer anbrechen.

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