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Ein Ausbilder erklärt zwei Azubis die Bedienung einer Bodenreinigungsmaschine.

© grg

Ausbildungsbeginn für Kurzentschlossene: Berliner Firmen suchen noch angehende Gebäudereiniger

Bei der Berliner Reinigungsfirma GRG kann man auch bis zu einem Monat nach Ausbildungsstart einsteigen. Das Unternehmen ist unter anderem am BER und im Friedrichstadtpalast tätig.

Ob in der Pflege, Erziehung, Gastronomie oder im Handwerk – in fast allen Branchen fehlen Auszubildende. Doch einige Lehrberufe haben besonders viele offene Stellen. Wir stellen sie in loser Reihenfolge vor.


Dass bei GRG Arbeitskräfte gesucht werden, merkt man schon beim Betreten des Gebäudes: Ein junger Mann mit Schulabschlusszeugnis in der Hand und zwei Frauen sind auf dem Weg zur offenen Bewerbungsrunde bei dem Gebäudereinigungsunternehmen. Die drei sind für normale Jobs hier, ein Bewerbungsgespräch für einen Ausbildungsplatz findet später am Tag noch statt. Denn nach Auszubildenden sucht man hier noch händeringend, genau wie viele andere Handwerksbetriebe.

Von den zehn Plätzen zur Ausbildung zum Gebäudereiniger/in sind vier Tage vor Ausbildungsstart am 1. September noch sieben unbesetzt. Jetzt könne man sich noch kurzfristig bewerben und im Zweifel später anfangen, sagt Janine Schiers, Expertin für Personalentwicklung beim Unternehmen: „Wir können noch bis 1. Oktober neue Azubis aufnehmen. Wer sich bewirbt, kriegt erstmal die Chance auf ein Gespräch.“

Dass man so spontan noch eine Ausbildung anfangen kann, zeigt, wie groß der Mangel ist. Schiers sieht mehrere Gründe dafür: „Der Beruf Gebäudereiniger ist nicht so bekannt und nicht so populär. Man sieht nicht die Vielfältigkeit und die Karrieremöglichkeiten.“

Tatsächlich klingt Gebäudereiniger erstmal nach putzen – eine Tätigkeit, die man auch ungelernt machen kann, wie ein Blick auf Stellenanzeigen für Reinigungskräfte zeigt. Warum also eine Ausbildung? „Putzen kann jeder, reinigen ist mehr“, erklärt Schiers. Man lerne den Umgang mit verschiedenen Bodenbelägen, welche Reinigungsmittel für welche Beläge geeignet wären, und die entsprechenden Maschinen zu bedienen.

Immer öfter seien dabei Putzroboter im Einsatz. „Coboter“ nennt man sie in der Branche, erklärt ihre Kollegin Claudia Hahm vom Personalmarketing: „Sie koexistieren und machen die menschliche Arbeit effektiver.“ Statt die Menschen zu ersetzen, denn auch Coboter müssen eingestellt und mit Reinigungsmittel befüllt werden.

Putzen kann jeder, reinigen ist mehr.

Janine Schiers, Personalerin bei GRG

Wie man die anmischt, lernt man in der Ausbildung. Daher brauche man ein Verständnis für Chemie, Mengen und Größenverhältnisse, so Hahm: „Das Reinigungsmittel, mit dem man Kalkflecken beseitigt, hat einen anderen pH-Wert, als das, mit dem man Fett wegmachen kann. Die darf man nicht gleichzeitig benutzen, sonst neutralisiert man.“

Einsatz am BER, in Botschaften und im Revuepalast

Planen, wie viel man davon für welche Fläche braucht, gehört auch zum Beruf. Die Vielfalt im Arbeitsalltag bringen die unterschiedlichen Einsatzorte mit sich: GRG reinigt zum Beispiel am Flughafen BER, in der britischen Botschaft oder im Friedrichstadtpalast. Früh aufstehen sollte man können, die Arbeitszeiten variieren zwischen 5 und 22 Uhr – noch: „Wir sind dabei, das Daycleaning zu etablieren: dass man als Gebäudereiniger zu den gleichen Zeiten arbeitet wie andere Arbeitnehmer“, sagt Hahm. Das sei jedoch nicht überall möglich.

Mit einer Ausbildung könne man sich danach spezialisieren, zum Glasreinigen in der Höhe (also die Menschen, die sich an Häusern abseilen) oder zum Reinigen von Solarpanels zum Beispiel. Im 3000 Personen starken Unternehmen gibt es einige Möglichkeiten. Die Ausbildung sei der Grundstein, um sich weiterzubilden, Vorarbeiter oder Objektleiter zu werden oder seinen Meister als Gebäudereiniger zu machen.

Die Bezahlung während der Ausbildung geschieht nach Tarif, im ersten Jahr 975 Euro im Monat plus einen Zuschuss für die öffentlichen Verkehrsmittel von 30 Euro. Drei Jahre dauert die Ausbildung im Regelfall, bei sehr guten Noten kann sie auf 2,5 Jahre verkürzt werden. Bei GRG hat die Azubine Maria Hoffmann das geschafft – sie wurde im Frühling als beste Auszubildende Berlins gekürt und für November zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Gebäudereiniger-Handwerk in Düsseldorf eingeladen. Wenn das mal nicht die beste Werbung für die Ausbildung ist.

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