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Bewohner und Mitarbeiter gehen im Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel in Richtung der Leichtbauhallen. (zu dpa "Langzeitauswertung - Angekommen, und nun? - Leben in einer beengten Flüchtlingsunterkunft") +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Sebastian Gollnow

Berliner Polizei rückt mehrfach an: Massenschlägerei in Geflüchtetenunterkunft Tegel

Am Montag hat es im Ankunftszentrum in Tegel eine Schlägerei zwischen zwei Gruppen gegeben. Mehrere Personen wurden verletzt. Auch am Dienstag waren Beamte wieder in der Unterkunft im Einsatz.

Im Ankunftszentrum für Geflüchtete am ehemaligen Flughafen Tegel hat es am Montag in den frühen Morgenstunden eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen etwa 100 Personen gegeben. Das teilte die Polizei dem Tagesspiegel auf Nachfrage mit. Auch das für die Unterkunft zuständige Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) bestätigte den Vorfall.

Am späten Dienstagabend und in der Nacht zu Mittwoch wurde die Polizei erneut wegen Auseinandersetzungen nach Tegel gerufen. In der Notunterkunft auf dem ehemaligen Flughafengelände leben derzeit knapp 5000 Geflüchtete, teils in den Gebäuden, teils in Leichtbauhallen.

Zum Vorfall am Montag: Den Angaben des LAF-Sprechers nach gerieten gegen 1.45 Uhr am Morgen mehrere Personen in der Leichtbauhalle K miteinander in Streit. „Der ursprüngliche Auslöser war nach den uns vorliegenden Informationen ein Vordrängeln in der Schlange bei der Ausgabe des Abendessens“, sagte der Sprecher. In der Nacht habe es dann einen Vorfall mit lauter Musik in den Schlafbereichen gegeben, der eskaliert sei. An der Auseinandersetzung seien mehrheitlich Personen mit syrischer und türkischer Staatsangehörigkeit beteiligt gewesen. Die Polizei sagte, der Streit habe sich vor allem zwischen Kurden mit türkischer Staatsbürgerschaft und Syrern abgespielt.

Die Polizei war nach eigenen Angaben wegen einer Auseinandersetzung zwischen einzelnen Personen gegen 2 Uhr zu einem ersten Einsatz in dieser Nacht vor Ort in der Unterkunft. Später, gegen vier Uhr, sei die Polizei wegen einer Schlägerei gerufen worden. Vor Ort sei eine „angespannte, aufgeheizte Stimmung“ festgestellt worden, sagte der Polizeisprecher. Bei der Schlägerei sollen rund 100 Personen beteiligt gewesen sein. Zeugenberichten zufolge sollen einzelne Personen zum Teil mit Messern bewaffnet gewesen sein. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit etwa 100 Beamten im Einsatz.

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Das LAF entschied in der Nacht, die Konfliktgruppen zu trennen: „Im Rahmen der Deeskalation der Lage schien eine Trennung der Gruppierungen geboten“, sagte ein Sprecher. Allen türkischen Staatsbürgern sei angeboten worden, in eine andere Halle umzuziehen. Etwa 100 Personen hätten das Angebot angenommen.

Die Polizei stellte bei den Einsätzen am Montagmorgen Verletzung bei insgesamt sechs Männern fest. Dabei habe es sich um leichte Verletzungen an Kopf, Bein und Hand gehandelt. Eine Person sei ambulant am Kopf behandelt worden, andere Verletzte hätten eine ärztliche Behandlung abgelehnt. Von Amts wegen wurde ein Strafermittlungsverfahren wegen eines besonders schweren Falls des Landfriedensbruchs in Verbindung mit schwerer Körperverletzung aufgenommen. Zudem wurden zwei Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung gestellt.

Linken-Abgeordneter fordert dezentrale Unterbringung

Am späten Dienstagabend und in der Nacht zu Mittwoch soll es wegen weiterer Auseinandersetzungen nach Angaben der Polizei erneut zu mehreren Polizeieinsätzen vor Ort gekommen sein. Ein 19-Jähriger soll bei einer Auseinandersetzung verletzt und vor Ort behandelt worden sein. Ein 36-jähriger Tatverdächtiger sei zu sogenannten erkennungsdienstlichen Maßnahmen in Polizeigewahrsam genommen und danach entlassen worden.

Der LAF-Sprecher bestätigte, dass die Polizei erneut vor Ort gewesen sei. Für drei Bewohner der Notunterkunft seien am Dienstag Hausverbote ausgesprochen worden, zwei weitere Hausverbote seien am Mittwoch erfolgt.

Der Linken-Abgeordnete Ferat Koçak erklärte in einer Pressemitteilung zum Vorfall: „Seit vielen Monaten ist das Ankunftszentrum in Tegel komplett ausgelastet und es ist klar, dass es auf engstem Raum schnell zu Konflikten kommt.“ Er forderte eine dezentrale Unterbringung. In seiner Mitteilung hieß es auch, es müsse untersucht werden, ob es eine politische Motivation für die Gewalt gebe. Ebenso müsse die Rolle des Sicherheitspersonals untersucht werden, sagte Kocak. „Es wäre leider nicht der erste Fall in Tegel, bei dem das Sicherheitspersonal kritisiert wird“, sagte er.

Der LAF-Sprecher wies mögliche Vorwürfe gegen das Sicherheitspersonal zurück. Die Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienstleister in der Unterkunft in Tegel sei nicht zu beanstanden. „Nach den uns vorliegenden Berichten haben einzelne Mitarbeiter des Sicherheitsdienstleisters versucht, die Gruppen zu trennen. Dabei wurden Mitarbeitende verletzt. Ein Fehlverhalten ist nicht zu erkennen“, sagte der Sprecher. Sollte es im Einzelfall zu einem Fehlverhalten kommen oder gekommen sein, griffen unmittelbar personelle Konsequenzen, hieß es weiter.

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