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 MyFest in Bezirk Berlin Kreuzberg am 1. Mai 2019 Berlin Berlin Deutschland *** MyFest in district Berlin Kreuzberg on 1 May 2019 Berlin Berlin Germany Copyright: xMikexWolffx

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Berliner MyFest endgültig abgesagt: Veranstalter sehen die Initiative „vom Bezirk abgewürgt“

Streit ums Kreuzberger MyFest: Die Veranstalter werfen der Bezirksbürgermeisterin in einem offenen Brief „Hinhaltetaktik“ vor. Der Bezirk kontert, es hätten Vorschriften umgangen werden sollen.

| Update:

Über die Absage des großen Straßenfestes MyFest am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg ist ein Streit zwischen den Betreibern und dem Bezirk ausgebrochen. Der Veranstalterverein warf Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) laut Medienberichten vom Dienstag in einem offenen Brief „bezirkliche Hinhaltepolitik“ und „fehlende Unterstützung“ vor. Daher müsse der Verein das Fest nun eine Woche vor dem üblichen Termin absagen. Zuerst hatte die „Berliner Morgenpost“ berichtet.

Der Vereinsvorsitzende Halis Sönmez schrieb, nach langen Vorbereitungen habe Herrmann ihm im März erklärt, „dass die Anwohner keine Versammlung Myfest wollten, die Versammlung auch nicht rechtlich gedeckt sei sowie die verbleibende Zeit von neun Wochen für die nötigen Genehmigungen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg auch nicht mehr ausreiche.

Veranstalter: „Formale Finessen“

Bürgermeisterin Herrmann habe mit ihren „amtlichen Machtbefugnissen“ sowie „formalen und unglaubwürdigen Finessen“ das Stadtteilfest abgewürgt, so Sönmez.

Bezirksamt: „Ohne prüffähigen Antrag“

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg erwiderte am Dienstag, der Organisationsverein habe das MyFest „nicht als Veranstaltung angemeldet“. Das sei aber notwendig, weil es keine politische Demonstration, sondern ein Fest mit Bühnen und Essensständen sei. Notwendig dafür seien Rahmenbedingungen wie ein Sicherheitskonzept mit Rettungswegen.

Der Verein sei aber nicht bereit gewesen, „das Fest entlang der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen zu planen“. Stattdessen habe er gefordert, rechtliche Vorschriften zu umgehen und Geld unsachgemäß zu verwenden. „Die Forderung des Vereins an das Bezirksamt, Zuschüsse in Höhe von bis zu 200.000 Euro ohne prüffähigen Antrag an den Verein auszuschütten, ist nicht akzeptabel.“

Das MyFest war 2003 gegründet worden, um zu verhindern, dass die 1. Mai-Demonstration mit den üblichen Gewaltausbrüchen durch die Oranienstraße in Kreuzberg zieht. In den folgenden Jahren wurde das Fest immer größer und lockte Zehntausende Besucher aus Berlin und dem Umland an, die den ganzen Tag und die halbe Nacht lautstark feierten, aber auch riesige Müllberge und verdreckte Grünflächen hinterließen.

Zunehmend genervte Anwohner

Die Anwohner waren zusehends genervt. Der Widerstand gegen das Fest wuchs vor allem bei den Kreuzberger Grünen, die lieber politische Kundgebungen als reine Partys auf den Straßen wollten.

2018 hatte es eine Anwohnerbefragung gegeben. Dabei hatten sich 60 Prozent der Befragten für eine Fortführung des MyFestes ausgesprochen, jedoch nicht in seiner aktuellen Form. Sie hatten in der Befragung Müll und Lärm bemängelt, die mit den Feierlichkeiten einhergehen. Auch die zunehmende Kommerzialisierung des Festes war kritisiert worden.

Gewünscht worden war ein kleineres Fest mit stärkerem Kiezbezug und mehr Angeboten für Kinder. Die Bürger hatten sich zudem gewünscht, dass der politische Charakter des Festes wieder eine stärkere Rolle spielen sollte. (dpa/Tsp)

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