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Das Myfest 2019.

© Mike Wolff

Update

1. Mai in Berlin-Kreuzberg: Legendäres Myfest rund um die Oranienstraße fällt 2023 wohl aus

Die Veranstalter ziehen sich zurück, der Bezirk will nicht einspringen. Die Linksfraktion kritisiert Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann.

| Update:

Das große Myfest rund um die Kreuzberger Oranienstraße wird im kommenden Jahr wohl nicht stattfinden. Das teilte Janis Ehling, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), mit.

In der vergangenen Sitzung der BVV habe Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) gesagt, dass der Bezirk keine größeren Veranstaltungen im Rahmen des Tages der Arbeit am 1. Mai mehr plane. Zuvor hatte sich die Linke nach dem Planungsstand zu den Mai-Festivitäten im kommenden Jahr erkundigt.

Herrmann habe erklärt, dass der Trägerverein, der das Myfest in Kreuzberg in der Vergangenheit veranstaltete, seine Arbeit nicht fortsetzen wolle. Das Bezirksamt sei nicht dafür zuständig, sich um Ersatz zu bemühen. Herrmann habe gesagt, dass die Genehmigung einer alternativen Großveranstaltung am 1. Mai 2023 nicht vorgesehen sei, so die Linksfraktion in ihrer Mitteilung.

Eine Diskussion habe es in der BVV nicht gegeben. „Das Myfest so per Handstreich zu beerdigen, ist ein Skandal“, sagte Janis Ehling. „Das Bezirksamt kann sich hier nicht einfach aus der Verantwortung ziehen.“ Die Linke fordere „ein ernsthaftes Bemühen um ein Nachfolgekonzept, um die legendären Mai-Feierlichkeiten in Friedrichshain-Kreuzberg zu retten“, so Ehling weiter. Das Straßenfest habe einen wesentlichen Anteil daran gehabt, dass die Ausschreitungen am 1. Mai in Kreuzberg zurückgegangen seien.

„Keine große Party, sondern kleines, politisches Fest“

Clara Herrmann nimmt dagegen Abstand davon, „sie habe das „MyFest 2023 im Alleingang abgeblasen“. Dieser Vorwurf sei unzutreffend und wohl dem Wahlkampf geschuldet. „Ich habe in der BVV und in der vorausgegangenen Sitzung des Bezirksamtes lediglich darauf verwiesen, dass das Bezirksamt selbst nicht der Organisator des ´MyFest´ war, sondern ein privater Organisator, und es nicht in den Händen des Bezirksamts liegt, welche Versammlungen oder Veranstaltungen am 1. Mai stattfinden“, verteidigt sich die Bezirksbürgermeisterin.

Das Bezirksamt sei für Veranstaltungen, die nicht Versammlungen sind, für Sondernutzungserlaubnisse nach dem Straßengesetz oder dem Grünanlagengesetz zuständig. Herrmann ergänzt: „Zudem habe ich erläutert, dass sich die Anwohnenden vor Ort in Kreuzberg 36 laut Befragung keine große Party wünschen, sondern ein kleines, politisches Fest. Diese Einschätzung teile ich.“ Das Bezirksamt teilte auf Anfrage außerdem mit, man werde sich im kommenden Jahr zum Myfest beraten.

Seit 2003 findet das Myfest in Kreuzberg statt. Es sollte rund um die Kieze um das Kottbusser Tor, den Rio-Reiser-Platz und die Oranienstraße Gewalt durch friedliches Feiern ersetzen. 2020, 2021 und 2022 war das Fest wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden.

In diesem Jahr hatten sich trotzdem viele Menschen zu einer Art unorganisiertem Kiezfest getroffen. In den Straßen, auf den Gehwegen, vor Kneipen und im Görlitzer Park flanierten und standen am Nachmittag Tausende überwiegend junge Menschen. An einigen Stellen waren Musikanlagen aufgebaut und es wurde getanzt. Viele Kneipen und mobile Bars verkauften Bier und Cocktails zum Mitnehmen. Besonders entlang des Skalitzer Straße, in der Wiener Straße und der Oranienstraße waren zahllose Menschen unterwegs.

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