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DFB-Regel! Aufsteigen kann nur, wer eine Rasenheizung hat.

© IMAGO/O.Behrendt

Berliner Mommsenstadion bekommt eine Rasenheizung: Das Klima, der Fußball und das Geld

Im Mommsenstadion an der Waldschulallee wird künftig in der dritten Liga gekickt. Das heißt auch: Eine Rasenheizung muss her. Weil es schnell gehen muss, wird’s ein Dieselgenerator. Klima – war da was?

Ein Kommentar von Oliver Schruoffenegger

Die ganze Welt redet vom Klima, Heizungen müssen umgestellt werden, Heizpilze in der Gastronomie sind nicht mehr zulässig und viele Menschen machen sich Gedanken, ob die Wärmepumpe, das Solardach oder das Elektroauto für sie erschwinglich ist. Doch es gibt auch noch die Institutionen, an denen das alles vorbeigeht.

Eine dieser Institutionen ist der Deutsche Fußballbund. Eine der Regelungen für den Spielbetrieb der dritten Liga ist, dass nur aufsteigen kann, wer entweder über einen Sportplatz verfügt, der geschlossen werden kann, oder aber eine Rasenheizung hat.

Wohlgemerkt, es geht um die dritte Liga.

Erinnern Sie sich? Da kämpfen 22 in der Regel gut bezahlte Profikicker (Durchschnittsverdienst 10.000 Euro) vor in der Regel nicht einmal 1000 Zuschauern um Tore und Punkte. Und erinnern Sie sich an die vielen Fernsehübertragungen aus der dritten Liga, die uns alle mitgerissen haben?

Diese seltenen Momente sind auch der Grund für die Pflicht zur Rasenheizung. Denn auch für die dritte Liga gibt es Fernsehgelder, denn sie ist Teil des Profibetriebes. Und Fernsehgelder heißt, da darf nichts schiefgehen, keine Wetterkapriole darf eine geplante Übertragung gefährden. Und weil man ja nie weiß, ob es nicht doch mal wieder einen Spielausfall wegen Schnee auf dem Rasen geben würde und damit der gesamte ARD- und ZDF-Sportkalender durcheinanderkäme, muss halt jeder Club eine Rasenheizung haben. So haben wir halt 56 Clubs von erster bis dritter Liga, die entweder ein überdachtes Stadion oder eine Rasenheizung benötigen.

Doch, oh Schreck, zwei bis drei Aufsteiger kommen jährlich dazu. Dann beginnt das Problem: Woher kommt noch schnell die Rasenheizung?

In der Regel müssen die Kommunen das dann regeln und mindestens eine Million Euro für eine Rasenheizung ausgeben. Und es muss schnell gehen, denn im August beginnt ja die neue Saison, also billig und schnell. Da bleibt dann nur der Dieselgenerator, natürlich mit der Zusage, dass schnellstmöglich eine nachhaltige Beheizung sichergestellt wird, mit Wärmepumpe oder Fernheizung. Doch wer weiß, wie lange sich der Club überhaupt in der dritten Liga hält? Also vielleicht doch nicht gleich so viel Geld in die Hand nehmen.

Und so bekommt das Mommsenstadion in Eichkamp nun also eine Rasenheizung mit Dieselgenerator. Der DFB will es so, und wer könnte da etwas dagegen haben. Pro Tag wird die Rasenheizung rund 2000 Liter Öl verbrennen. Für einen Spieltag muss die Heizung dann jeweils drei Tage laufen.

Klima – war da was?

Verbotspolitik ist doof, ja, aber mit Vernunft scheint es ja auch nicht zu gehen. Seit Jahren gibt es Kommunen, die diese Auflagen des DFB in Frage stellen wollen. Sie scheitern. Also wären jetzt Bund und Länder gefragt, ob mit einem Verbot oder einfach nur einem kollektiven „Nein, wir machen das nicht“. Wer hat das Sagen im Land? Hoffentlich nicht der DFB.

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