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 Wolfgang Wieland.

© imago images/Martin Müller

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Grünen-Politiker in Berlin gestorben: Trauer um Ex-Justizsenator Wolfgang Wieland

Berlins früherer Justizsenator Wolfgang Wieland ist tot. In Berlin wirkte der Grünen-Abgeordnete auch als Anwalt in spektakulären Verfahren mit.

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Der Berliner Grünen-Politiker Wolfgang Wieland ist tot. Er starb in dieser Woche in einem Berliner Hospiz. Das bestätigten Bekannte des früheren Justizsenators der Hauptstadt dem Tagesspiegel am Mittwoch.

Wieland, im März 1948 in Berlin geboren, engagierte sich in der Studentenbewegung der späten 60er-Jahre. Nach dem Jura-Studium wurde er als Rechtsanwalt tätig. Wenig später gründete Wieland 1978 die Alternative Liste, die schließlich in den Grünen aufging.

Von 1987 bis 1989 sowie von 1990 bis 2004 gehörte Wieland dem Berliner Abgeordnetenhaus an, über viele Jahre als Fraktionschef. In seine Zeit fällt die Aufarbeitung des Bankenskandals. Damals galten Eberhard Diepgen, CDU-Chef sowie Bürgermeister, und Wieland als Kontrahenten. Später traten beide zusammen auf.

Von 2005 bis 2013 saß Wieland als Abgeordneter im Bundestag, war dort Innenexperte der Grünen-Fraktion. Wieland vertrat die Nebenklage im weltweit beachteten Mykonos-Prozess: Er war als Anwalt für die Überlebenden des islamistischen Attentats in Berlin-Wilmersdorf 1992 im Einsatz, das der Geheimdienst des iranischen Mullah-Regimes beauftragt hatte. Wieland vertrat Mandanten auch in anderen öffentlichkeitswirksamen Verfahren.

In Berlin wurde der Grünen-Politiker vor allem in den Jahren 2001 bis 2002 bekannt, als er Justizsenator war. Nachdem die SPD nach einer vorgezogenen Abgeordnetenhauswahl eine Koalition mit der damaligen PDS vereinbart hatte, schied Wieland aus dem Amt.

Noch im Jahr 2020 berief ihn der Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags als Sonderermittler, es ging dabei insbesondere um mögliche Verbindungen von Wirecard-Managern zu Nachrichtendiensten. Wieland war auch danach ein viel gefragter Stichwortgeber zu allerlei partei- und innenpolitischen Aspekten, trat auf Podien und in Dokumentationen auf.

Wegner würdigt Wieland als „leidenschaftlichen Berliner und Politiker“

Die Berliner Fraktionsspitze der Grünen teilte am Mittwoch mit: „Wolfgang Wieland liebte den Schachtelsatz und redete als Jurist trotzdem nie um den heißen Brei herum. Er brachte die Dinge klar auf den Punkt, immer zu Ende gedacht und immer von den Werten der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit geleitet.“ Man verliere einen Staatsmann.

Für den Bundesvorstand und die Bundestagsfraktion der Grünen würdigten die jeweiligen Vorsitzenden, Omid Nouripour, Ricarda Lang, sowie Katharina Dröge und Britta Haßelmann, den früheren Abgeordneten. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: „Wolfgangs Herzensanliegen, ob als Anwalt, als Politiker oder als Mensch, war die Durchsetzung von Freiheit und die Achtung des Rechts in West- wie in Ostdeutschland.“ Vielen sei er Freund, Wegbegleiter, Ratgeber und Mentor gewesen. „Wir werden seine offene, zugewandte Art vermissen.“

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) würdigte Wieland als „einen leidenschaftlichen Berliner und Politiker, einen echten Staatsmann, der sich über viele Jahrzehnte für Gerechtigkeit, Demokratie und Menschenrechte einsetzte“. Wegner ging auch auf das rednerische Talent ein: „Politische Debatten im Abgeordnetenhaus – und später im Bundestag – bestritt er leidenschaftlich und doch oft auch humorvoll.“

Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) hob Wielands Engagement für Gerechtigkeit hervor: „als Berliner Justizsenator, aber auch Mitglied des Bundestags und als Sonderermittler des Wirecard-Untersuchungsausschusses des Bundestags.“

Trotz seiner immer klaren Haltung habe Wieland stets die Meinung seines Gegenübers respektiert, so Wegner. „Er war ein leidenschaftlicher Demokrat, der sich um die Freiheit in unserem Land und in unserer Stadt verdient gemacht hat.“ Er hob Wielands gesellschaftliches Engagement hervor, sei es im Republikanischen Anwaltsverein, im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub oder im Förderverein der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Wolfgang Wieland hinterlässt seine Frau und zwei Töchter. (mit dpa)

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