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Das Wasserwerk Beelitzhof hat zur Besichtigung und zur Pressekonferenz um die aktuelle Versorgungslage und den Ausblick auf die nächsten Jahre eingeladen.

© dpa/Annette Riedl

„Berlin wird künftig deutlich weniger Wasser haben“: Umweltsenatorin und Wasserbetriebe rufen zu sparsamerem Umgang auf

Bei einem Besuch im Wasserwerk am Wannsee informiert Senatorin Manja Schreiner über die aktuelle Lage. Wasserbetriebe-Chef Christoph Donner fordert einen Paradigmenwechsel.

Dunkle Wolken türmen sich über dem Wannsee. „Das ist genau das richtige Wetter“, sagt Christoph Donner. Der Chef der Berliner Wasserbetriebe, passend gekleidet im dunkelblauen Anzug, zeigt mit dem Finger nach oben. Bei einem Ortstermin im Wasserwerk Beelitzhof will er mit Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) an diesem Donnerstag über das Thema Trinkwasser sprechen. Und dabei ganz nebenbei zeigen, woher das Berliner Leitungswasser eigentlich kommt.

Besonders gut erklären kann das Ralf Binz, Berlins wohl größter Grundwasserfan. Seit 24 Jahren leitet er das Wasserwerk am Wannsee und all die Anlagen, die dazugehören. In einem Monat geht er in Rente. Dass ihm das nicht leicht fallen wird, kann man sich gut vorstellen, wenn man Binz auf einen Rundgang durch die Anlage folgt.

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Seit 1888 wird in Beelitzhof Grundwasser zu Trinkwasser verarbeitet. Mehrere Brunnen pumpen das Wasser aus mindestens 20 Metern Tiefe, das anschließend nur noch belüftet und gefiltert wird. „Und schon ist das Grundwasser fertig“, sagt Binz und strahlt. Der Prozess sei viel einfacher als in anderen Städten, die aufwendig Oberflächenwasser aufbereiten und reinigen müssen. „Das ist viel schwieriger, deswegen trinken in Paris alle Flaschenwasser“, sagt Binz und tätschelt fast liebevoll ein graues Stahlrohr.

Berlins Trinkwasser ist im Wesentlichen gefiltertes Grundwasser. Das zeigen Umweltsenatorin Manja Schreiner und Wasserbetriebe-Chef Christoph Donner bei einer Kostprobe im Wasserwerk.
Berlins Trinkwasser ist im Wesentlichen gefiltertes Grundwasser. Das zeigen Umweltsenatorin Manja Schreiner und Wasserbetriebe-Chef Christoph Donner bei einer Kostprobe im Wasserwerk.

© Madlen Haarbach/TSP

Doch das, was Ralf Binz den „geologischen Vorteil Berlins“ nennt, ist durch den Klimawandel bedroht. Und damit zurück zum eigentlichen Grund des Besuchs am Wannsee: Wasserbetriebe-Chef Donner spricht von einem Paradigmenwechsel, der angesichts zunehmender Dürren und Starkregenereignisse nötig sei.

Auch Umweltsenatorin Manja Schreiner mahnt: „Berlin wird künftig deutlich weniger Wasser zur Verfügung stehen.“ Die Botschaft: Alle Berliner:innen müssten in Zukunft bewusster mit Wasser umgehen. Das heißt vor allem: sparsamer.

Schreiner versichert: „Die Berliner Trinkwasserversorgung ist sicher.“ Damit das so bleibt, seien allerdings verschiedene Maßnahmen nötig. Donner verweist auf die Strategie von Verwaltung und Wasserbetrieben, die im Wesentlichen auf drei Punkten basiert.

Einerseits sollen die Klärwerke mit weiteren Reinigungsstufen ausgestattet werden. Ralf Binz nennt das „von der Quelle her denken“: Wenn das Wasser sauberer in den Kreislauf – in Berlin heißt das: die Seen – eingeleitet würde, müsste später weniger wieder aufbereitet und gereinigt werden. „Außerdem sind Medikamentenrückstände und andere Nährstoffe auch nicht so toll für die Fische und Pflanzen“, sagt Binz.

Als zweiten Punkt nennt Donner die Stadt selbst: „Wir müssen viel mehr entsiegeln“, fordert er. Während aktuell ein Großteil des Wassers über Spree und Havel einfach in die Nordsee abfließe, soll das Regenwasser künftig in Berlin versickern, verdunsten und damit hier nutzbar werden. „Das Prinzip Schwammstadt“, fasst Donner die Idee zusammen: eine Stadt, die – analog zu einem Schwamm – das Wasser einfach aufsaugt und bei Bedarf wieder freigibt.

Ralf Binz, Leiter des Wasserwerkes Beelitzhof, hat vor allem eine Leidenschaft: Wasser. Hier erklärt er den Kreislauf der Berliner Seen.
Ralf Binz, Leiter des Wasserwerkes Beelitzhof, hat vor allem eine Leidenschaft: Wasser. Hier erklärt er den Kreislauf der Berliner Seen.

© dpa/Annette Riedl

Zudem, und das ist Punkt drei, wollen die Wasserbetriebe stillgelegte Wasserwerke wieder nutzen und neue Trinkbrunnen bohren.

Von einem dieser Trinkbrunnen hebt Ralf Binz nun den schweren Deckel an. Über eine Metallleiter geht es rund 20 Meter hinab zu einer weiteren Luke, dazwischen hängen diverse Rohre und Messgeräte. Unten sammelt sich eine Schicht Wasser. „Das ist aber kein Grund-, sondern Regenwasser“, sagt Ralf Binz. Aktuell liege der Grundwasserpegel an dieser Stelle bei rund 6,60 Metern, liest er ab. Das sei deutlich höher als etwa im Dürrejahr 2019.

„Aktuell beobachten wir eine leichte Erholung des Grundwasserspiegels“, sagt auch Christoph Donner. Allerdings sei das Defizit der vergangenen fünf Jahre, die alle viel zu trocken waren, noch lange nicht ausgeglichen. Ein Starkregen wie jener am vergangenen Montag sei hilfreich, sagt Donner. Besser noch wäre allerdings ein anhaltender Landregen. „Aber generell gilt: Jeder Tropfen zählt.“

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