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Eine Infobroschüre zum Programm «Housing First». In der Beratungsstelle können wohnungslose Frauen die Waschmöglichkeiten benutzen.

© dpa/Monika Skolimowska

Bedarf in Berlin ist groß: Obdachlosenprojekt Housing First – Kinder ziehen ein

Um eine Wohnung zu bekommen, müssen Obdachlose viele Schritte gehen, an denen sie am Ende oft doch scheitern. Das Projekt Housing First macht es ihnen leichter.

Im Projekt Housing First hat erstmals eine obdachlose Mutter mit Kindern eine Wohnung gefunden. „Eine weitere Wohnung für eine Frau mit Kindern ist noch in Aussicht“, teilte Sozialarbeiterin Rike Lehmbach vom Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) der Deutschen Presse-Agentur mit. Der SKF ist neben Housing First Berlin bislang einer der beiden Partner des Projekts. Ab Mai werden sich laut Sozialverwaltung drei weitere Träger um die Wohnungssuche für Obdachlose kümmern.

Möglicherweise kämen dann noch zwei weitere Träger hinzu, sagte der Sprecher der Sozialverwaltung, Stefan Strauß. Auf eine Ausschreibung der Verwaltung im Februar hatten sich 13 Träger gemeldet.

Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) hatte im Herbst 2022 angekündigt, dass das Wohnprojekt nach dreijähriger Pilotprojektphase in Berlin dauerhaft etabliert und ausgebaut werden soll. Für 2022 und 2023 seien dafür insgesamt 6,1 Millionen Euro geplant. Zur Ausweitung des Angebots gehört auch die Wohnungssuche für Frauen mit Kindern.

Bei Housing First bekommen Obdachlose unkompliziert eine Wohnung. Vorher mussten sie viele Voraussetzungen erfüllen, zum Beispiel mögliche Schulden oder ihre Sucht in den Griff bekommen. Daran scheiterten viele. Die Vermittlung von Wohnungen ist bloß ein erster Schritt. Die Menschen werden auch im Anschluss pädagogisch und psychologisch begleitet.

Die Begleitung findet selbst auf dem letzten Weg statt. „Bei den Verstorbenen waren wir auf der Beerdigung“, berichtet Wohnraumkoordinator Sebastian Böwe. Inzwischen sind drei Menschen, die mit Hilfe von Housing First Berlin eine Wohnung gefunden hatten, verstorben.

Seit dem Start Ende 2018 haben die beiden Träger insgesamt 119 Wohnungen für Menschen ohne Obdach gefunden. Der Bedarf ist weiterhin groß: Beim SKF stehen laut Rike Lehmbach momentan 191 alleinstehende Frauen und 52 Mütter auf der Warteliste. Bei Housing First Berlin warten laut Sebastian Böwe aktuelle 250 Personen.

Das aus den USA stammende Konzept findet bundesweit immer mehr Anklang. Im vergangenen Jahr wurde der Bundesverband Housing First gegründet. Zu den Vorstandsmitgliedern gehören Corinna Müncho und Sebastian Böwe von Housing First Berlin. „Der Verband bündelt die Housing-First-Projekte in Deutschland, stellt Qualitätsstandards auf und verhandelt mit Politik, Immobilienverbänden und großen Wohnungsbaugesellschaften“, erklärt Böwe. (dpa)

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