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Schnelles Eingreifen. Polizisten und Ordner zogen die Aktivisten von der Straße des 17. Juni.

© REUTERS

Update

Am Ziel vorbei: Beim Berlin-Marathon kommt die „Letzte Generation“ nicht weit

Sie hatten sich wie Volunteers gekleidet, schütteten Farbe aus. Doch die Polizei vereitelte wirksame Störungen der Klimaaktivisten beim Marathon – und nahm 31 von ihnen fest.

Vom ersten Meter an sollte es beim diesjährigen Berlin-Marathon besonders harmonisch zugehen. Nicht einmal einen Startschuss durfte Kai Wegner (CDU) abfeuern, sondern nur einen roten Buzzer drücken.

Allein die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ wollten da am Sonntagmorgen nicht mitspielen. Noch ehe der Regierende Bürgermeister zur Weltrekordjagd tröten konnte, stürmten acht Demonstranten auf die Straße des 17. Juni, reckten Banner in die Höhe und schütteten orange Farbe auf der Laufstrecke aus – nur wenige hundert Meter hinter der Startlinie.

Einige hatten sich Jacken der freiwilligen Marathon-Helfer aus dem vergangenen Jahr übergestreift, um sich unauffällig den Absperrungen zu nähern. Viel richteten sie trotzdem nicht aus: Polizisten und Ordnungskräfte des Veranstalters waren schnell zur Stelle, um die Aktivisten von der Straße zu tragen.

Ein Teilnehmer des Marathon läuft durch orangefarbene Farbe, die von Aktivisten der Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ bei einer Protestaktion auf die Strecke geschüttet wurde.
Ein Teilnehmer des Marathon läuft durch orangefarbene Farbe, die von Aktivisten der Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ bei einer Protestaktion auf die Strecke geschüttet wurde.

© dpa/Sebastian Gollnow

Pünktlich um Viertel nach neun schickte Wegner fast 48.000 Läuferinnen und Läufer los. Manche stapften durch die Farbpfützen, viele wurden von Ordnern vorbeigelotst.

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Sportlich blieb der gescheiterte Blockadeversuch folgenlos: Der Kenianer Eliud Kipchoge gewann den Lauf in 2:02:42 Stunden, einer der besten je gelaufenen Zeiten; die Äthiopierin Tigist Assefa unterbot den bisherigen Frauen-Weltrekord sogar um mehr als zwei Minuten und lief nach 2:11:53 Stunden durchs Ziel.

Auch intern war der Marathon-Protest umstritten

„Ja, wir unterbrechen den Berlin-Marathon“, hatte die „Letzte Generation“ noch am Freitag ganz selbstverständlich mitgeteilt. Doch auch intern war der Plan umstritten: „Wenn der Marathon ernsthaft gestört wird, bin ich raus“, schrieb ein Aktivist am Sonnabend in einem internen Chat, den der Tagesspiegel einsehen konnte. „Nürburgring ok, aber Marathon geht echt nicht.“

Die Polizei war vorbereitet: Mehr als tausend Einsatzkräfte waren am Sonntag entlang der Strecke postiert – und sprachen auch „Zielpersonen“ an, die sich zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule aufhielten und bereits bei Veranstaltungen der „Letzten Generation“ gesichtet worden waren.

Den Aktivisten drohen 2000 Euro Ordnungsgeld

Die Farbattacke vorm Start blieb nicht der einzige Störversuch: Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, verhinderten die Beamten im weiteren Streckenverlauf noch mehrere andere Aktionen der „Letzten Generation“. Die Beschuldigten seien etwa bei vorbereitenden Handlungen beobachtet worden und Einsatzkräfte unmittelbar eingeschritten, sagte eine Sprecherin.

Insgesamt nahm die Polizei 31 Menschen im Zusammenhang mit den Klimaprotesten vorläufig fest. Ein Teil von ihnen sei nach einer Aufnahme der Personalien bereits wieder auf freiem Fuß, sagte die Sprecherin. Ob die Polizei weitere Beschuldigte im Anschluss in Gewahrsam nimmt, war zunächst offen.

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Den Aktivisten droht jedoch ein Ordnungsgeld in Höhe von 2000 Euro pro Person. Die Polizei hatte im Vorfeld der Veranstaltung per Allgemeinverfügung nicht angemeldete Klimaproteste im Umfeld des Marathons untersagt.

„Wir tun das, weil wir in einer Notlage sind. In existenzieller Gefahr!“, begründete die Gruppe ihre Störversuche. „Uns tut es genauso leid, den Alltag eines Handwerkers zu unterbrechen wie den langersehnten Wettbewerb einer Läuferin“, hieß es in Anspielung auf die Straßenblockaden, mit denen die Aktivisten immer wieder Staus im Berliner Straßenverkehr verursachen.

„Beschwerden über diesen Protest bitte direkt an die Bundesregierung“, schrieb die Gruppe weiter. Und schickte auch noch eine Drohung mit: „Wollt ihr uns beim nächsten Großevent wiedersehen oder wollt ihr uns endlich zuhören? Es geht auch um euch und um alle, die ihr liebt!“ In einer Pressemitteilung behaupteten die Aktivisten, sie hätten den „Berlin-Marathon gestört“. Tatsächlich war der Protest nicht einmal im Fernsehen zu sehen. (mit dpa)

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