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Im Drogenkonsumraum in der Karl-Marx-Straße können Süchtige unter ärztlicher Aufsicht Drogen konsumieren.

© Morphium Film

„Am Ende ein Anfang“: Dokuserie zeigt Suchthilfe und Süchtige in Berlin-Neukölln 

Drogenkonsum belastet Süchtige und auch ihre Umgebung stark. Statt über die Konsumenten zu reden, will die Dokuserie ihre Perspektiven zeigen sowie jene, die sie unterstützen.

Benutzte Spritzen, Drogenreste und andere Hinterlassenschaften: In Neukölln stolpert man an vielen Ecken über offenen Drogenkonsum und das damit verbundene Elend. Ein Großteil derjenigen, die offen auf der Straße, in Parks, auf Spielplätzen oder in U-Bahnhöfen Drogen jedweder Art konsumieren, ist zugleich obdachlos und dadurch gleich mehrfach marginalisiert. Bezirk und Land scheinen das Problem kaum unter Kontrolle zu bekommen.

Dabei wird meist vor allem über den Konsum gesprochen und seltener mit denen, die real betroffen sind: den Konsument:innen und jenen Einrichtungen, die sie bei dem Weg raus aus der Sucht unterstützen wollen. Die Doku-Serie „Am Ende ein Anfang“ will das ändern: Regisseur Thomas Wüstemann nimmt jene in den Blick, die ihre Suchterkrankung überwunden haben – und jene, die sie dabei unterstützt haben.

Finanziert wurden die sechs rund zwanzigminütigen Episoden vom Bezirksamt. Die Serie stellt verschiedene Akteur:innen vor: Sie begleitet die Straßensozialarbeiter:innen von Fixpunkt auf einer Spritzensammel-Tour im Kiez, zeigt Interviews mit Vertreter:innen von Einrichtungen wie Confamilia, der Fachklinik F2 und der Entgiftungsstation im Vivantes Klinikum.

Die Serie erklärt auch, was Drogen im Kopf der Konsument:innen anstellen.
Die Serie erklärt auch, was Drogen im Kopf der Konsument:innen anstellen.

© Morphium Film

Die Serie erklärt, wie Drogen funktionieren und was sie mit den Köpfen der Menschen anstellen. Sie zeigt aber auch, auf welche Probleme die Sozialarbeiter:innen stoßen: Etwa, wenn sie Menschen, die aus ihrer Situation herauswollen, nicht in andere Angebote weitervermitteln können – sei es, weil diese keine freien Stellen haben oder die Betroffenen keine Leistungen beziehen und die Therapie nicht finanziert wird.

Auch ehemalige Suchtkranke stellt die Serie vor: Da ist Ina aus Rudow, lange Zeit versteckt abhängig vom Alkohol, der es noch heute manchmal schwerfällt, nicht zur Flasche zu greifen. Oder Milan, der durch den Ersatzstoff Methadon von harten Drogen wegkam. Die meisten Suchtkranken hätten traumatische Erfahrungen gemacht, schildern die Sozialarbeiter:innen – und betonen: Niemand wolle etwa durch den eigenen Konsum andere Menschen stören. Vielmehr hätten die Menschen schlicht keine andere Möglichkeit, als etwa halb versteckt im Gebüsch zu konsumieren.

Die Straßensozialarbeiter:innen von Fixpunkt sprechen Konsument:innen im öffentlichen Straßenraum an und versorgen sie etwa mit sauberen Spritzen.
Die Straßensozialarbeiter:innen von Fixpunkt sprechen Konsument:innen im öffentlichen Straßenraum an und versorgen sie etwa mit sauberen Spritzen.

© Morphium Film

Das Thema habe er immer schon spannend gefunden, berichtet Regisseur Wüstemann. „Mir geht es um die Frage, was Süchte mit unserem Leben machen“, sagt er.

Ihm sei es nicht darum gegangen, Heroinabhängige in Berliner U-Bahnhöfen zu zeigen, „sondern schlicht darum, dass Sucht ein Thema ist, das die meisten Menschen sehr unterschätzen – das die meisten Menschen in ihrem Leben aber auch irgendwie betrifft“. Der Kontakt zu den verschiedenen Trägern der Suchthilfe sei über das Bezirksamt gekommen, diese hätten dann wiederum Kontakte zu suchtkranken Menschen vermittelt.

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„Wir wollten einerseits den größeren Bogen aufmachen“, sagt Wüstemann. Deswegen kontrastiert die Serie immer wieder Interviews und Drohnenaufnahmen mit Erklärvideos und Zitaten aus Büchern der Weltliteratur, die das Thema Drogenkonsum behandeln. „Damit wollten wir das Thema ein bisschen über Neukölln erheben“, sagt Wüstemann.

Andererseits spielt der Film zwischen zwei Welten: der institutionalisierten Welt der Suchthilfen, Berater:innen, Therapeut:innen und Sozialarbeiter:innen. Und der sehr viel marginalisierteren, oft elendigeren Welt der Konsument:innen.

Gedreht wurde schließlich an zehn Drehtagen, schildert Wüstemann. Durch die relativ kurze Zeit habe er nicht alle Ideen realisieren können. Nicht gelungen sei es dem Filmteam etwa, stärker in Organisationen der Selbsthilfe einzutauchen – etwa die „Anonymen Alkoholiker“ zu begleiten. „Aber da liegt ja schon im Namen, dass die lieber anonym sein wollen“, sagt Wüstemann.

Hängengeblieben sei bei ihm persönlich das Gefühl, dass Drogenkonsum ein sehr bestimmendes Thema ist. „Ich selbst wohne in Kreuzberg und arbeite in Friedrichshain – meine Umgebung hat mit dem Thema genauso zu kämpfen wie Leute in Neukölln“, sagt Wüstemann. Das Thema Sucht betreffe eigentlich fast alle Menschen, aber kaum jemand beschäftige sich intensiv damit.

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