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Der Kulturverein will sich unter dem neuen Leiter Ulrich Weigand für neue Themen und Zielgruppen öffnen. (Bild von September 2014)

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"Open House": Alles neu in der Urania

Livestreams, Workshops, Festivals: Der Kulturverein mit 130-jähriger Tradition soll ein interaktives Bürgerforum werden. Diesen Sonntag ist Tag der offenen Tür.

Die Wolken am Berliner Augusthimmel ziehen wie eh und je über die verspiegelte Fassade der Urania. Doch was ist das? Die Säulen rund um das Haus leuchten in bunten Regenbogenfarben. Was zunächst wie ein Überbleibsel des Christopher Street Day wirkt, hat einen tieferen Sinn, erklärt Ulrich Weigand, seit April neuer Leiter der Urania. Das Haus will sich unter dem Nachfolger von Langzeitdirektor Ulrich Bleyer für neue Themen und Zielgruppen öffnen – und das auch nach außen zeigen.

„Ein Ort der Begegnung und der Diskussion“

Gemeinsam mit der Urania-Vorstandsvorsitzenden Gabriele Thöne und Kommunikationschef Erik Günther berichtete Weigand am Mittwoch, was sich der Berliner Kulturverein mit 130-jähriger Tradition für die Zukunft vorgenommen hat. Dabei fielen vor allem zwei Schlagworte, die Programm und Erscheinungsbild künftig prägen sollen: Dialog und Vielfalt.

„Die Urania war schon immer ein Ort der Wissensvermittlung, nun soll sie auch ein Bürgerforum werden, ein Ort der Begegnung und der Diskussion“, sagt Ulrich Weigand. Der Kommunikationswissenschaftler, der vom Bauhaus-Archiv an die Urania wechselte, findet, dass es davon in der Stadt noch zu wenige gebe.

In der Urania sollen Berlinerinnen und Berliner – alte und junge, gebürtige und zugezogene, deutsche und nicht- deutsche – zu Themen ins Gespräch kommen, die sie alle bewegen. Etwa unter dem neuen Jahresmotto der Urania „Vision findet Stadt“. Bereits 2010 hatte Weigand, damals Kommunikationschef der Urania, die Reihe „Stadt im Gespräch – Berlin im Wandel“ angestoßen, in der über Architektur und Stadtentwicklung diskutiert wird und an der auch der Tagesspiegel beteiligt ist. Die Gestaltung urbaner Räume, steigende Mieten, knappes Bauland, die Sorge um das Verschwinden grüner Rückzugsorte oder das Zusammenleben der Kulturen: Was die Hauptstädter bewegt, soll in der Urania Raum bekommen.

Interviews, Videos, Livestreams und ein Blog

Um Berlin geht es auch im „Kultur-Salon“, zu dem der frühere Regierende Klaus Wowereit ab März 2019 gemeinsam mit der Schauspielerin Pegah Ferydoni in die Urania lädt. Mit wechselnden Gästen wollen sie über Kunst, Kultur und – natürlich – ihre Stadt sprechen. Ebenfalls ab dem Frühjahr wird der Vorsitzende der Europäischen Linken, Gregor Gysi, in der Gesprächsreihe „Warum Europa“ mit Gästen aus Politik und Medien über Chancen und Herausforderungen der Europäischen Union diskutieren.

Nur zwei von rund 100 Veranstaltungen im Monat – für die sich Weigand und sein Team eine buntere Zuschauerschaft wünschen. Mehr Neuberliner, mehr Studierende, mehr Berufstätige und mehr Familien mit Kindern sollen sich durch den neu gestalteten und demnächst freigeschalteten Onlineauftritt der Urania klicken – und fündig werden. Interviews, Videos, Livestreams und ein Blog sollen „neue Perspektiven auf das Programm eröffnen“, erhofft sich Weigand. Hinzu kommen neue interaktive Formate wie Salons, Festivals und Workshops.

Urania kommt raus

Allerdings: Viele Veranstaltungen finden auch weiterhin am Vor- und Nachmittag statt – für Berufstätige ein Problem, aber nur schwer anders zu organisieren, bedauert Programmleiter Ingolf Ebel. „Wir versuchen natürlich, die für alle interessanten Themen auf Abende oder Wochenenden zu legen.“ Auch über Events auf Englisch denkt man laut Direktor Weigand nach, stecke dabei aber noch in den Anfängen.

Und noch etwas soll anders werden an der Urania, die sich pünktlich zum 250. Geburtstag ihres Vordenkers Alexander von Humboldt, der als Erster naturwissenschaftliche Bildung für Alle propagierte, neu aufstellt: Sie lädt nicht nur in ihr Haus ein, sondern tritt selbst in die Stadt hinaus – etwa mit dem Projekt „Tiny Town“, mobilen Mini-Wohnungen, die noch bis Anfang September auf dem Uraniavorplatz stehen und deren Erbauer und Bewohner Passanten zum Gespräch einladen. Oder mit dem Projekt „Urania Urban Gardening“, das ab Frühjahr 2019 auf dem Parkplatz des Wissenschaftszentrums als Ort der Begegnung und des Lernens über die Natur entstehen soll.

Auch mit den Berliner Hochschulen, insbesondere dem neuen Präsidenten der Freien Universität, Günter Ziegler, sowie dem Humboldt Forum sei man im Gespräch über Kooperationen, sagt Weigand. Konkurrenz werde man sich nicht machen, im Gegenteil: „Orte wie das Humboldt Forum oder auch das Futurium erweitern die Möglichkeiten des Dialogs.“

Wer mehr erfahren will, kann am Sonntag, dem 2. September, von 12 bis 20 Uhr die Veranstaltung „Urania Open House“ besuchen – mit Diskussionen, Vorträgen und Shows für Kinder und Erwachsene (Eintritt frei). An der Urania 17, 10787 Berlin-Schöneberg. Im Internet: urania.de

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