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© Getty Images/Betsie Van der Meer

Alleinerziehende und Erwerbsarbeit: Verbände werfen Lindner falsche Aussagen und eine „Spaltung der Gesellschaft“ vor

Der Bundesfinanzminister hatte am Montag behauptet, Alleinerziehende würden immer weniger erwerbsarbeiten. Das Gegenteil sei der Fall, kritisieren Alleinerziehendenverbände und fordern eine Korrektur.

Mehrere Alleinerziehendenverbände haben die Korrektur einer Aussage von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zur Erwerbstätigkeit von Alleinerziehenden gefordert. Lindner hatte am Montag auf einer Pressekonferenz zum Eckpunktepapier zur Kindergrundsicherung behauptet, Alleinerziehende in Deutschland würden immer weniger erwerbsarbeiten, obwohl es immer mehr Betreuungsangebote gäbe. Diese Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren sei „eine beklagenswerte Tatsache“, sagte der Finanzminister vor Journalisten.

Tatsächlich sei seine Aussage sachlich falsch, schreiben Vertreterinnen der Vereine Alltagsheldinnen, Solomütter, Fair für Kinder und Mia – Mütterinitiative für Alleinerziehende nun in einem gemeinsamen Offenen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). „Daten unter anderem des Statistischen Bundesamtes belegen, dass insbesondere alleinerziehende Mütter nicht nur bedeutend mehr erwerbsarbeiten als Mütter in Paarbeziehungen: Ihre Erwerbsbeteiligung ist in den vergangenen Jahren auch deutlich gestiegen“, heißt es in dem Schreiben.

77
Prozent der Alleinerziehenden hätten einen mittleren oder hohen Bildungsabschluss

77 Prozent der Alleinerziehenden hätten einen mittleren oder hohen Bildungsabschluss, die allermeisten gingen einer Erwerbsarbeit nach, mehr als ein Drittel sogar in Vollzeit.

Faktisch falsche Aussagen

Die Alleinerziehendenvertreter:innen fordern Paus zu einer öffentlichen Richtigstellung auf. „Wir haben es satt, dass Familienmodelle politisch und gesellschaftlich gegeneinander ausgespielt werden und Alleinerziehende einmal mehr als Prellbock der Gesellschaft herhalten müssen“, heißt es in dem Schreiben. Es sei nicht hinnehmbar, dass der Finanzminister „faktisch falsche Aussagen über eine gesellschaftliche Gruppe macht, diese gesamtgesellschaftlich sowie öffentlich diskreditiert und damit die Spaltung der Gesellschaft vorantreibt.“

Die FDP, so die Autorinnen weiter, verbreite ein mütterfeindliches Narrativ und schade damit Alleinerziehenden und ihren rund 2,2 Millionen Kindern in Deutschland. „Sie stellt ihre Leistung in den Schatten und tritt die zahlreichen unbezahlten Stunden Care-Arbeit, die diese Mütter täglich leisten, mit (partei-)politischen Füßen.“

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