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Die Kantstraße hatte bis vor kurzem keinerlei Infrastruktur für Radfahrer. Jetzt gibt es eine Pop-Up-Spur.

© imago images/Stefan Zeitz

Verein stellt Umfrage vor: ADAC für mehr Fahrradstraßen in Berlin – Autoverkehr soll nicht mehr wachsen

Der Automobilclub hat eine Verkehrs-Umfrage unter Berlinern vorgestellt. Dabei ging es auch um Corona-Radwege, Autofrei-Versuche und den Stellenwert des Autos.

Der Autofahrerverein ADAC warb am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz für das Auto. Für 56 Prozent der Berliner habe das Auto auch künftig einen hohen Stellenwert, sagte Vorstandsmitglied Volker Krane. Der ADAC Berlin-Brandenburg stellte die Ergebnisse einer – nicht repräsentativen – Umfrage vor, in der 120 Berliner zur aktuellen Verkehrssituation und -politik befragt wurden. Ein überraschendes Ergebnis ist, dass in der Corona-Zeit vor allem die Zahl der Fußgänger zugenommen habe, und zwar um 29 Prozent.

Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club nimmt an, dass dieser Trend anhalten wird, auch nach Ende der Corona-Pandemie. Der Radverkehr habe nur 14 Prozent, der Autogebrauch um 24 Prozent zugelegt. Drastisch verloren habe der ÖPNV, 32 Prozent der befragten Berliner nutzen ihn seltener. Der Verkehrspolitik des Senats gaben die Befragten laut ADAC die Schulnote 4 – "ausreichend". 

Verbote lehne der ADAC ab, weil auch die Berliner sie ablehnen würden, so der Verein. "Unsinn" sei etwa die Forderung, Autos mit Verbrennungsmotor ab 2030 nicht mehr in die Stadt zu lassen. So könnten künftig mit Wasserstoff-Verbrennung Autos klimaneutral betrieben werden. Die Technik ist aber noch in der Erforschung.

Der Autofahrerverein betrachte die Verkehrsmittel nach eigener Einschätzung "gleichberechtigt". Krane forderte erneut mehr Fahrradstraßen in Berlin: "Das würde ich mir wünschen." 

Zum Missbrauch der Fahrradstraßen durch Autofahrer sagte Krane: "Das ist ein Mangel an Achtsamkeit der Ordnungsbehörden". Er forderte die Polizei auf, mehr zu kontrollieren. Dass es auch ein Mangel an Achtsamkeit durch Autofahrer ist, sagte der ADAC nicht. Fahrradaktivisten sehen in der Fahrradstraßenforderung ohnehin nur den Versuch des ADAC, die Hauptstraßen so frei von Radfahrern zu bekommen, indem diese in die Nebenstraßen abgedrängt werden. 

Autofreie Friedrichstraße eine ADAC-Idee

Krane erinnerte daran, dass es der ADAC gewesen sei, der die Idee zu einem Autofrei-Versuch in der Friedrichstraße hatte. Diese und auch die Straße Unter den Linden seien für den Durchgangsverkehr ohnehin nicht attraktiv, sagte Krane. "Da kann man mal was ausprobieren."

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Der Verband sprach sich dagegen aus, aus der Friedrichstraße nach den Autos auch Radfahrer zu verbannen, nur weil es Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern gibt. Diese Konflikte ließen sich auch durch gestalterische Maßnahmen verhindern. Wünschenswert sei es, dass Unter den Linden eine Autospur erhalten bleibe. Wie berichtet, wollte Rot-Rot-Grün den Boulevard umgestalten, vorangekommen ist das Projekt bislang nicht.

Erstaunlich sei das Ergebnis der Umfrage bei der Frage nach Pop-up-Radwegen. Je 23 Prozent der Befragten gaben diesen Corona-Radwegen die Note 1 oder die Note 6. "Solche Extreme sind ungewöhnlich", sagte Krane, sie spiegelten die polarisierende Debatte in den vergangenen Monaten. An bestimmten Stellen könnten Pop-up-Radwege sinnvoll sein. Die Coronakrise dürfe aber nicht ausgenutzt werden, um Fakten zu schaffen, sagte Krane.

Autoverkehr soll nicht noch weiter wachsen

Aus Sicht des ADAC solle der Autoverkehr in der Stadt nicht noch weiter wachsen. Klar sei aber: „Die urbane Mobilität der Zukunft wird ohne Auto nicht auskommen.“

Der ADAC Berlin-Brandenburg hat sich nun eine "Mobilitäts-Charta" gegeben. An erster Stelle der zehn Punkte steht nachhaltiger Verkehr ohne Festlegung auf bestimmte Technologien. "Darüber hinaus setzen wir uns ein für die Stärkung der Mobilitätsalternativen zur langfristigen Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs."

Zu den weiteren Punkten der Charta zählen bedarfsgerechter, bezahlbarer und multimodaler Verkehr sowie das Teilen von Fahrzeugen. Betont wird Partnerschaftlichkeit. "Wir arbeiten mit anderen Mobilitätsbegeisterten zusammen." Stärker einsetzen will sich der Verband für mehr Möglichkeiten für Park-and-Ride-Plätzen für Pendler. (mit dpa)

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