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Diesen Sumpfkrebs hält ein Tourist im Tiergarten in der Hand.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Aale sollen invasive Art in Berlin bändigen: US-Sumpfkrebse gibt’s jetzt auch im Teltowkanal

Der vor Jahren nach Berlin eingeschleppte Rote Amerikanische Sumpfkrebs breitet sich aus. Mittlerweile wurde er in 31 Gewässern gesichtet.

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs breitet sich immer weiter aus: Das Fischereiamt Berlin hat Exemplare des Tieres im Jahr 2022 in 31 Berliner Gewässern gesichtet – und damit in acht mehr als bei der Zählung zuvor. Das berichtet die Senatsumweltverwaltung in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des AfD-Abgeordneten Tommy Tabor.

839 Kilogramm des Roten Amerikanischen Sumpfkrebses (Procambarus clarkii) wurden im Jahr 2022 gefangen. Gefangen wurden diese nur in zwei Gewässern: dem See im Britzer Garten (Neukölln) und dem im Tiergarten. In anderen Gewässern in Berlin wurden die Tiere zwar gesichtet, aber nicht gewogen. Dazu zählen Spree, Landwehrkanal, Fürstenbrunner Graben, Erpe, Hohenzollernkanal und der Spandauer Schifffahrtskanal.

Fazit der Umweltverwaltung: „Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs ist dabei, sich über die Hauptfließgewässer Berlins auszubreiten.“ Offenbar fühlt er sich in Berlin so wohl, dass er sich noch nicht über diese Gewässer nach Brandenburg ausgebreitet hat. In der Mark wurde er auch schon gesichtet, dort wurde er aber irgendwie anders eingeschleppt („anderer Einbringungspfad“). Da die Gewässer aber fließend sind, so die Umweltverwaltung, könne „eine weitere Ausbreitung des Roten Amerikanischen Sumpfkrebses in den offenen Gewässern (Havel, Dahme Spree) nicht verhindert werden“.

Der bis zu 15 Zentimeter große Allesfresser mit den knallroten dornigen Scheren lebte ursprünglich nur im Gebiet um den Golf von Mexiko. Wasser braucht das Tier übrigens nicht zur Fortbewegung: „Amerikanische Sumpfkrebse können bei Trockenheit auch längere Strecken über Land zurücklegen“, schrieb die Nachrichtenagentur dpa einmal. So ist auch das Foto zu diesem Text entstanden, laut dpa-Fotografin hat ein Tourist im Tiergarten den Krebs vom Boden aufgehoben.

Der rote Krebs schmeckt gekocht gut, ist lebend aber gefährlich: „Als Überträger der Krebspest wirkt sich das Vorkommen des Roten Amerikanischen Sumpfkrebses in einem Gewässer grundsätzlich auf alle dort vorkommenden heimischen Krebsarten letal aus“, schreibt die Umweltverwaltung. Letal heißt: tödlich. Tatsächlich gibt es laut Senat keine einheimischen Tiere: „Im Land Berlin gibt es bereits seit Jahrzehnten keine Nachweise für wildlebende Europäische Flusskrebse mehr“. Da der amerikanische Sumpfkrebs erst vor zehn Jahren seinen Siegeszug durch die Berliner Kanäle und Flüsse begann, kann er am Aussterben der einheimischen Arten nicht schuld sein.

Procambarus clarkii selbst sei gegen diese Pest „weitestgehend immun“. Und: „Er hat ernsthaft nachteilige Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung eines Gewässers.“ .Schon vor einigen Jahren hatte die Senatsverwaltung einen Fischer beauftragt, die Tiere zu fangen, diese durfte er dann als Leckerei an Berliner Gastronomen verkaufen.

Als natürlichen Gegenspieler setzt der Senat auf den Europäischen Aal. Das Aussetzen von Aalen könne „die weitere Ausbreitung der Population etwas eindämmen“, so die Hoffnung. Zudem können „Waschbär, Fischotter, Graureiher, Flussbarsch, Quappe und Zander dem Krebs gefährlich werden“, sprich: ihn fressen.

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