zum Hauptinhalt

© imago stock&people

Zeig deinen Schlüpper: Berlin trägt seine String-Tangas mit Stolz

Auf den Straßen der Hauptstadt blitzen die String Tangas aus den Hüfthosen hervor. Und das mit voller Absicht. Ist das die neue Emanzipation?

Von Priska Wörl

Sichtbare BHs und oben ohne sind längst out. Inzwischen trägt Berlin String-Tangas sichtbar so hochgezogen, dass sie aus dem Hosenbund herausschauen. Während sonst hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, wenn doch einmal ein Schlüpper hervorblitzte, trägt Berlin den String heute stolz und sichtbar. Es ist ein emanzipatorischer Akt. Attribute, für die gerade Frauen sonst sexualisiert oder verpönt wurden, machen sie sich zu eigen. Es ist eine Selbstermächtigung über Attribute, die sonst zur Objektifizierung verwendet wurden.

Wenn die Unterhose aus der Hose herausschaut, schreit das auf den ersten Blick nach den 2000er-Jahren. Doch es geht ums Hier und Jetzt – in den letzten Jahren hat sich die Position des Hosenbundes immer weiter verschoben. Hosen sitzen gerade wieder möglichst tief auf der Hüfte. Die Hüfthose ist ebenso wie schnelle Brillen und der Vokuhila ein Y2K-Trend. Y2K steht für eben die 2000er und ist gerade in der Modewelt, bei Festivals und natürlich in Berlin stilbildend. Mit dabei sind auch bauchfreie Oberteile. Und weil durch tiefe Hosen und kurze Tops nicht nur mögliche Bauchnabel-Piercings zur Schau gestellt werden können, wird auch die Unterwäsche gewählt positioniert.

Mit flachem oder rundem Bauch

Und das unabhängig von Geschlechterstereotypen sowohl an weiblich als auch männlich gelesenen Körpern. Ob sich oberhalb des Bundes der Unterwäsche ein behaarter Bauch, ein flacherer oder runderer Bauch befindet, spielt schon längst keine Rolle mehr. Denn Kleidung folgt längst nicht mehr Geschlechterrollen, und so ist es auch bei der Unterwäsche.

Und dabei sieht man auf den Straßen ganz unterschiedliche Interpretationen des Trends. Ein breiter Bund der Unterwäsche, gerne bedruckt mit Markennamen wie Calvin Klein, wird genauso hoch über die Hüfte gezogen wie die dünnen Fäden eines G-Strings, der nur aus einem Stoffdreieck und Schnüren besteht.

Bereits 2020 zeigte Versace den sichtbaren Trend des sichtbaren String-Tangas auf dem Laufsteg. 2022 zog dann auch Chanel nach und inzwischen hat sich der Trend immer weiter auf die urbanen Laufstege ausgebreitet.

Dass es sich bei den sichtbaren Unterhosen um eine Wiederbelebung vergangener Trends handelt, ist für die Modewelt nichts Neues. Dass er aber nicht nur an sehr dünnen, normschönen Frauen, sondern an Menschen aller Körperformen zu sehen ist, ist neu und gut.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false