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Mit neuem Bezug strahlt der Schaukelstuhl des dänischen Herstellers comfort aus den 60er Jahren wie neu.

© Genja Fehr/Stilraum

Dänische Designmöbel im Stilraum Berlin: Wieder auferstanden

Dänische Möbel sind elegant und funktional, zu schade zum Entsorgen. Stilraum kauft sie auf und arbeitet sie wieder auf – zu Unikaten.

Ein Urlaub in Dänemark – und die Liebe zum Design dieses Landes war entfacht. Dänische Möbel sind solide, schön und stabil. „Sie sind für die Ewigkeit gemacht“, sagt Genja Fehr. Das gilt vor allem für Klassiker aus den 50er bis 80er Jahren. Deutsche oder italienische Produkte aus dieser Zeit könnten damit gar nicht konkurrieren, sagt der Inhaber von Stilraum. Aber, hatte sich die dänische Wertarbeit fürs Wohnzimmer hierzulande schon herumgesprochen?

Gemeinsam mit seiner Frau Meike sah der 39-Jährige eine Marktlücke. Keine nagelneuen Möbel wollten sie verkaufen, sondern alte, die in Berlin sorgsam und mit Liebe zum Detail aufgearbeitet werden sollten. 2010 eröffnete das Ehepaar einen Laden in der Eldenaer Straße in Berlin-Friedrichshain. Das Interesse war enorm. „Am Anfang hatten wir ja noch nicht so viel Ware – und die war dann ruckizucki ausverkauft.“

Mittlerweile beschäftigen die Fehrs drei Mitarbeiter, vor allem fürs Polstern und Schreinern. Der Nachschub der dänischen Ware scheint unerschöpflich. „Es handelt sich ja um Massenproduktion“, erklärt Genja, „aber diese Möbel sind eben extrem hochwertig.“ Tische und Schränke, meist gefertigt aus Palisander oder Teakholz ebenso wie bequeme Stühle und Sessel. Im Design steckt viel Funktionalität. Genja präsentiert einen Esstisch. In einer Stirnseite ist eine Schublade integriert, in der anderen verbirgt sich ein Beistelltischchen, das man mit zwei, drei Handgriffen aufgeklappt hat.

"Wir retten die Möbel vor dem Wegwerfen"

Solche Details machen dänische Möbel, neben der guten Verarbeitung, so interessant. Das hellbraune Sideboard mit den Schiebtüren etwa, die geräuschlos hin- und hergleiten. Man kann die Türen sogar „wenden“, die schwarze Innenseite nach außen kehren und damit einen besonderen Effekt erreichen. Arne Vodder (1926-2009) hatte das praktische Möbel in den 50er Jahren entworfen. Es wurde zum Bestseller. Die Einrichtungsgegenstände des Kunsttischlers und Architekten waren begehrt. Vodders Möbel standen zur Zeit von Präsident Jimmy Carter im Weißen Haus, aber auch im Büro der Vereinten Nationen in Genf. Und bald vielleicht in einer Berliner Wohnung.

Auch die Kommode wurde wieder aufgearbeitet und strahlt in neuem Glanz.
Auch die Kommode wurde wieder aufgearbeitet und strahlt in neuem Glanz.

© Genja Fehr/Stilraum

Ein Schaukelstuhl mit sonnenblumengelben Bezug steht im Laden. Wie bequem man auf ihm sitzen kann. „So kam das Möbel natürlich nicht zu uns“, sagt Genja. Das (andersfarbige) Polster war zerfetzt, auch das Holz musste aufgearbeitet werden. Die meisten Möbeln, die aus Dänemark geliefert werden, müssen – mehr oder weniger intensiv – aufgearbeitet werden. Dabei werden sie bisweilen einen Touch moderner, bekommen eine farbige Schublade oder eben Polster in kühnen Farben. „Dass die Qualität stimmt, ist oberstes Gebot“, bekräftigt man bei Stilraum.

Die Fehrs finden ihre Möbel bei Haushaltsauflösungen und Händlern, manches stammt vom Sperrmüll. „Wir retten die Möbel vor dem Wegwerfen“, erzählt Genja. Die Möbel bleiben nicht lange im Laden. Mittlerweile verkauft Stilraum in alle Welt. Besonders in Japan und Südkorea, neuerdings auch in China möge man die dänischen Möbel.

Zum Glück kommt immer wieder neue alte Ware rein. Vielleicht auch mal ein Stuhl aus der „Serie 7“. Arne Jacobsen hat sie 1955 entworfen. Es war die meistverkaufte Stuhlserie weltweit. Ein Massenprodukt, das heute zum bewunderten Klassiker geworden ist.

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