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Vor dem Campus der TU sprudeln Brunnen auf dem Ernst-Reuter-Platz.

© Kai-Uwe Heinrich

Nach Plagiatsvorwürfen: Zwei Doktoren der TU geben ihre Titel zurück

Mitwirkende beim Portal VroniPlag Wiki haben kürzlich den Umgang der TU Berlin mit einem Plagiatsfall kritisiert. Jetzt gab der Betroffene seinen Doktortitel zurück - wie zuvor schon ein weiterer auf dem Portal Beschuldigter.

An der TU Berlin wurden jetzt zwei Plagiatsfälle abgeschlossen, indem zwei Promovierte auf ihre Doktorwürde verzichtet haben. Der ehemalige Bürgermeister von Forst (Lausitz), Jürgen Goldschmidt (FDP), „hat seinen Doktorgrad inklusive seiner Urkunde am 7. Mai 2015 an die TU Berlin zurückgegeben“, war am Montag auf Nachfrage aus der TU zu erfahren. Dies gelte auch für einen zweiten Fall, in dem der Doktorgrad im März zurückgegeben wurde.

Beide Fälle wurden vom Internetforum VroniPlag Wiki 2011 und 2012 öffentlich gemacht. Goldschmidt wurde unter anderem vorgeworfen, seitenweise aus einer Broschüre des Bundesamts für Bauwesen abgeschrieben zu haben, ohne die Quelle zu nennen. Die TU hatte Goldschmidt 2013 jedoch vom Plagiatsverdacht freigesprochen. Der Promotionsausschuss erkenne zwar Mängel in der Zitierweise, erklärte die Uni damals. Diese stellten aber die wissenschaftliche Qualität der Arbeit nicht infrage.

Ein Porträtfoto von Jürgen Goldschmidt.
Jürgen Goldschmidt (FDP) war bis zum 5. Mai Bürgermeister von Forst, am 7. Mai gab er seinen Doktortitel zurück.

© picture alliance/ZB

Goldschmidt erhielt die Auflage, die Arbeit „mit korrekter Zitierweise“ erneut an der Fakultät Planen, Bauen, Umwelt vorzulegen. VroniPlag Wiki hatte dies kritisiert: Die 450-seitige Arbeit enthalte auf fast 32 Prozent der Seiten Plagiate. Debora Weber-Wulff und Gerhard Dannemann, Mitwirkende des Portals, hatten den Fall zuletzt in einem Artikel, den auch der Tagesspiegel abdruckte, erwähnt. Darin beschrieben sie, wie Universitäten Plagiatsfälle teilweise widerwillig oder nur schleppend aufarbeiten.

Texte über Braunschweig oder die Schweiz an den Irak angepasst

Im Fall eines Bauingenieurs, der an derselben Fakultät promoviert wurde, beanstandeten die Plagiatsexperten 24,5 Prozent Abgeschriebenes. In seiner 2009 veröffentlichten Arbeit über "Probleme der Baupraxis und Bauwirtschaft im Nordirak" soll der Autor unter anderem einen Text über städtebauliche Planungen in Braunschweig, Ausführungen der IHK Köln oder Aussagen über die Schweiz übernommen und dabei lediglich Orts- und Zahlenangaben ausgetauscht haben, damit sie zur Situation im Irak passen. Zur Motivation der Beschuldigten, ihre Doktorgrade zurückzugeben, wollte sich die TU nicht äußern.

Rückgabe am Tag nach dem Ausscheiden aus Bürgermeisteramt

Die Rückgabe des Doktortitels durch Goldschmidt fällt mit seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bürgermeisters von Forst zusammen. Im November 2014 hatte er angekündigt, aus gesundheitlichen Gründen bei der Neuwahl im März nicht wieder antreten zu wollen. Am 6. Mai wurde er von seinem Nachfolger Philipp Wesemann (SPD) abgelöst.

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