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George Turner

© Mike Wolff

Turners Thesen: Wirtschaft schnell in die Schulen bringen

Warum vermittelt die Schule bislang kaum ökonomische Bildung? Vieles liegt an den Lehrkräften, meint unser Kolumnist George Turner. Die Lösung wäre ein eigenständiges Fach, das Quereinsteiger unterrichten könnten.

Bundeswirtschaftsminister Gabriel plädiert für die Aufnahme des Fachs „Ökonomische Bildung“ in die Lehrpläne der allgemeinbildenden Schulen. Dort müsse ein Grundwissen über „Wirtschaft“ vermittelt werden. Als Erwachsene stünden sie den Phänomenen später hilflos gegenüber. Dabei sei es wichtig, dass sie als Verbraucher und Wähler die Zusammenhänge kennten.

So richtig die Idee ist, so schwierig ist sie umzusetzen. Selbst wenn Elemente von „Wirtschaft“ in den verschiedenen Fächern mehr Berücksichtigung erfahren, als das heute der Fall ist, darf man sich davon keine Wunder erhoffen. Der durchschnittliche Pädagoge hat möglicherweise gar keine besondere Affinität zu dem Phänomen – sonst wäre er vielleicht nicht Lehrer. Auch begegnet man bei Lehrkräften nicht selten einer gewissen Skepsis gegenüber der Wirtschaft bis hin zur Wirtschaftsfeindlichkeit. Dies mag aus einer Ferne zum Objekt zu erklären sein, aber auch Voreingenommenheit und falsche Vorstellungen sind anzutreffen. Die Beschäftigung mit wirtschaftsrelevanten Themen wird gelegentlich als bloße Handreichung für die spätere Durchsetzung eigener Interessen und als Basis für gewerkschaftliches Agieren verstanden und entsprechend vermittelt. Lehrer, die das Fach „Wirtschaft“ studiert haben und es vorurteilsfrei vertreten könnten, sind als Berufsschullehrer eingesetzt. Gelegentliche Auftritte von Vertretern von Unternehmen in den Schulen oder Betriebsbesichtigungen sind nicht geeignet, die erforderlichen Kenntnisse in der Breite zu vermitteln.

Eine neue Generation von Lehrern

Die richtige Lösung ist ein eigenständiges Fach. Selbstverständlich wird es ein großes Wehklagen geben, zulasten welcher Stunden denn die neue Disziplin eingeführt werden soll.

Auf jeden Fall muss für die erfolgreiche Etablierung von „Wirtschaft“ eine neue Generation von Lehrern ausgebildet werden. Da das Thema brennt, sollte man nicht so lange warten. Vielmehr wäre hier ein plausibler Ansatz für den Einsatz von Quereinsteigern gegeben. Dort, wo es ohnehin an Bewerbern mit Lehramtsqualifikation um freie Stellen fehlt, könnten auf diese Weise im Beruf erfahrene Kräfte gewonnen werden. Soweit keine Stellen vorhanden sind, wäre an Stiftungslehrer zu denken, also an Stellen, die auf Zeit von dritter Stelle finanziert und später in den Etat übernommen werden, wie es bei Stiftungsprofessuren üblich ist.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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