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Am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München wurde erstmals in Deutschland bei einem Patienten das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen.

© Martin Bühler/Bundeswehr/dpa

Wie sich Affenpocken und Corona unterscheiden: Impfung, Übertragung, Symptome

„Nicht schon wieder ein Virus“, dürften sich viele bei den Affenpocken denken. Dabei hat die Krankheit fast nichts mit Corona gemein.

Gerade erst scheint Corona im Griff, da taucht schon der nächste Erreger in Deutschland auf. Die Sorge vor den Affenpocken geht um. Auch diese Krankheit wird durch Viren übertragen.

Doch das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Deshalb sind Expert:innen bislang vergleichsweise gelassen. Es folgt ein Vergleich der beiden Erreger.

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Affenpocken in Deutschland und weltweit: Viel weniger Fälle als bei Corona

Im Laufe des Mai haben zwar immer mehr Länder Fälle von Affenpocken gemeldet. Insgesamt hat die WHO bislang aber nur einige hundert Infektionen im Rahmen dieses Ausbruchs registriert. In Deutschland waren laut Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt (Stand 25. Mai) rund zehn Fälle bekannt.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte kürzlich, er sehe nicht den „Vorabend einer neuen Pandemie“. Durch Nachverfolgung von Kontakten und Vorsicht könne man die Situation in den Griff kriegen.

Das Coronavirus Sars-CoV-2 hat sich hingegen in den allermeisten Ländern der Welt bereits dauerhaft festgesetzt. Es gab mehr als eine halbe Milliarde registrierter Infektionen – und noch wesentlich mehr unter dem Radar. Viele Millionen Menschen sind gestorben. In Staaten wie Deutschland hat mittlerweile der überwiegende Teil der Bevölkerung durch Impfung und/oder Infektion einen gewissen Schutz.

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Affenpocken brauchen engen Kontakt zur Übertragung, Corona nicht

Affenpocken werden nach bisherigem Kenntnisstand hauptsächlich durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen, unter anderem über Bläscheninhalt und Schorf. Das schränkt die Verbreitung stark ein. Dass momentan vor allem Fälle bei Männern, die mit Männern Sex haben, bekannt sind, könnte unter anderem mit mehreren internationalen Events zusammenhängen, bei denen es zu Ansteckungen kam.

Das RKI betont: „Das Risiko, sich mit Affenpocken zu infizieren, ist nicht auf sexuell aktive Menschen oder Männer, die Sex mit Männern haben, beschränkt. Jeder, der engen körperlichen Kontakt mit einer ansteckenden Person hat, kann sich infizieren.“ Momentan geht das RKI davon aus, dass der Ausbruch begrenzt werden kann.

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Corona-Infizierte geben das Virus Sars-CoV-2 hauptsächlich durch virushaltige Partikel weiter, die unter anderem beim Atmen, Husten und Sprechen entstehen. Dabei können Aerosole mit Viruspartikeln auch über längere Zeit in der Luft bleiben. Da für eine Ansteckung kein enger Kontakt nötig ist, kann sich das Virus schnell verbreiten.

Pocken & Ausschlag: Andere Symptome als bei Corona

Rechter Arm und Oberkörper eines Affenpocken-Patienten, dessen Haut eine Reihe von Läsionen aufweist (Archivbild)
Rechter Arm und Oberkörper eines Affenpocken-Patienten, dessen Haut eine Reihe von Läsionen aufweist (Archivbild)

© Uncredited/CDC/dpa

Erste Symptome der Affenpocken sind laut RKI Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. Einige Tage nach dem Auftreten von Fieber entwickeln sich Hautveränderungen, die letztlich verkrusten und abfallen.

In den typischen Pockenläsionen ist dabei die Viruskonzentration besonders hoch. Der Ausschlag konzentriert sich in der Regel auf Gesicht, Handflächen und Fußsohlen, aber auch auf Mund und Genitalien. Auch schwere Verläufe und Todesfälle sind möglich.

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Bei Corona gehören Husten, Fieber, Schnupfen sowie Geruchs- und Geschmacksverlust zu den häufigsten Symptomen. „Der Krankheitsverlauf variiert stark in Symptomatik und Schwere, es können symptomlose Infektionen bis hin zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und Tod auftreten“, heißt es beim RKI.

Gegen Affenpocken gibt es von Anfang an einen Impfstoff

Bereits vor Auftauchen der Affenpocken in Europa gab es einen Impfstoff dagegen. Imvanex ist zwar hierzulande bislang nur gegen Menschenpocken zugelassen, Experten gehen aber auch von einer guten Wirksamkeit bei Affenpocken aus.

Deutschland hat bis zu 40.000 Dosen davon bestellt. Mit Impfungen im Bereich bekannter Infektionscluster könnte das Ausbruchsgeschehen wahrscheinlich deutlich eingegrenzt werden, sagt Ralf Bartenschlager vom Universitätsklinikum Heidelberg. Zudem gibt es ein in der EU zugelassenes Medikament.

[Lesen Sie auch: Die wichtigsten Fragen und Antworten: Kann man sich jetzt gegen Affenpocken impfen lassen? (T+)]

Gegen das vor mehr als zwei Jahren neu aufgetretene Coronavirus gab es zunächst weder Medikamente noch Impfstoffe. Das machte eine Eindämmung zunächst schwieriger. Mittlerweile sind in Deutschland mehrere Impfstoffe sowie verschiedene Arzneimittel verfügbar.

Eine Gemeinsamkeit: Affenpocken kommen ursprünglich von Tieren – Corona vermutlich auch

Affenpocken sind eigentlich eine Krankheit bei Nagetieren in West- und Zentralafrika. Vereinzelt springen sie dort auf Affen und auch auf den Menschen über, letzteres ist laut RKI seit 1970 bekannt. Dass sich das Virus in Europa von Mensch zu Mensch ausbreitet, ist neu. Die Gründe dafür sind unklar.

Das Corona-Virus Sars-CoV-2 wurde erstmals vor etwa zweieinhalb Jahren entdeckt. Es wird angenommen, dass sich die ersten Menschen auf einem Tiermarkt der chinesischen Stadt Wuhan angesteckt haben. Eine weit verbreitete Theorie ist, dass der Erreger ursprünglich von Fledermäusen stammt.

Affenpocken mutieren selten – Corona entwickelt sich häufiger weiter

Der Affenpocken-Erreger ist ein sogenanntes DNA-Virus. Das Erbgut dieser Viren gilt als recht stabil im Vergleich zu RNA-Viren wie dem Coronavirus. Das bedeutet: Mutationen treten seltener auf.

Das Coronavirus hat sich in den vergangenen zwei Jahren hingegen weiterentwickelt. Das Virus wurde dadurch wesentlich leichter übertragbar, zum Teil wirkten Impfstoffe schlechter. Die aktuell in Deutschland vorherrschende Variante Omikron führt aber in der Regel zu einem leichteren Krankheitsverlauf als frühere Varianten. (dpa)

Valentin Frimmer

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