zum Hauptinhalt
Symbolbild: Geschwindigkeit und Reformbereitschaft deutscher Bildungspolitik.

© Kitty Kleist-Heinrich TSP

Wiarda will’s wissen: Das ist der Gipfel

Eine „Verständigung über ambitionierte Bildungsziele“ wurde im Koalitionsvertrag versprochen. Jetzt wird die Überwindung der Bildungsmisere in Deutschland an einem Vormittag abgehakt.

Eine Kolumne von Jan-Martin Wiarda

Die Diskrepanz könnte nicht größer sein. Im Ampel-Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP mit folgenden Worten einen Bildungsgipfel angekündigt: „Wir wollen gemeinsam darauf hinwirken, dass jedes Kind die gleiche Chance auf Entwicklung und Verwirklichung hat. Dazu werden wir einen Bildungsgipfel einberufen, auf dem sich Bund, Länder, Kommunen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über neue Formen der Zusammenarbeit und gemeinsame ambitionierte Bildungsziele verständigen.“

Und nun das, was am Dienstag stattfindet: ein 15-minütiger Impuls durch die Bundesbildungsministerin, dann ein wissenschaftlicher Vortrag über Bildungsgerechtigkeit und schließlich zwei Podiumsdiskussionen, gelabelt als „bildungspolitische Spitzengespräche“, mit Kultusministern, Verbandsvertretern und verschiedenen Schulakteuren. Dann folgt schon die regelmäßig stattfindende Bildungsforschungstagung. Die öffentliche Rettung des Bildungsföderalismus an einem Vormittag.

Das heißt nicht, dass die Veranstaltung ein Reinfall werden muss. Doch ein echter „Bildungsgipfel“ hätte – wie vor 15 Jahren in Dresden – mindestens die Beteiligung und das Commitment von Bundeskanzler und Ministerpräsidenten bedurft. Zumal das Ergebnis von 2008 nicht so schlecht war wie oft behauptet. Nur weil Bund und Länder sich damals auf quantifizierbare Ziele einigten, konnte man ihnen später überhaupt vorwerfen, sie nicht oder nur teilweise erreicht zu haben.

Beispiel Schulabbrecher: Ihr Anteil wurde bis 2015 nicht halbiert, aber von acht auf sechs Prozent gedrückt. Beispiel Kita-Betreuungsquote der Unter-Dreijährigen: Rauf gehen sollte es von 20 auf 35 Prozent, es wurden knapp 33 Prozent.   

Den Überambitionen des Koalitionsvertrages jetzt mit dem genauen Gegenteil zu begegnen, ist kein Erwartungsmanagement, sondern lässt die Beteiligten die Sinnfrage stellen. Hoffentlich kann der „Gipfel“ sie beantworten. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false