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Weltweite Renaissance der Atomkraft - wird das Risiko beherrschbar?

© Gestaltung: Tagesspiegel | Foto: PA

Weltweite Renaissance der Atomkraft: Ist das Risiko zwölf Jahre nach Fukushima nun beherrschbar?

Deutschland steigt aus, aber viele Länder der Welt setzen auf neue Kernkraftwerke. Ob und wie die Sicherheitslage sich geändert hat, schätzen unsere Experten ein.

Energiekrise und Klimawandel lassen viele Länder die totgeglaubte Kernkraft wiederbeleben - und das zwölf Jahre nach dem Super-GAU von Fukushima. In unserem Format „3 auf 1“ analysieren immer drei Experten aus verschiedenen Richtungen die Lage. Diesmal: Wird das Risiko beherrschbar? (Alle Folgen „3 auf 1“ können Sie hier nachlesen)


Deutschland muss weiter an Sicherheit forschen

Wie bei den meisten Technologien – etwa dem Automobilbau oder der Luftfahrt – ist auch in der Kerntechnik eine fortlaufende Erhöhung der Sicherheit vieler Anlagen festzustellen. Das gilt naturgemäß für neue Reaktoren, ist aber in vielen Ländern auch das Ergebnis kontinuierlicher sicherheitsgerichteter Nachrüstungen.

Ein wichtiger Treiber dafür sind nicht zuletzt die Lehren, die aus dem Unfall von Fukushima gezogen wurden. Richtig ist aber auch, dass keine Anlage ohne das „Restrisiko“ eines schweren Unfalls betrieben werden kann – das gilt auch in unserer europäischen Nachbarschaft.

Ob und gegebenenfalls wann es zu einem solchen Unfall kommt, kann niemand vorhersagen. Deshalb tun wir in Deutschland gut daran, wenn wir für die Sicherheit forschen, um sicherheitsrelevante Entwicklungen und Ereignisse im Ausland kraft eigener Kompetenzen zu beurteilen und uns kritisch einbringen können, wenn es um die Weiterentwicklung internationaler Regeln geht.


Nur Deutschland glaubt es besser zu wissen

„Fukushima ist überall“, rufen die Akw-Gegner und wollen uns einreden, ein Unglück könne immer und überall passieren.

In Fukushima ist es deshalb passiert, weil Japan unzureichende Sicherheitsregeln hatte. 2012 hat man nachgebessert und neue Standards eingeführt. Sie sorgen dafür, das selbst in Fukushima kein Fukushima mehr passieren könnte.

Die japanische Regierung ist von der neuen nuklearen Sicherheit überzeugt. Sie setzt wieder voll auf Kernenergie. Die Bevölkerung findet das überwiegend gut: Umfragen zeigen in diesem Jahr erstmals seit 2011 wieder mehr Kernkraftbefürworter als -gegner.

Denn die Energiekrise hat sie gelehrt: Neben der nuklearen Sicherheit brauchen wir weitere Sicherheiten: eine sichere Stromversorgung, eine sichere CO2-Minderung.

Zu diesen Sicherheiten trägt die Kernenergie entscheidend bei. Daher steht sie auch in Europa wieder hoch im Kurs. Viele Länder bauen ihre Kernkraft aus; Polen steigt sogar frisch ein. Nur Deutschland glaubt, es besser zu wissen – noch.


Fukushima galt auch als sicher

In jedem AKW kann es jeden Tag zu einem schweren Unfall kommen. Weil alle Sicherheitsvorschriften schwere Unfälle nicht ausschließen können.

Und weil der reale Zustand der Anlagen oft noch schlechter ist als angenommen. Der „neue“ große Riss im französischen AKW Penly etwa dürfte Monate, wenn nicht Jahre alt sein.

Das – 2019 abgeschaltete – AKW Philippsburg-2 wies von seinem ersten Betriebstag an nicht einmal den vorgeschriebenen (und angenommenen) Schutz gegen Erschütterungen auf – und das im erdbebengefährdeten Oberrheingraben.

32 Jahre lang bemerkte dies niemand. Auch hier war es nur Glück, dass es nicht zur Katastrophe kam.

Selbst das AKW Fukushima galt noch am 10. März 2011 als „sicheres“ Kraftwerk. Hätten Atomkraftgegner:innen seine Stilllegung verlangt, hätten Betreiber und Behörden auf die gerade absolvierte Sicherheitsüberprüfung verwiesen.

Nur einen Tag später, am 11. März, war der Super-Gau dort nicht mehr aufzuhalten. Wer weitere Atom-Katastrophen verhindern will, muss Atomkraftwerke abschalten. Auch die offiziell als „sicher“ bezeichneten.

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