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Geschlossene Schwingtüren in einem Institutsflur.

© Shutterstock / sandsun

Update

Wegen der Corona-Krise: Forschungsbetrieb der Berliner Unis ruht ab Freitag

Berlins Hochschulen müssen den Betrieb bis Freitag herunterfahren. Prüfungen finden ab sofort nicht mehr statt. Staatsexamen werden verschoben.

Wegen der Corona-Krise schalten die Unis jetzt flächendeckend auf den Minimalbetrieb um. Was sich wie berichtet schon seit dem Montag angekündigt hatte, beschloss die COVID 19-Taskforce der Senatskanzlei Wissenschaft mit Beteiligung der Hochschulen, der Charité und der außeruniversitären Einrichtungen am Mittwochabend definitiv.

Ab Freitag mit Dienstschluss - wann immer der für einzelne Hochschulangehörige ist - soll der sogenannte "Präsenznotbetrieb" einsetzen. Dazu erläutert Günter M. Ziegler, der Präsident der Freien Universität, in einer Mitteilung vom Donnerstagmorgen: Der Hochschulbetrieb im Sommersemester solle "weitgehend kontaktfrei und digital ermöglicht werden". Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach hatte zu Beginn der Woche erklärt, dass auch der Forschungsbetrieb im "Notbetrieb" weitestgehend heruntergefahren werde.

[Mehr zu den Auswirkungen des Coronavirus in Berlin gibt es hier im Liveblog]

Für die Charité gilt eine Ausnahmeregel

Die „kritische Infrastruktur“ wie Rechenzentren oder die Gebäudesicherheit aber blieben selbstverständlich aufrechterhalten. Das gelte auch für Verwaltungsfunktionen wie die Auszahlung von Gehältern oder des Bafögs. Zu den Arbeiten, die im Notbetrieb nicht gestoppt werden, gehöre die Corona-Forschung, etwa in Projekten der Charité und des Max-Delbrück-Centrums (MDC), sagte Krach.

Begründet werden die Schritte aktuell damit, dass man "der Ausbreitung des Coronavirus entgegenwirken" wolle und "weitere Schutzmaßnahmen für Beschäftigte, Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler" treffe.

Insgesamt ausgenommen von den vereinbarten Maßnahmen sei die Charité – Universitätsmedizin Berlin, heißt es. Sie lege "angemessene Maßnahmen im Hinblick auf ihre Aufgaben fest".

Prüfungen finden nicht statt

Prüfungen, sei es für einzelne Module, Bachelor- oder Masterabschlüsse, dürfen schon ab Donnerstag nicht mehr abgenommen werden. Die Abgabefristen für Abschlussarbeiten werden rückwirkend ab dem 12. März "bis zur Wiederaufnahme eines regulären Studienbetriebes" ausgesetzt, sie laufen derzeit nicht weiter. "Gehemmt" seien sie aber mindestens bis zum 11. Mai.

Eine Ausnahme bilden die Prüfungen zum Staatsexamen: "Vorgaben zur Durchführung von Staatsexamina werden von den jeweiligen Prüfungsämtern erlassen und mitgeteilt", teilt die Senatskanzlei Wissenschaft mit.

Auf entsprechende Anfragen des Tagesspiegels zum Vorgehen beim Staatsexamen kam am Donnerstag zuerst eine Antwort aus der Schulverwaltung: "Zurzeit können im Rahmen der Staatsprüfung keine Unterrichtspraktischen Prüfungen abgenommen werden. Aktuell sind hiervon zehn Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter betroffen, für die ein von der Regel abweichendes Ende der Ausbildungszeit galt." Für sie wurde der Vorbereitungsdienst "unbürokratisch bis zum 31.Mai 2020 verlängert, in der Zuversicht, dass bis dahin wieder Unterricht an den Schulen stattfindet".

Notfallplan für Staatsprüfungen im Lehramt

Derzeit werde an einem Notfallplan gearbeitet, "der sicherstellen soll, dass alle Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter rechtzeitig durch das Absolvieren veränderter und der aktuellen Situation angepasster Prüfungsformate die Staatsprüfung ablegen können", erklärt Verwaltungssprecher Martin Klesmann. Alle Betroffenen würden über Veränderungen rechtzeitig informiert.

Das Juristische Prüfungsamt Berlin-Brandenburg (GJPA) teilte am Freitag mit, dass ab dem 21. März alle mündlichen Prüfungen ebenso wie alle für den April geplanten schriftlichen Prüfungen vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Von der Gesundheitsverwaltung gab es auch am Freitag keine Auskunft.

[Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung dieses Artikels vom Mittwochabend hieß es, dass auch Staatsexamensprüfungen generell verschoben werden. Das ist nicht durch den Wortlaut der Pressemitteilung gedeckt. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.]

Haben sich Senat und Hochschulen mit der Verschiebung der übrigen Prüfungen bis mindestens 11. Mai von einem verspäteten Semesterbeginn am 20. April verabschiedet?

Offenbar nicht, bislang scheint man daran festzuhalten, den Studienbetrieb zu diesem Zeitpunkt digital aufnehmen zu wollen. Zwar müsse jedem klar sein, dass Ende April "kein geregelter Betrieb" starten wird, sagt Hans-Ulrich Heiß, Vizepräsident der Technischen Universität, in einer aktuellen Videobotschaft an Studierende und Lehrende.

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"Wir sind dabei, auf Online-Formate umzustellen", so Heiß. Derzeit würden Handreichungen geschrieben, wie Lehrende ihre Vorlesungen und Seminare aufzeichnen können. Man versuche, "Geräte in ausreichender Zahl zu beschaffen", prüfe und teste Softwaresysteme, rüste Server auf.

Heiß äußert sich "ziemlich zuversichtlich, dass wir das Sommersemester, wenn auch in eingeschränktem Betrieb, durchführen können - und nicht abschreiben müssen."

In den Tagen zuvor hatten die Unileitungen Studierende, Promovierende, das wissenschaftliche und das Verwaltungs-Personal bereits auf einen weitgehenden Shutdown eingestellt. Wer Geräte und technische Anlage betreue, solle sich umgehend auf eine Stilllegung vorbereiten, hieß es in einem am Sonntag veröffentlichten Info-Brief der Technischen Universität.

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Daraufhin hatten beispielsweise Labore, die in biologisch ausgerichteten Bereichen arbeiten, ihre laufenden Experimente abgebrochen. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass das Herunterfahren des Forschungsbetriebs nun zum Ende der Woche offiziell wird.

Aus der Verwaltung ist zu hören, dass der "geordnete Minimalbetrieb" jetzt vereinbart worden sei, um Hochschulen und Forschungseinrichtungen Verlässlichkeit zu geben. Und das vorerst auch ohne eine berlin- oder bundesweite Generalquarantäne.

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