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Spezielle Waschmittel und Temperaturen über 60 Grad wirken gegen Keime.

© Christin Klose/dpa

Über Babysöckchen und Mützchen: Waschmaschinen können resistente Keime übertragen

In einem Kinderkrankenhaus wurde bei 13 Neugeborenen ein seltenes Bakterium nachgewiesen. Quelle war die Waschmaschine, in der die Babykleidung gewaschen wurde.

Antibiotikaresistente Erreger können über Waschmaschinen verbreitet werden. Das wiesen Hygieniker der Universität Bonn für ein Kinderkrankenhaus nach, in dem im Zeitraum von April 2012 bis Mai 2013 mehrfach ein Bakterium vom Typ Klebsiella oxytoca auf insgesamt 13 Neugeborene übertragen wurde. Zu einer gefährlichen Infektion kam es aber nicht. Quelle war eine handelsübliche Waschmaschine, in der Kleidungsstücke der Neugeborenen gewaschen wurden. Die Forscher berichteten über die Ergebnisse ihrer Untersuchungen im Fachmagazin "Applied and Environmental Microbiology".

Seltenheit des Erregers führte auf die Spur des Verbreitungswegs

Demnach war auf der Neugeborenenstation eines Kinderkrankenhauses in Deutschland bei routinemäßigen Hygienescreenings vermehrt das Bakterium Klebsiella oxytoca festgestellt worden. Das Bakterium kann zu Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen sowie im schlimmsten Fall zu einer tödlichen Sepsis führen.

In diesem besonderen Fall konnten gängige Antibiotika gegen diesen Erreger nur eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr eingesetzt werden. Nachdem der Keim wiederholt auf Neugeborene übertragen worden war und intensive Hygieneinterventionsmaßnahmen erfolglos blieben, zog das Krankenhaus das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn hinzu.

"Dieser Klebsiella-oxytoca-Typ war so einzigartig, dass er bisher in dieser Form noch nicht in der Datenbank des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Gramnegative Krankenhauserreger erfasst war", erläuterte die Leiterin des One Health-Fachbereichs am IHPH, Ricarda Schmithausen, in einer Mitteilung der Hochschule. Diese Besonderheit war den Angaben zufolge ein Vorteil, weil sich dadurch der Verbreitungsweg eindeutig nachvollziehen ließ. Weder Eltern noch das Pflegepersonal hatten die Bakterien übertragen.

Übertragung durch handelsübliche Waschmaschine

"Der Klebsiella-oxytoca-Typ war eindeutig im Spülfach und am Türgummi einer Waschmaschine im Keller nachzuweisen, mit der die handgestrickten Söckchen und Mützchen der Babys auf der Station gewaschen wurden", sagte der Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universitätskliniken Bonn, Martin Exner. Über die Kleidung wurden die Keime auf die Neugeborenen übertragen.

Normalerweise sind demnach in Krankenhäusern spezielle Waschmaschinen und Waschverfahren im Einsatz, die bei hohen Temperaturen und mit Desinfektionsmitteln waschen – oder ausgewiesene Wäschereien bereiten die Wäsche extern auf. Auf der Frühgeborenenstation handelte es sich in dem Fall dagegen um eine handelsübliche Waschmaschine, wie die Bonner Universität weiter berichtete. "Es handelt sich um einen Sonderfall", betonte Schmithausen.

In Studien wurde bereits beschrieben, dass sich antibiotikaresistente Bakterien in Waschmaschinen einnisten können. "Wir haben jedoch erstmals nachgewiesen, dass es durch eine Waschmaschine auch zur Übertragung von antibiotikaresistenten Keimen auf den Menschen kommen kann", berichtete Exner.

Kleidung bei 60 Grad waschen

Dieses Resultat habe unter anderem auch Konsequenzen für den häuslichen Bereich. Denn aus Umweltschutzgründen gehe bei üblichen Haushaltsmaschinen der Trend zu niedrigeren Temperaturen deutlich unter 60 Grad Celsius. Dies sei im Prinzip eine sehr positive Entwicklung, weil dadurch Energie eingespart und das Klima geschont werde, erklärten die Forscher.

Sofern jedoch pflegebedürftige, ältere Menschen mit offenen Wunden oder Blasenkathetern oder auch jüngere Menschen mit eiternden Verletzungen oder Infektionen im Haushalt lebten, sollte die Wäsche bei höheren Temperaturen – zum Beispiel 60 Grad – gewaschen werden, um die Übertragung von gefährlichen Keimen zu vermeiden. Hygieniker sehen darin eine wachsende Herausforderung, weil die Zahl der in Familien versorgten Pflegebedürftigen ständig zunimmt. (afp)

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