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Schön und gefährlich. Wandelröschen stammen aus Mittelamerika. Bei mildem Klima könnten sie sich auch in Deutschland verbreiten.

© dpa

Invasive Pflanzen: Wandelröschen auf Wanderschaft

Im Zuge des Klimawandels könnten exotische Pflanzen mehr Probleme machen. Hanfpalmen und Wandelröschen etwa könnten in Deutschland andere Arten verdrängen.

Sie sehen hübsch aus, sind aber eine Bedrohung für die heimische Flora und Fauna: Exotische Pflanzen wie Hanfpalmen und Wandelröschen könnten sich in Deutschland weit verbreiten und andere Arten verdrängen, sagt Mark van Kleunen von der Universität Konstanz. Im Fachblatt „Nature“ haben er und weitere Forscher eine weltweite Übersicht über Neophyten veröffentlicht – Pflanzen, die sich auf fremdem Boden etabliert haben.

Überrascht habe ihn, wie groß die Zahl der ausgewanderten Arten sei, sagt der Ökologe. Fast vier Prozent der globalen Flora, insgesamt mehr als 13 000 Arten, seien auch fernab ihrer Heimat zu finden. Zum Vergleich: In ganz Europa gibt es rund 14 000 Pflanzenarten. In Deutschland haben die Forscher rund 450 Neophyten ausgemacht. Nur etwa 30 davon gelten derzeit als problematisch. Dazu gehören der Japan-Knöterich oder die Kanadische Goldrute.

Gartenpflanzen könnten sich unkontrolliert in freier Wildbahn ausbreiten

Doch weitere Arten könnten einen plötzlichen Boom erleben, wenn sich die Lebensbedingungen zu ihren Gunsten ändern – etwa, wenn die Sommer heißer und die Winter milder werden, warnt van Kleunen. Dies gelte unter anderem für einige Gartenpflanzen aus mediterranen und subtropischen Gebieten. Das hübsche, aber hochgiftige Wandelröschen etwa habe sich in anderen Teilen der Welt schon unkontrolliert verbreitet. Ähnliches gelte für die Hanfpalme, ein beliebtes Gewächs für den Vorgarten. Im Tessin verdränge die Art bereits den heimischen Wald, und auch in Deutschland könnte sich die Palme schon bald in freier Wildbahn ausbreiten.

Neuseeland hat eine fast europäische Flora

Wenn es um Neophyten geht, ist Europa aber nicht nur Opfer, sondern auch Täter. „Wir haben fast die ganze europäische Flora exportiert“, sagt van Kleunen. So macht sich der rot blühende Blutweiderich in Nordamerika breit. Zur Plage wird dort auch die Knoblauchsrauke, die Einwanderer als Gewürz mitbrachten. Besonders betroffen ist Neuseeland. Weil dort die Weiden für Kühe und Schafe zu mager waren, brachten Siedler Pflanzen aus ihrer Heimat mit und säten sie teils sogar mit Flugzeugen aus. Heute hat Neuseeland eine fast europäische Flora. Es gibt 1500 einheimische Pflanzenarten und 1500 exotische. Nicht überall seien solche Folgen zu erwarten, sagt van Kleunen. „Doch die Pflanzenwelt wird in Zukunft homogener und ein bisschen langweiliger.“

Die Forscher hatten für ihre Studie Informationen zu eingewanderten Pflanzenarten aus über 480 Festland- und mehr als 360 Inselregionen gesammelt. Die meisten nicht-heimischen Arten gibt es demnach mit fast 6000 in Nordamerika, die schnellste Zunahme bei der Zahl der Invasoren auf den Pazifikinseln. (dpa)

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