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Die erblich mitbedingte Dupuytren-Krankheit führt zu unnatürlichen Fingerhaltungen.

© Hugo Zeberg/ Molecular Biology and Evolution

Vorwiegend bei Männern: Neandertaler-Gene steigern Risiko für Wikinger-Krankheit

Gene von Neandertalern steigern bei Europäern das Risiko für die sogenannte Wikinger-Krankheit. Eine große Erbgut-Analyse erkärt, warum die Dupuytren-Krankheit bei Menschen aus Afrika äußerst selten ist.

Von Walter Willems, dpa

Neandertaler-Gene können das Risiko für die sogenannte Wikinger-Krankheit deutlich steigern. Das hat ein internationales Forschungsteam durch ausgiebige Erbgut-Analysen ermittelt. Beim Abgleich der Daten von fast 8000 Menschen mit der sogenannten Dupuytren-Krankheit mit rund 650.000 Personen ohne diese Erkrankung stieß das Team um Hugo Zeberg vom Stockholmer Karolinska-Institut auf 61 Genvarianten, die mit einem erhöhten Risiko verbunden sind. Drei davon stammen von Neandertalern, darunter die beiden Varianten mit der zweit- und dritthöchsten Korrelation.

Die Gruppe, zu der auch der Medizin-Nobelpreisträger Svante Pääbo vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie zählt, präsentiert ihre Ergebnisse in der Zeitschrift „Molecular Biology and Evolution“. Pääbo hatte als erster Forscher das Neandertaler-Genom sequenziert. Daher weiß man, dass bis zu zwei Prozent des Erbguts von Europäern von Neandertalern stammen. Bei Menschen aus Afrika ist das nicht der Fall. Der Grund dafür: Jene frühen Menschen, die vor Zehntausenden von Jahren Afrika verließen, vermischten sich im Nahen Osten und angrenzenden Regionen mit den damals dort lebenden Neandertalern.

Mit Folgen bis heute – in diesem Fall eine nachteilige: Die Dupuytren-Krankheit ist eine Erkrankung des Bindegewebes der Handinnenfläche. Gewöhnlich beginnt die Krankheit mit einem Knubbel in der Handfläche, der sich allmählich so ausweiten kann, dass sich einzelne Finger nicht mehr strecken lassen, meist Ring- und Mittelfinger. Die Krankheit tritt meist im höheren Alter auf, vorwiegend bei Männern.

Risikofaktoren sind neben dem Alter Alkoholkonsum, Diabetes und vor allem das Erbgut. Da die Krankheit bei Nordeuropäern häufig vorkommt, wird sie Wikinger-Krankheit genannt. Eine Studie ergab, dass in Norwegen etwa 30 Prozent der Menschen im Alter über 60 Jahren betroffen sein könnten. In Deutschland hätten vermutlich acht bis zehn Millionen Menschen leichte Symptome dieser Krankheit, schätzt die Deutsche Dupuytren-Gesellschaft. Bei Menschen aus Afrika südlich der Sahara kommt sie dagegen nur äußerst selten vor.

Diese Diskrepanz in der Häufigkeit basiere darauf, dass Neandertaler-Gene maßgeblich zu der Krankheit beitragen könnten, betont das Team. Demnach steigert der zweitgrößte Risikofaktor, eine von Neandertalern stammende Variante des Gens EPDR1, die Erkrankungswahrscheinlichkeit um den Faktor 1,8. „Die Resultate deuten darauf hin, dass die Vermischung mit Neandertalern eine große Auswirkung hatte auf die Häufigkeit der Erkrankung bei modernen Menschen“, schreibt das Team.

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