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In der Mitte Europas. Die Viadrina sieht es als ihren Gründungsauftrag, den Austausch mit Polen zu suchen.

© imago images/Schöning

30 Jahre Unis in Brandenburg: Von der Peripherie ins Zentrum

Die drei brandenburgischen Unis feiern ihr 30-jähriges Bestehen und pochen auf ihr je eigenes Profil. Die Viadrina setzt auf den Brückenschlag nach Osteuropa.

Hätten die Hohenzollern die Brandenburgische Universität Frankfurt im Jahr 1811 nicht geschlossen, würde man an der Viadrina in diesem Jahr einen 515. Geburtstag begehen. Doch Friedrich Wilhelm III. verfügte die Verlegung der 1506 in Frankfurt (Oder) gegründeten Hochschule nach Breslau.

So kann die Europa-Universität in diesem Jahr lediglich ihr 30-jähriges Bestehen feiern – ein Jubiläum, das sie mit den beiden anderen Brandenburgischen Universitäten, der Uni Potsdam und der Technischen Uni Cottbus-Senftenberg (BTU) teilt. Wobei die BTU, Brandenburgs zweitgrößte Uni, im Jahr 2013 eine Neugründung in Fusion mit der Fachhochschule Lausitz erfuhr, und so eigentlich erst zarte acht Jahre alt ist.

Dennoch feiert man mit diversen Veranstaltungen und Publikationen nun gemeinsam den am 15. Juli 1991 per Errichtungsbeschluss begonnen Aufbau der Brandenburgischen Universitätslandschaft. Zu DDR-Zeiten hatte es in der Mark nicht eine einzige Uni gegeben. Nach der Wende waren es dann drei auf einen Schlag – trotzdem war Brandenburg auch weiterhin das Land mit der niedrigsten Universitätsdichte.

Austausch mit Polen

Die nach der Wiedervereinigung geborene Idee war, die Unis zu spezialisieren. Während sich Potsdam auf Lehrer:innenbildung und Naturwissenschaften konzentrierte, setzte man in Cottbus auf Technik-Fächer. In Frankfurt wiederum sollten ausgewählte Geistes- und Sozialwissenschaften studiert werden. Zugleich verstand der langjährige Landesvater Manfred Stolpe (SPD) die Viadrina als Versprechen und Verpflichtung zugleich, den Austausch Brandenburgs mit Polen zu fördern.

Auch wenn die Unis ihre Profile weiter geschärft haben – Frankfurt zum Beispiel bietet fächerübergreifende Studiengänge wie den „Master of Digital Entrepreneurship“ an – hat sich die disziplinäre Unterteilung im Wesentlichen erhalten. „Die Brandenburgischen Unis waren und sind Unikate“, erklärte Wissenschaftsstaatssekretär Tobias Dünow zum Auftakt des Jubiläumshalbjahres in Potsdam.

Die Unis seien zwar nicht die größten in Deutschland – dafür aber sehr innovativ. Das Problem, dass es in einigen Regionen Brandenburgs überhaupt keine Hochschulen gebe, habe man durch die Einrichtung sogenannter Präsenzstellen kompensiert. Kleine Außenposten der Unis sollen sich um niedrigschwelligen Kontakt mit mittelständischen Unternehmen bemühen.

Überhaupt seien die Brandenburger Universitäten keine isolierten Gebilde, so Dünow. So sei die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen BTU und lokalen Unternehmen ein Motor des Strukturwandels der Lausitz. Die Viadrina habe den wissenschaftlichen Brückenschlag nach Polen auf andere osteuropäische Länder erweitert.

Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit

Vor einigen Jahren noch war die Viadrina dafür kritisiert worden, die Osterweiterung der EU verschlafen zu haben. Dies könne man ihr sicher nicht mehr vorwerfen, meint Dünow. „Die Universität Potsdam wiederum hat sich als Brandenburgs größte Hochschule in den vergangenen Jahrzehnten zu einer international anerkannten wissenschaftlichen Einrichtung entwickelt“, sagte der Wissenschaftsstaatssekretär. Auch sei man stolz darauf, dass man mit dem an die Uni Potsdam angeschlossenen Abraham-Geiger-Kolleg ein Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit und zudem die einzige jüdisch-theologische Fakultät in Deutschland unterhalte.

Ohnehin sei es für die Uni Potsdam bezeichnend, dass sie mit zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen verflochten sei, sagte Vizepräsidentin Barbara Höhle. Die Universität sei in den meisten Studienfächern voll ausgelastet – was zum Teil auch an der Nähe zu Berlin liege.

In Cottbus hingegen müsse man sehr stark um Studierende werben, bedauerte BTU-Präsidentin Gesine Grande. Dieses Problem habe man zwar mit anderen auf MINT-Fächer spezialisierten Unis gemein, zusätzlich aber sei die BTU „eine Uni in einer Randlage“.

Frankfurt als Mitte Europas

Viadrina-Präsidentin Julia von Blumenthal hingegen verwehrte sich gegen die Zuschreibung, Frankfurt sei Peripherie. „Wie befinden uns in der Mitte Europas“, sagte die Politikwissenschaftlerin. So arbeite die Viadrina mit zahlreichen europäischen Universitäten und Forschungseinrichtungen, insbesondere im Osten zusammen.

Aktuell werde versucht, der unter großem politischen Druck stehenden Wissenschaft in Belarus zu helfen. Mit einer Gastprofessur für einen Historiker ist ein Anfang gemacht. Zudem würden weißrussische Dozent:innen mit digitalen Lehraufträgen versorgt, erklärte von Blumenthal. Und belarussische Studierende haben in Frankfurt akademisches Asyl gefunden.

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