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Eine Wissenschaftlerin tippt etwas in ihren Laptop ein.

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Vertrauensverlust in die Wissenschaft: Forschende misstrauen Ergebnissen ihrer Kollegen

Die Arbeitsbelastung von Wissenschaftlern nimmt einer Studie zufolge auch deshalb zu, weil sie ihre Quellen stärker als früher überprüfen müssen.

Bei ihrer Arbeit beziehen sich Forscherinnen und Forscher laufend auf Publikationen von Kollegen. Doch ihr Vertrauen in die Ergebnisse anderer ist erschüttert, wie jetzt eine Umfrage in der internationalen scientific community zeigt. Ebenso leiden die Forschenden am öffentlichen Vertrauensverlust in die Wissenschaft, heißt es.

Der große Wissenschaftsverlag Elsevier und die Initiative „Sense about Science“ veröffentlichten kürzlich zwei Studien zur Arbeitsbelastung von Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern an Unis und Forschungsinstitutionen sowie zur Qualität und zum Vertrauen innerhalb der Wissenschaft. Die Umfrageergebnisse, die auf Aussagen von weltweit 1.450 beziehungsweise 3.133 Befragten beruhen, wurden von Elsevier in einem Bericht über „Trust in Research“ (Vertrauen in die Forschung) zusammengefasst.

Mehr Zeitaufwand, um verlässliche Quellen zu finden

Über ein Drittel (37 Prozent) aller befragten Forschenden gaben an, von der Gesamtheit der Forschungsergebnisse, die sie lesen, lediglich die Hälfte oder weniger als vertrauenswürdig zu erachten. Nur ein Prozent der Befragten ging so weit zu sagen, sie misstrauen Forschungsergebnissen generell. Dem Bericht zufolge haben die Zweifel rückwirkend Einfluss auf die Arbeitsbelastung der Wissenschaftler. 51 Prozent der Befragten sagten, sie würden pro Woche mehr Zeit dafür aufwenden, passende und verlässliche Quellen zu finden, als diese zu lesen. „Die Überprüfung und Validierung von Informationen stellt Forscher vor immer größere Herausforderungen“, erklärt Adrian Mulligan, Forschungsdirektor bei Elsevier.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die planen, Ergebnisse ihrer Forschung zu veröffentlichen, sehen sich den Studien zufolge außerdem zunehmend damit konfrontiert, diese unanfechtbar zu belegen. Viele fühlten sich davon überlastet, sie geben an, weniger Pausen als früher einzulegen. Auch sei es für sie schwerer geworden, wissenschaftliche Durchbrüche mit ihrer Forschung zu erzielen, erklärt Mulligan.

In Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaft sehen 41 Prozent der Befragten Qualitätsverluste in der wissenschaftlichen Fachlektüre als großes Problem. Gleichzeitig sind 38 Prozent der Meinung, dass es für die Öffentlichkeit schwieriger wird, vertrauenswürdige Forschungsinhalte zu erkennen. 28 Prozent hingegen machen für ein geringes Vertrauen in die Wissenschaft den schieren Überfluss an Informationen verantwortlich, dem an Wissenschaft Interessierte gegenüberstehen.

Annika Reiß

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