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Schulung von Pflegepersonal an der Charité

© Getty Images/sturti

Unbezahlte Einsätze im Pflegestudium: In vier Wochen nicht mal vier Stunden Schlaf am Tag

Dringend braucht Berlin neue Pflegekräfte. Doch der Weg über ein dreijähriges Studium kann in unhaltbare Überlastungen führen.

Vorlesungen, Seminare und praktische Einsätze in Kliniken oder ambulanten Einrichtungen. So sieht er aus, der dreijährige Lehrplan, den Studierende in den neuen Pflegestudiengängen der Fachhochschulen durchlaufen. Doch das zur Hälfte zwischen Theorie und Praxis aufgeteilte Curriculum kann zu existenziellen Notlagen führen, wie ein neuer Hilferuf aus Fachhochschulkreisen an den Senat belegt – der vierte seit 2021.

Das Problem liegt in den nach EU-Richtlinie vorgesehenen 2.360 Praxisstunden, die während des Studiums mindestens zu absolvieren sind. Die Einsätze laufen oft auf Schichtdienst in Vollzeit hinaus, werden aber nicht bezahlt.

„Als Flüchtling mit einem medizinischen Abschluss, der in Deutschland leider nicht anerkannt wird, kann ich von meinen Eltern keine finanzielle Unterstützung erwarten“, schreibt darin Ebenezer Okechukwu, der als Erstsemester an der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) angefangen hat.

Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, habe er während seines letzten vierwöchigen Praxiseinsatzes halbtags bei einem Fastfoodanbieter gejobbt, neben der 40-Stunden-Woche im Krankenhaus. Er habe in dieser Zeit am Tag „nicht mal vier Stunden Schlaf erhalten, was für ein medizinisches Personal schrecklich ist“.

Bereits in ihrem ersten offenen Brief hatten Studierende von ASH, Charité und der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht und Unterstützungsleistungen angemahnt. Man habe viel Zuspruch erhalten, jedoch seien die im Abgeordnetenhaus bewilligten Finanzmittel „bis heute nicht an die Studierenden ausgezahlt“ worden.

Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet derzeit an Rechtsänderungen, um den praktischen Teil des Pflegestudiums zu vergüten. Von den aktuellen Verhandlungen zur Bildung eines neuen Senats erhoffen sich Pflegestudierende der ASH, dass bessere Rahmenbedingungen im Studium der Pflege- und Therapieberufe Eingang in den Vertrag der zukünftigen Koalition finden.

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