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Unser Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: Es wird zu viel promoviert

Es gibt schon jetzt zu viele (überflüssige) Dissertationen. Doch bald werden auch die Fachhochschulen promovieren wollen, meint unser Kolumnist George Turner.

Zu Recht hat der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und frühere FU-Präsident, Peter-André Alt, darauf hingewiesen, dass es zu viele (überflüssige) Dissertationen gibt. Die von ihm geleitete Institution könnte das Ihrige dazu beitragen, den Missstand mindestens nicht weiter ausufern zu lassen.
Die Zunahme der vergebenen Dr.-Titel hat an den Universitäten einen entscheidenden Grund: mit der Vergrößerung des Lehrkörpers gab es mehr Professoren, die Doktor-Arbeiten zur Bearbeitung vergeben können. Rektoren und Präsidenten, die ihre Einrichtungen in der HRK vertreten, könnten, im Zusammenwirken mit den Fakultäten, regulierend und mäßigend eingreifen – wenn sie wollten.
Nunmehr droht eine weitere Inflation des Dr.-Titels, der sich die HRK entgegenstellen könnte: Die Fachhochschulen fordern ein eigenes Promotionsrecht. Deren Leiter als Repräsentanten dieser ebenfalls der HRK angehörenden Hochschulart, könnten auch in die Pflicht genommen werden. Bisher bedarf es bei Promotionen ihrer Absolventen der Mitwirkung von Universitäten. Hier und da gibt es bereits Auflockerungen, indem einzelnen Fachbereichen an FHs die Möglichkeit eingeräumt wird, Aspiranten direkt zum Dr. zu verhelfen. Der Beteuerung, es soll bei Ausnahmen bleiben, darf man nicht trauen. Vielmehr wird das Promotionsrecht bald von allen FHs gefordert werden. Nachgiebige Politiker werden es gewähren, sodass die letzte FH-Klitsche stolz ihre ersten Doktoren verabschieden wird.

Die Fachhochschulen sehen sich "auf Augenhöhe" mit den Universitäten

Derzeitig gibt es eine auch von den Organisationen der Forschung (MPG, Helmholtz, Leibniz) getragene Übung, dass Promotionen nur an Universitäten stattfinden. Den FHs genügt es nicht, dass ihre Absolventen in einem kooperativen Verfahren den Dr.-Grad erwerben. Als wesentlicher Grund wird angeführt, man betreibe selbst Forschung, die sich „auf Augenhöhe“ mit der an Universitäten bewege. Das tun die genannten außeruniversitären Einrichtungen allemal. Sie leben gut im Zusammenwirken mit den Universitäten.
Auf die Frage, ob die Behauptung der „Forschungsstärke“ von FH-Professoren etwa durch Berufungen von FH-Professoren an Universitäten oder Forschungsinstitutionen wie die MPG belegt sei, gibt es keine Antwort. Solange das so bleibt, ist die Vermutung nicht unbegründet, dass letztlich Prestigedenken das Bemühen bestimmt. Unter den Vertretern der Fachhochschulen wird der Präsident der HRK nur vereinzelte Mitstreiter finden.
Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-mail senden: george.turner@t-online.de

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