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Netzwerker. Sozialer Austausch ist Bonobos wichtiger als Vorräte.

© Jingzhi Tan

Verhaltensforschung: Tausche Futter gegen neue Bekanntschaft

Bonobos teilen ihre Nahrung lieber mit fremden Artgenossen als mit Mitgliedern ihrer eigenen Gruppe.

Das wiesen Forscher von der Duke-Universität in Durham in North Carolina in 70 Versuchen mit 14 verschiedenen Bonobos nach. Vermutlich wollten die Menschenaffen so ihr soziales Netzwerk erweitern, schreiben Jingzhi Tan und Brian Hare in der Fachzeitschrift „Plos One“. Neue Bekanntschaften seien den Tieren wichtiger als das Erhalten einer Freundschaft.

Teilen mit Fremden sei demnach keine einzigartige Eigenschaft des Menschen, meinen die Forscher. Allerdings sei das Verhalten der Affen nicht völlig uneigennützig. Wenn kein direkter Kontakt mit dem Artgenossen möglich ist, fressen sie lieber alleine, als anderen über technische Umwege zu Futter zu verhelfen.

Die Versuchsreihe im „Lola ya Bonobo“-Tierasyl in kongolesischen Kinshasa setzte sich aus mehreren Experimenten zusammen. Zuerst bekamen die Affen einen Futtervorrat in ihren Käfig, jeweils hinter einer Scheibe beäugt von einem Bonobo aus der eigenen Gruppe und einem, den sie nur vom Sehen kannten. Statt den Vorrat in aller Ruhe selbst zu verspeisen oder dem Gruppenmitglied die Tür zu öffnen, baten die meisten Affen zuerst das fremde Tier zu sich. Der fremde Bonobo wiederum öffnete häufig noch zusätzlich dem Gruppenmitglied des Gastgebers die Tür, so dass er selbst nun zwei Angehörigen der ihm fremden Gruppe gegenübersaß.

Dass dabei nicht nur selbstsüchtige Motive eine Rolle spielen, zeigte ein weiteres Experiment. Das Futter war nun für die Versuchstiere selbst unerreichbar. Sie konnten jedoch mithilfe eines Seils einem anderen Bonobo eine Tür öffnen, so dass dieser an das Essen gelangen konnte. Das Versuchstier hatte dabei keine Möglichkeit zu einem direkten Kontakt mit dem anderen. Dennoch öffneten neun von zehn Bonobos wenigstens in einem Versuchsdurchgang die Tür. Dabei kamen Fremde und Gruppenmitglieder gleichermaßen zum Zuge.

Wenn sie allerdings Futter abgeben sollten und im Gegenzug trotzdem kein direkter Kontakt zum Artgenossen möglich war, siegte der Egoismus. Während Menschen auch anonym und ohne Gegenleistung kleine Hilfen gewähren, öffnete in dem Test keines der Versuchstiere die Tür für den anderen – weder für Fremde noch für Gruppenmitglieder. dpa/jas

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