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Weltweit wird nach einem Impfstoff gegen Covid-19 gesucht. 

© dpa/Fredrik von Erichsen

Suche nach Corona-Impfstoff: Impfstoff selbst gemacht

Namhafte Forscher spritzen sich einen selbst entwickelten Impfstoff gegen Covid-19.

Etwa 20 Forscher, einige darunter mit der renommierten Harvard University und dem Massachusetts Institute of Technology in Cambridge verbunden, haben sich freiwillig als Versuchskaninchen zum Testen eines selbst entwickelten Do- it-yourself-Impfstoffs gegen Covid-19 zur Verfügung gestellt. Es sei ihre einzige Chance immun zu werden, ohne ein Jahr oder länger auf ein formal zugelassenes Vakzin warten zu müssen, zitiert das US-Magazin „MIT Technology Review“ die teilweise anonym agierenden Forscher.

Genomforscher George Church.
Genomforscher George Church.

© Tsp

Konsequenzen der Erkrankung stark unterschätzt 

Einer der Freiwilligen ist der Genomforscher George Church, dessen ehemaliger Labormitarbeiter Preston Estep das Corona-Vakzin entwickelt hat. Church hält es für sicher, zitiert ihn das Magazin: „Ich denke, wir gehen ein viel größeres Risiko durch Covid-19 selbst ein, gemessen an den vielen Möglichkeiten, wie man sich anstecken kann.“ Die Menschen würden die Konsequenzen der Erkrankung viel zu sehr unterschätzen. Church selbst habe monatelang das Haus nicht verlassen.

[Lesen Sie hier, wie sich die Corona-Lage in Berlin aktuell entwickelt]

Der Impfstoff wird seit März von einer sich selbst so nennenden „schnellen Einsatztruppe“ entwickelt, des „Rapid Deployment Vaccine Collaborative“ (Radvac). Die von Estep mitgegründete Gruppe von Wissenschaftlern hofft, dass ein Do-it-yourself-Impfstoff schneller als die auf den üblichen Wegen entwickelten und getesteten herstellbar ist.

Ein einfach herzustellender Impfstoff

Estep ist kein Laie, sondern Molekularbiologe und Mitgründer der Erbgutsequenzierfirma Veritas Genetics. Der Impfstoff sollte „einfach“ und mit „verfügbaren Materialien“ herstellbar sein. Das Vakzin besteht aus kleinen Eiweiß-Teilen, Peptiden, von Sars-CoV-2. Solche Bruchstücke sind nicht infektiös, können aber das Immunsystem unter Umständen zu einer Reaktion anregen und so einen Immunschutz herstellen.

Es gibt bereits auf diesem Prinzip basierende Impfstoffe, nicht aber gegen Coronaviren. Diese Peptide, gemischt mit fein gemahlenem Chitosan, dem Hauptbestandteil des Panzers von etwa Krabben oder Insekten, als Trägersubstanz, haben sich Estep, Church und Kollegen inzwischen in die Nase gesprüht. Mehrfach. Ein möglicher und effektiver, aber selten genutzter Weg.

Impfstoff könnte womöglich die Erkrankung verstärken

Ob es gewirkt hat, ist allerdings offen. Genauso wie niemand sagen kann, ob der DIY-Impfstoff eine Covid-19-Erkrankung womöglich verstärkt – was etwa bei Impfstoffen gegen Katzencoronaviren beobachtet wurde.

Der Bioethiker Arthur Caplan der New York University nennt die Radvac-Aktivisten in dem Techreview-Bericht daher „über alle Maßen verrückt“ und attestiert „schlecht begründeten Enthusiasmus”. 

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