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Studierende sitzen in einem Hörsaal der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

© Patrick Pleul / dpa

Studienplatz in letzter Minute: Wie man jetzt noch an die Uni kommt

Nachzügler oder Abgewiesene haben bis kurz vor Semesterbeginn noch gute Chancen auf einen Studienplatz. Vor allem, wenn sie bei der Ortswahl flexibel sind.

Der Berliner Sommer ist wie im Flug vergangen. Kaum hat man sich eine neue Sonnenbrille gekauft, werden die Tage schon wieder kürzer. Besonders schnell verging die Ferienzeit wohl für die jungen Erwachsenen, die Anfang Juli noch ihr erfolgreich bestandenes Abitur gefeiert haben und jetzt ihre ersten Schritte in Richtung berufliche Zukunft planen.

Manche entscheiden sich für eine Berufsausbildung, einen Freiwilligendienst oder Auslandsjahr, andere zieht es gleich an die Uni. Doch nicht alle, die studieren wollen, haben auf Anhieb einen Platz bekommen. Doch es ist nicht zu spät.

Wer in der ersten Bewerbungsrunde leer ausgegangen ist oder Fristen versäumt hat, kann immer noch den Sprung an die Uni schaffen: Derzeit werden Restplätze an Universitäten und Fachhochschulen vergeben. Bei der Orientierung hilft die Online-Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).

Gezielt auf die Suche machen

Wie funktioniert’s? Mit der Option „Erweiterte Suche“ können die Interessenten beim HRK-Hochschulkompass ganz gezielt suchen: nach Studienorten, Hochschulen, Wissenschaftsbereichen oder konkreten Studiengängen. Für einen Bachelor in Biologie an einer öffentlichen Hochschule etwa spuckt die Börse bundesweit aktuell 33 Adressen aus: von Agrarbiologie in Hohenheim über Biochemie in Greifswald bis hin zu Umweltwissenschaften in Oldenburg.

Bei den meisten Hochschulen läuft die Frist bis Mitte oder Ende September, manche haben ihre Anmeldung aber auch bis Mitte oder Ende Oktober geöffnet.

Zu beachten ist, dass man sich nicht bei allen gefundenen Angeboten ohne weiteres einschreiben kann. Je nach Fach und Uni gibt es verschiedene Anforderungen für die Zulassung wie Sprachkenntnisse oder einen bestimmten Notenschnitt. Viele Hochschulen vergeben Restplätze per Losverfahren, das sie entweder selbst abwickeln oder von der Plattform www.hochschulstart.de zentral koordinieren lassen.

Nach einer Panne bei der Mediziner-Zulassung in Frankfurt am Main war die Bewerbungsplattform für das zentral organisierte bundesweite Losverfahren, das sogenannte Koordinierte Nachrücken, für einige Tage offline. Seit Dienstag ist Hochschulstart.de wieder für Studieninteressierten offen. Für das Koordinierte Nachrücken kann sich nur anmelden, wer bisher keine Zulassung an einer Hochschule erhalten hat.

Ein Restplatz in Berlin

Für Berlin liefert die Suche beim Hochschulkompass derzeit noch Treffer an der Technischen Universität (6), an der Humboldt-Universität (15) oder den Fachhochschulen (insgesamt 69). Aber auch an der Freien Universität werden per Losverfahren noch letzte Plätze vergeben. Für dieses Wintersemester betrifft das an der FU die Arabistik, Bioinformatik, Chemie und Geografische Wissenschaft, erfuhr der Tagesspiegel auf Anfrage. Für diese Plätze bewirbt man sich direkt über die Homepage der FU.

Für die TU Berlin nennt Baris Ünal, Leiter der Studienberatung, folgende Fächer, in denen noch Bachelorstudienplätze im Nachrückverfahren über Hochschulstart.de vergeben werden: Lehramt Ernährung/Lebensmittelwissenschaft, Kultur und Technik/Bildungswissenschaft, Kultur und Technik/Wissenschafts- und Technikgeschichte, Lebensmitteltechnologie, Medientechnik, Technische Informatik und Verkehrswesen.

Sollten nach dem „Koordinierten Nachrücken“ über Hochschulstart.de im Oktober noch Studienplätze frei geblieben sein, findet an der TU Berlin ein Losverfahren für Bachelor-Studienplätze im 1. Fachsemester statt, erklärt Ünal. Darüber würde die Uni dann auf ihrer Homepage informieren.

Auch an der BTU Cottbus kann man sich noch bis zum 26. September bewerben.

© Foto: Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Besonders aussichtsreich erscheint eine Bewerbung an der Berliner Hochschule für Technik. Die BHT wirbt um Bewerber:innen für reguläre Plätze in sieben Studiengängen – von Verpackungstechnik über Pharma- und Chemietechnik und Computational Engineering and Design bis zu Elektromobilität und Green Engineering. Achtung: An der BHT läuft die Bewerbungsfrist über das hochschuleigene Portal nur bis zum 16. September.

Schmaler ist das Angebot an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW): Dort sind lediglich noch Bewerbungen per Losverfahren möglich – das aber bis zum 30. September. Freie Restplätze gibt es dem Hochschulkompass der HRK zufolge dort zum Beispiel für Regenerative Energien, Bekleidungs- oder Elektrotechnik und verschiedene Informatikstudiengänge.

Gute Chancen im Umland

Muss es unbedingt Berlin sein? Die Hochschullandschaft ist sehr viel größer und im Hochschulkompass finden sich in der ganzen Republik noch interessante Studienmöglichkeiten. Die HRK weist darauf hin, dass sich der spontane Blick auf die Studienplatzbörse auch spät und wiederholt lohnt. Sie wird täglich aktualisiert und wegen Absagen werden kurzfristig immer wieder Plätze frei.

Deutlich größer als in Berlin sind die Chancen im Umland – etwa an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und an der BTU Cottbus. In Frankfurt kann man sich bis zum 15. September für fast die gesamte Bandbreite des Studienangebots direkt einschreiben. Die meisten der an der Viadrina angebotenen Fächer, ob Europäisches Wirtschaftsrecht, Kultur- und Literaturwissenschaften, oder Mittel- und Osteuropastudien, sind zulassungs- und gebührenfrei.

Das gilt auch für die Last-Minute-Angebote der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, wo die Einschreibung über das BTU-eigene Bewerbungsportal bis zum 26. September möglich ist. Mit Ausnahme der zulassungsbeschränkten Sozialen Arbeit und der Instrumental- und Gesangspädagogik, die eine Aufnahmeprüfung erfordert, „sind überall noch Plätze frei“, wie Theresa Pohl, Mitarbeiterin im Studierendenmarketing, auf Anfrage sagt.

In Cottbus wird von Studierenden immer wieder die Betreuungsintensität im Studium gelobt.

Theresa Pohl, Studierendenmarketing der BTU Cottbus

Im Angebot sind Bachelorprogramme in allen Ingenieursfächern, in Informatik, Mathematik und BWL wie auch in zwei neuen Studiengängen zur Künstlichen Intelligenz. Ebenfalls neu an der BTU sind die Bachelor-Programme Bau- und Kunstgeschichte – an der Schnittstelle zwischen Bauingenieur:innen und Denkmalschützenden – sowie Digitale Gesellschaft, wo es um die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Alltagsleben und die Arbeitswelt geht.

Warum ins Umland gehen, wenn man auch in Berlin noch ein oder zwei Semester auf einen Studienplatz in der Heimatstadt warten kann? „Bei uns in Cottbus wird von Studierenden immer wieder die Betreuungsintensität im Studium gelobt, die kurzen Wege auf dem Campus und die Nahbarkeit der Lehrenden“, sagt Theresa Pohl. Einen Massenbetrieb mit überfüllten Vorlesungen gebe es an der BTU nicht, ebenso wenig wie die Berliner Wohnungsnot. „Eine Einraumwohnung in Uninähe – kein Problem“, so Pohl.

Zuerst in die Studienberatung

Aber sind Abiturient:innen wirklich gut beraten, sich drei Wochen oder noch kürzer vor Semesterbeginn spontan für einen Studiengang zu entscheiden, über den man vorher vielleicht nie nachgedacht hat? „Wer jetzt noch einen freien Studienplatz findet, für den sie oder er persönliches Interesse und ein paar fachliche Voraussetzungen mitbringt und das wirklich ausprobieren will: Das kann eine gute Idee sein“, sagt Baris Ünal, Leiter der TU-Studienberatung. Allerdings rät er auch Spätentschlossenen, das Beratungsangebot der jeweiligen Hochschule zu nutzen. „Sich einmal mit der Studienberatung abzusprechen, kann helfen, Fallstricke zu identifizieren“, sagt Ünal.

Ein Beispiel: Geht es darum, mit einem „Parkstudium“ die Zeit bis zur erfolgreichen Bewerbung im eigentlichen Traumstudium zu überbrücken und weiterhin Kindergeld zu beziehen, kann es beim späteren Fachwechsel Ärger mit dem Bafög-Amt geben. Die Studienberatungen stehen wie immer in den kommenden Wochen bis zum Semesterstart noch für klärende Gespräche bereit. Ob in Online- oder Präsenzsprechstunden oder telefonisch und zu welchen Zeiten: Das findet sich auf den Homepages der Unis und Fachhochschulen unter dem Stichwort „Studienberatung“.

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