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Um den Preis für das Semesterticket wird seit langem gestritten.

© xXanderxHeinlx/imago/photothek

Semesterticket in Berlin: Studierende bangen weiter um Erhalt

Noch immer ist unklar, wie es im nächsten Jahr mit dem Semesterticket weitergehen wird — und ob es durch das 29-Euro-Ticket ersetzt wird.

Mit der Bahn zur Vorlesung, mit dem Bus zum nächsten Seminar – das Semesterticket macht das für viele Studierende kostengünstig möglich. Trotzdem könnte es bald der Vergangenheit angehören, befürchten Studierende der Berliner Universitäten. Sie haben das Gefühl, die Senatsverwaltung habe das Semesterticket längst aufgegeben, wie es jetzt in einer Erklärung der Studierendenschaften heißt.

Grund dafür ist ein Bericht des rbb von vergangener Woche, in dem die Berliner Verkehrsverwaltung erklärt, dass eine verpflichtende Abnahme des Semestertickets aufgrund des 29-Euro-Tickets kaum noch gerechtfertigt sei – der Preisunterschied sei zu minimal, um das Modell für alle Studierenden weiterzuführen.

Jeden Monat zahlen die Studierenden aktuell rund 32 Euro für die Nutzung des Semestertickets, die Kosten liegen also leicht über dem 29-Euro-Ticket. Nach dem Semesterticket-Modell zahlen alle Studierenden mit ihrer Rückmeldung für das Ticket. Auch dann, wenn sie selbst nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

Der Verwaltung zufolge würden Studierende, die keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, vom Wegfall des Semestertickets profitieren. Diejenigen, die aufgrund ihrer Wohnsituation jedoch auf Bus und Bahn angewiesen sind, würden aber gleich mehrfach benachteiligt werden, kritisieren hingegen die Studierenden. Denn anders als das Semesterticket gilt das 29-Euro-Ticket nur für den Tarifbereich AB innerhalb Berlins. Der Bereich C – und damit das Berliner Umland und die Stadt Potsdam – könnte somit nicht mehr befahren werden. Auch der Transport von Fahrrädern ist durch das 29-Euro-Ticket nicht mehr erlaubt.

Das Semesterticket wird zwischen den Studierendenschaften und dem VBB ausgehandelt, wir hängen da als Wissenschaftsverwaltung nicht drin.

Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

Viele Studierenden seien aufgrund der Mietsituation innerhalb der Stadt auf Wohnungen außerhalb der AB-Zone angewiesen, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung der Berliner Studierendenvertretungen. „Eine Abschaffung des Semestertickets würde Hunderttausende Studierende in eine finanzielle Notlage versetzen. Diese Maßnahme wäre zudem klimaschädlich, unsolidarisch und verkehrspolitisch unsinnig.“

Hinzu komme, dass Studierende beim Semesterticket durch Sozialfonds entlastet werden können. Für viele Studierende mit geringem Einkommen sei die Erstattung über die Fonds der Universitäten die einzige Möglichkeit, sich ein ÖPNV-Ticket zu leisten, erklären die Studierendenvertretungen weiter.

Fehlende Verantwortung

Auf Anfrage des Tagesspiegels ruderte die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt ein wenig zurück: Sie gehe nicht – wie es im rbb heißt – von einem Wegfallen des Semestertickets ab dem nächsten Jahr aus. Sie sei für diese Entscheidung nämlich gar nicht zuständig. Diese würde einzig bei der jeweiligen Studierendenschaft liegen, die „zum Sommersemester 2024 vor der Entscheidung stehen, ob sie einen einjährigen Semesterticketvertrag für das Sommersemester 2024 und das Wintersemester 2024/2025 abschließen oder nicht.“ Sowohl das Berlin-Ticket für 29-Euro als auch das VBB-Semesterticket seien lediglich Angebote, die seitens der Studierenden wahrgenommen werden können.

Auch Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) erklärt sich am Dienstag auf der Senatspressekonferenz für unzuständig bei dem Thema. „Das Semesterticket wird zwischen den Studierendenschaften und dem VBB ausgehandelt, wir hängen da als Wissenschaftsverwaltung nicht drin“, so Czyborra. Sie halte die Semestertickets aber immer noch für ein gutes Modell – die Wissenschaftsverwaltung könne nur appellieren, dass da noch etwas passiere.

Schon für dieses Semester haben die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), die Technische Universität Berlin (TU) und die Universität der Künste (Udk) die Verträge mit dem Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) ausgesetzt. Das heißt, dass deren Studierenden, insgesamt rund 50.000, bereits heute kein Semesterticket mehr nutzen können. Die bestehenden Semesterticket-Verträge der restlichen Hochschulen laufen am Ende dieses Wintersemesters aus. Neue Verträge müssten dann für das Sommersemester 2024/2025 abgeschlossen werden.

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