zum Hauptinhalt
Nach vier Jahren sind die sanierten Riffe kaum von natürlichen zu unterscheiden. 

© The Ocean Agency

Rückkehr der Korallen: Sanierte Riffe wachsen wie natürliche

Korallenbleichen durch die Erwärmung des Meerwassers und weitere menschliche Aktivitäten zerstören immer mehr der artenreichen Riffe. Doch menschliche Aktivitäten können sie auch zurückbringen.

Nach den Zeiten der Dynamitfischerei vor drei bis vier Jahrzehnten ist von vielen Korallenriffen vor indonesischen Inseln nicht viel übrig geblieben. Bislang zeigten die Trümmerfelder unter Wasser auch nur geringe Anzeichen natürlicher Erholung.

In der Zeitschrift „Current Biology“ berichtet jedoch nun ein Forschungsteam, dass sich die Ökosysteme wiederherstellen lassen, sodass sie nach kurzer Zeit so schnell wachsen wie natürliche, unzerstörte Riffe.

Wenn es uns gelingt, Klimabedingungen aufrechtzuerhalten, die das Überleben der Korallen ermöglichen, ist es möglich, selbst stark geschädigte Riffe innerhalb relativ kurzer Zeit wieder zu gesunden, funktionierenden Systemen zu machen.

Tim Lamont, Forschungsleiter von der Universität Lancaster

Im Rahmen des Mars-Korallenriff-Wiederherstellungsprogramms versucht man, geschädigte Riffe wiederherzustellen, indem Korallenfragmente auf sandbeschichtete Stahlrahmen aufgebracht werden und diese „Reef Stars“ an geeigneten Stellen platziert werden.

Britische Forschende haben mit indonesischen Kollegen untersucht, ob diese Maßnahmen die Ökosystemfunktionen eines gesunden Riffs, etwa als Brutstätte und Bollwerk gegen Wellen, wiederherstellen kann.

Die Reef-Stars werden so in geschädigte Bereiche gesetzt, dass sie Geröll stabilisieren und die Korallen möglichst schnell wachsen können.

© Indo-Pacific Films

„Die Geschwindigkeit, mit der sich die Riffe erholen, ist unglaublich“, wird Ines Lange von der Universität Exeter in einer Mitteilung zitiert. Die Riffsanierung könne zwar nicht das Problem lösen, dass die Riffe durch den Klimawandel ernsthaft bedroht sind, aber sie zeigt, dass die Widerstandsfähigkeit bestimmter Riffe gestärkt werden kann und sie auch wieder Funktionen übernehmen, die für das Meeresleben und die lokalen Gemeinschaften von entscheidender Bedeutung sind.

Korallen setzen ihre äußeren Kalksteinskelette vor allem aus Karbonat zusammen. Die Forschenden aus Exeter entwickelten Karbonatbudgets, um das Korallenwachstum und die Erosion der Riffe im Laufe der Zeit überwachen zu können. Die Karbonatbudgets zeigen etwa, ob Riffe wachsen können, um mit dem Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel Schritt zu halten.

Für die Studie berechnete das Team Karbonatbudgets von Sanierungs-Standorten, an denen vor einigen Monaten, einem Jahr, zwei Jahren und vier Jahren Reef-Stars gesetzt wurden. Außerdem erfassten sie geschädigte und gesunde Kontrollstandorte.

In den Jahren nach der Verpflanzung der Korallen verdreifachten sich die Korallenbedeckung, die Größe der Korallenkolonien und die Produktionsraten von Kalkstein. Nach vier Jahren waren die sanierten Standorte diesbezüglich nicht mehr von nahe gelegenen gesunden Riffen zu unterscheiden.

Da es sich bei den versetzten Korallenfragmenten jedoch um eine Mischung verschiedener Korallenarten handelt, unterscheidet sich die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft an den Wiederherstellungsstandorten von der gesunder Riffe. Dies könnte sich auf die Bereitstellung von Lebensraum für größere Meerestiere und die Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Hitzewellen auswirken, sagen die Forschenden.

Tim Lamont von der Universität Lancaster, der die Forschungskooperation initiiert hat, zieht eine positive Bilanz: „Wenn es uns gelingt, Klimabedingungen aufrechtzuerhalten, die das Überleben der Korallen ermöglichen, ist es möglich, selbst stark geschädigte Riffe innerhalb relativ kurzer Zeit wieder zu gesunden, funktionierenden Systemen zu machen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false