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Proben von Coronavirus-Tests werden für die Untersuchung vorbereitet.

© Hendrik Schmidt/dpa

RKI meldet fast 20.000 Corona-Neuinfektionen: Hohe Rate positiver Tests – Probenrückstau in Laboren

Wieder ein neuer Höchstwert, auch andere Indikatoren zeigen ein hohes Infektionsgeschehen. Doch es gibt auch Zahlen, die eine Trendumkehr andeuten könnten.

Wieder gibt es einen Rekord bei den Coronavirus-Neuinfektionen in Deutschland – am Donnerstagmorgen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 19.990 Fällen binnen 24 Stunden. Die Zahlen liegen nun seit einiger Zeit deutlich über den Höchstwerten aus dem Frühjahr, sind aber nur bedingt vergleichbar, da inzwischen deutlich mehr getestet wird und so auch mehr Fälle entdeckt werden.

Als Indikator für das Infektionsgeschehen in einem Land gelten inzwischen daher auch andere Zahlen als enorm wichtig – wie die sogenannte Positivquote bei den Tests, die das RKI jeden Mittwoch in seinem Lagebericht veröffentlicht. Und die hat sich in Deutschland in den vergangenen zwei Monaten in etwa verzehnfacht, wie dem RKI-Lagebericht vom Mittwochabend zu entnehmen ist.

Demnach gab es in der Kalenderwoche 44 (bis 1.11.) etwa 7,3 Prozent positive Test bei rund 1,6 Millionen Untersuchungen. Das ist der höchste Werte seit der ersten Aprilhälfte. In der Vorwoche lag der Wert noch bei 5,51 Prozent bei 1,4 Millionen Tests. Den bisherigen Spitzenwert gab es in der Woche ab 30. März mit 9,03 Prozent bei gut 408.000 Tests. In Kalenderwoche 35 (bis 30.8.) waren es noch rund 0,7 Prozent bei 1,1 Millionen Tests.

Die Zahl der wöchentlich durchgeführten Tests kletterte in den vergangenen zwei Monaten um mehr als 400.000. Und das führt bei immer mehr Laboren zu Problemen. So meldeten dem RKI zufolge in der vergangenen Kalenderwoche 69 Labore einen Rückstau von insgesamt 98.931 abzuarbeitenden Proben. Zwei Wochen zuvor waren es noch 52 Labore mit 20.799 abzuarbeitenden Proben. 55 Labore nannten demnach zuletzt Lieferschwierigkeiten für Reagenzien unter anderem zum Auswerten der Tests, Plastikverbrauchsmaterialien und Pipettenspitzen als Grund.

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„Mit steigenden Probenzahlen, wie sie zurzeit aufgrund der weiten Indikationsstellung zu beobachten sind, verlängern sich auch die durchschnittlichen Bearbeitungszeiten, mit möglichen Konsequenzen für die zeitnahe Mitteilung des Ergebnisses an die betroffenen Personen, sowie einem größeren Verzug bei der Meldung an das Gesundheitsamt“, schreibt das RKI.

Es gebe in den vergangenen Wochen zunehmend Berichte von Laboren, die stark an den Grenzen ihrer Auslastung seien. Es sei unter anderem dringend geboten, die Testkapazitäten zu priorisieren.

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Insgesamt wurden seit dem Beginn der Pandemie in Deutschland den jüngsten RKI-Zahlen zufolge 597.583 Infektionsfälle registriert. Die Zahl der mit dem Coronavirus in Zusammenhang stehenden Todesfälle in Deutschland stieg demnach den Angaben auf 10.930 – dies waren 118 mehr als am Vortag. Die Zahl der Genesenen lag bei etwa 391.600.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland dem RKI-Lagebericht zufolge am Mittwoch bei 0,81 (Vortag: 0,94). Das heißt, dass rein statistisch ein Infizierter im Mittel etwas weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Liegt der Wert für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.

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Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Mittwoch bei 0,92 (Vortag: 0,98). Er zeigt das Geschehen von vor acht bis 16 Tagen.

Auch am Vortag hatten die beiden R-Werte unter 1 gelegen, in den Tagen zuvor jeweils leicht darüber. Ob das leichte Sinken der R-Werte ein stabiler Trend oder eine Schwankung ist, lässt sich nach RKI-Angaben noch nicht sagen. Um in eine wieder kontrollierbare Lage zu kommen, müsse die Reproduktionszahl längere Zeit deutlich unter 1 liegen, bei 0,7 oder noch niedriger. Auch dann werde es Wochen dauern, bis man wieder im Bereich von täglich 2000 Neuinfektionen sei, hieß es.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Die Zahl neuer Infektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tage ist deutschlandweit weiter geklettert. Allerdings fiel der Anstieg der Inzidenz verglichen mit dem Wert vom Vortag geringer aus als in den vergangenen zwei Wochen. Am Donnerstag lag der Wert bei 126,8 (Stand 5.11., 00.00 Uhr) und damit nur wenig höher als am Vortag (125,8), wie das RKI mitteilte. Vor vier Wochen (8.10.) hatte er noch bei gerade mal 20,2 gelegen.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Tag 1 des Teil-Lockdowns erneut betont, es gehe jetzt darum, die Zahl der Kontakte im täglichen Leben auf ein Viertel zu verringern. Ziel sei es, die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz deutlich zu senken. „Wir müssen wieder runter in den Bereich von unter 50“, sagte Merkel. Denn erst dann seien die Gesundheitsämter wieder in der Lage, Infektionsketten umfassend nachzuverfolgen und auch zu durchbrechen.

[„Wir befinden uns nicht im Ausnahmezustand“, sagt der Verfassungsrechtler Oliver Lepsius. Lesen Sie hier ein Gespräch über die Rechtmäßigkeit der deutschen Corona-Politik.]

Neu gemeldete Infektionen gelten Experten zufolge wegen der Zeit zwischen Ansteckung, Test, Ergebnis und Meldung als Hinweis darauf, wie stark das Virus vor etwa einer Woche in der Gesellschaft unterwegs war. Deshalb dauert es auch, bis sich von der Politik beschlossene Maßnahmen in den Statistiken niederschlagen können.

Daten zufolge, die der Tagesspiegel live zusammenträgt, gab es in den vergangenen sieben Tagen keine Stadt oder keinen Landkreis, die keinen Coronavirus-Infektion verzeichnete. Das RKI schreibt, bundesweit gebe es in verschiedenen Landkreisen Ausbrüche, die mit unterschiedlichen Situationen in Zusammenhang stehen wie unter anderem mit größeren Feiern im Familien- und Freundeskreis und in Betrieben.

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Es würden auch wieder vermehrt Covid-19-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen gemeldet. „Zusätzlich kommt es in zahlreichen Landkreisen zu einer zunehmend diffusen Ausbreitung von Sars-CoV-2 -Infektionen in die Bevölkerung, ohne dass Infektionsketten eindeutig nachvollziehbar sind.“

Sorgen bereitet zudem, dass die Erkrankungen unter älteren Menschen wieder zunehmen. „Da diese häufiger einen schweren Verlauf durch Covid-19 aufweisen, steigt ebenso die Anzahl an schweren Fällen und Todesfällen“, so das RKI.

Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Fälle hat sich in den vergangenen zwei Wochen von 943 Patienten (21.10.) auf 2546 Patienten (4.11.) nahezu verdreifacht, wie die Daten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) zeigen. Der bisherige Höchststand hatte bei 2933 am 18. April gelegen. Damals waren noch rund 3400 der Betten in den Kliniken als frei gemeldet.

Für den 2. November waren beim Divi knapp 7900 noch belegbare Intensiv-Betten erfasst. Allerdings dauert es nach Angaben von Medizinern im Schnitt etwa zehn Tage bis Patienten mit Symptomen auf die Intensivstation verlegt werden müssen. Beatmete Patienten bleiben dort meist mehrere Wochen, Todesfälle treten erst im Verlauf auf. Die Zahl der Neuinfektionen wirkt sich darum ebenfalls erst verzögert auf die Zahl der Todesfälle aus.

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