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Eine Studentin sitzt mit Büchern und kopierten Aufsätzen auf einem Sofa.

© imago/Jochen Tack

Report über studentisches Wohnen: Berlin mit 650 Euro für Mini-Wohnung bundesweit an fünfter Stelle

Regionale Unterschiede bei Wohnkosten für Studis: In München kostet ein 30-Quadratmeter-Apartment 800, in Magdeburg 289 Euro. Opposition fordert Bafög-Reform.

Studierende haben traditionell einen schweren Stand auf dem Wohnungsmarkt, weil sie in aller Regel wenig Geld zur Verfügung haben und in Hochschulstädten untereinander und mit anderen Gruppen um kleine Wohnungen konkurrieren. Bundesweit steigende Mieten haben die Lage seit der Jahrtausendwende verschärft.

Mit der Coronakrise verschlechterte sich außerdem die finanzielle Lage der Studierenden, während der weitere Anstieg der Mieten im Vergleich zu den Vorjahren eher moderat ausfiel - allerdings mit erheblichen regionalen Unterschieden. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Studentenwohnreport der Finanzberatung MLP und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.

Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Mieten 2020 demnach im Bundesdurchschnitt um 1,8 Prozent. Nach dem Report von 2019 fiel der Anstieg mit 4,6 Prozent noch deutlich höher aus.

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Mit Warmmieten von 802 Euro für eine studentische Musterwohnung (Ein-Zimmer-Apartment, 30 Quadratmeter) zahlen Studierende in München deutschlandweit am meisten. Am günstigsten sind Wohnungen an den Universitätsstandorten Magdeburg (289 Euro), Leipzig (355 Euro) und Greifswald (382 Euro).

Steigende Mieten in Berlin durch Wegfall des Mietendeckels

Berlin liegt mit 650 Euro für eine Mini-Wohnung und 420 Euro für ein Muster-WG-Zimmer (20 Quadratmeter) bundesweit an fünfter Stelle - hinter München, Stuttgart, Köln und Frankfurt.

„Insbesondere in Freiburg, Leipzig und Konstanz gab es kräftige Mietsteigerungen“, heißt es in der Studie für die vergangenen 12 Monate. Auch in Berlin stiegen demnach die Mieten mehr als im Bundesschnitt - um 5,4 Prozent. Dies sei „jedoch vor allem bedingt durch Nachholeffekte in Folge des Verbots des Mietendeckels“, wie IW und MLP betonen.

In Freiburg stiegen die Mieten um fast sechs Prozent, in Konstanz, Leipzig und Münster jeweils um mehr als vier Prozent. In Stuttgart und in Karlsruhe sanken sie gegenüber dem Vorjahr um 2,6 und 1,4 Prozent.

Zusätzlich hat sich die Einkommenssituation von rund 37 Prozent der Studierenden den Wohnungsmarktexperten zufolge durch die Auswirkungen der Pandemie verschlechtert. „Die Arbeitszeit beispielsweise in der Gastronomie- oder Tourismusbranche wurde reduziert und somit haben viele Studierende weniger verdient“, sagte Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender von MLP. „Zehn Prozent haben ihren Job während der Pandemie ganz verloren.“

Rückkehr an die Unis könnte zu mehr Wohnungs-Konkurrenz führen

Obwohl die Mieten 2020 im Vergleich zu den Vorjahren eher moderat gestiegen seien, „gibt es gute Gründe dafür anzunehmen, dass sich die Lage für Studierende zukünftig weiter verschärft“, sagte Michael Voigtländer, Immobilienexperte am IW. Studierende müssten mit mehr Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt rechnen. Durch Studienanfänger, die den Start ihres Studiums auf Grund der pandemischen Lage hinauszögern, erhöhe sich die Nachfrage zusätzlich.

[Lesen Sie auch einen Kommentar zur anstehenden Bafög-Reform: Zurück zum Glauben an die Bildungsgerechtigkeit]

Die Grünen und die Linken im Bundestag nahmen die Studie am Mittwoch zum Anlass, um erneut eine Bafög-Reform zu fordern. „Von der Bafög-Wohnpauschale von 325 Euro können Studierende lediglich in Magdeburg eine Wohnung anmieten“, kritisierte der hochschulpolitische Grünen-Sprecher Kai Gehring.

Statt einer unzureichenden Wohnpauschale brauche es im Bafög „eine regionale Staffelung, um die Miete zu finanzieren“. Nicht die Lage auf dem Immobilienmarkt, „sondern das fachliche Interesse junger Menschen sollte die Wahl des Studienorts entscheiden“, erklärte Gehring.

Nicole Gohlke, hochschulpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, forderte neben einer flexiblen Wohnpauschale erneut einen Hochschulsozialpakt von Bund und Ländern, „um die soziale Schere an den Hochschulen zu schließen“. Zudem müsse die kommende Bundesregierung bezahlbaren Wohnraum massiv fördern - auch um mindestens 50.000 neue und günstige Wohnheimplätze für die Studierendenwerke zu schaffen. (mit epd)

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