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Ein Brillenpinguin taucht in seinem Gehege im Zoo in Wuppertal ab. Brillenpinguine leben an den Küsten Angolas, Namibias und Südafrikas.

© dpa/Federico Gambarini

Pünktchen und Pinguin: Brillenpinguine erkennen sich am Muster

Brillenpinguine sehen auf den ersten Blick ziemlich gleich aus, dabei tragen sie ein individuelles Muster am Bauch. Wie ihnen das hilft sich zu erkennen, untersuchten Forscher im „Vergnügungspark“.

Von Valentin Frimmer, dpa

Brillenpinguine erkennen ihren festen Partner oder Partnerin am Pünktchenmuster auf dem Bauch. Das schreiben italienische Forschende um Luigi Baciadonna von der Universität Turin im Fachblatt „Animal Behaviour“. Die Gruppe hatte in mehreren Experimenten untersucht, an welchen äußeren Merkmalen die Tiere festmachen, mit wem sie es zu tun haben.

Brillenpinguine (Spheniscus demersus) kommen an den Küsten Südafrikas und Namibias vor. Sie wiegen rund drei Kilogramm und werden bis zu 70 Zentimeter groß. Um Fische zu fangen, tauchen sie bis zu 130 Meter tief. Ihren Namen verdanken sie ihrer spezifischen Zeichnung am Kopf. Die Tiere leben monogam und bleiben in der Regel ein Leben lang mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin zusammen.

Die Fähigkeit, andere Tiere als bestimmte Individuen zu erkennen, gilt als ein Baustein für die Entwicklung von Sozialität und für die Aufrechterhaltung von Kooperation

schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie

Auf ihrem weißen Bauch sind dunkle Punkte zu sehen, deren Muster für jedes Tier spezifisch ist. Tierpfleger in Zoos achten oft auf die Muster, um ihre Schützlinge zu unterscheiden. Aber achten die Pinguine selbst auch auf die Pünktchen?

„Ob Pinguine irgendwelche sichtbaren Merkmale nutzen, um Individuen zu erkennen, ist bislang nicht bekannt“, schreiben die Forschenden. Um herauszufinden, ob die Pünktchenmuster dabei eine Rolle spielen, fuhr das Team um Baciadonna in eine Art Wasservergnügungspark nahe Rom. Dort lebt eine Gruppe von Brillenpinguinen, die aus 16 erwachsenen Tieren und sechs Jungtieren besteht.

Keine Punkte, keine Orientrierung

Für ihre Experimente wählten die Forschenden sechs Pinguin-Paare aus. In einem ersten Schritt wurde jeder der tierischen Probanden vor zwei lebensgroße Pinguin-Fotografien gestellt. Eine davon zeigte den festen Partner oder Partnerin des Versuchstieres, auf dem anderen Foto war ein anderes Mitglied der Gruppe zu sehen.

Dabei stellten die Forschenden fest, dass die Versuchstiere im Schnitt deutlich länger auf das Bild ihres Partners schauten und sich fast doppelt so lange dort aufhielten als beim Bild des anderen Pinguins.

Wurden den Tieren zwei Bilder ihres eigenen Partners gezeigt, eines mit den charakteristischen Punkten und ein bearbeitetes Bild ohne Punkte, schauten die Pinguine länger zum Bild mit Punkten. Bei einem weiteren Test, bei dem sowohl der eigene Partner ohne Punkte als auch ein weiteres Mitglied der Gruppe ohne Punkte zu sehen war, zeigten die Versuchstiere keine Präferenz.

„Die Fähigkeit, andere Tiere als bestimmte Individuen zu erkennen, gilt als ein Baustein für die Entwicklung von Sozialität und für die Aufrechterhaltung von Kooperation“, schreibt das Team um Baciadonna. „Unsere Ergebnisse liefern den ersten Nachweis für ein spezifisches visuelles Merkmal, das für die spontane Erkennung eines Individuums durch einen Vogel verantwortlich ist.“

Im Experiment verhielt sich das schwule Pinguin-Pärchen übrigens ähnlich wie die anderen Paare. Nemo und Chicco zeigten die gleiche Präferenz füreinander, basierend auf ihren individuellen Pünktchenmustern. Das legt den Forschern zufolge nahe, das die Fähigkeit, den eigenen Partner von anderen Tieren zu unterscheiden, schlicht an der speziellen Bindung bei den Paaren liegt.

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