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Virologe Christian Drosten

© Christian Charisius/dpa

Omikron-Höhepunkt in Südafrika vorüber: Drosten und weitere deutsche Virologen blicken zuversichtlich auf 2022

Wie wird sich Omikron auf Deutschland auswirken? Bekannte Virologen zeigen sich eher optimistisch – auch mit Blick auf Nachrichten aus dem Ausland.

Prominente Virologen sehen Anlass für vorsichtigen Optimismus bei der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland. Der Berliner Virologe Christian Drosten verweist dabei auf Daten aus Südafrika, wo sich die besonders ansteckende Virusvariante Omikron zunächst verbreitet hatte: „In gewisser Weise kann uns das beruhigen. Südafrika ist sicher ein Blick in eine Zukunft, in eine endemische Situation, die sich dort gerade einstellt“, sagte Drosten am Donnerstagabend im ZDF-„heute journal“. „Nur sind wir leider noch ein ganzes Stück davon entfernt.“

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Der Übergang von einer pandemischen zu einer endemischen Situation bedeutet, dass das Virus sich zwar weiterhin verbreitet, aber weniger gefährlich ist - vergleichbar etwa den typischen Erkältungsviren, zu denen auch andere Coronaviren zählen.

Drosten hält mildere Krankheitsverläufe bei der neuen Corona-Variante Omikron mittlerweile für „sehr wahrscheinlich“. Dazu gebe es immer mehr Daten, sagte Drosten am Freitag im Deutschlandfunk. Pro 1000 nachgewiesenen Corona-Fällen müssten nach seiner Einschätzung weniger Menschen in einem Krankenhaus behandelt werden.

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So sei das Risiko für Ungeimpfte, nach einer Infektion in eine Klinik zu müssen, bei Omikron nur etwa drei Viertel so hoch wie bei Delta. Gleichzeitig könne aber in anderen Ländern beobachtet werden, dass die neue Variante eine sehr hohe Verbreitungsgeschwindigkeit habe. Auch die Entwicklung in Großbritannien mit Blick auf Omikron sei ermutigend, sagte Drosten im „heute journal“, „denn die Zahl der schweren Erkrankungen scheint geringer zu sein“.

Der Virologe sieht allerdings in Deutschland die Politik weiter gefordert, „vielleicht bis Ostern“. Danach könnte ein „Update“ der Impfstoffe mehr Sicherheit auch gegen Omikron schaffen. Sorgen mache er sich aber um die relativ große Gruppe der Bürger, die weder geimpft noch genesen seien, sagte Drosten. „Das ist leider ein deutsches Spezialproblem.“

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Drosten rechnet damit, dass eine Impfung mit einem an die Omikron-Variante angepassten Wirkstoff nötig sein wird. „Ich gehe davon aus, dass jeder nochmal eine Auffrischungsimpfung mit einem Update-Impfstoff braucht“, sagte er im Deutschlandfunk. Zudem werde wahrscheinlich die Inzidenz zum kommenden Winter noch einmal steigen, so dass gefährdete Personen erneut eine Auffrischungsimpfung bräuchten.

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sagte in der Sendung „RTL Direkt“: „Deutschland hat Glück, dass die anderen Länder uns voraus sind. Wir können sehen, was dort passiert, und uns darauf einstellen.“ Außerdem hätte die Politik hierzulande „ziemlich starke Maßnahmen“ ergriffen. „Das lässt hoffen, dass wir eine mildere Welle bekommen.“

Beide Wissenschaftler sitzen im neuen Expertenrat der Bundesregierung. Die meisten Experten wie auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnen damit, dass der Höhepunkt einer Omikron-Welle in Deutschland erst noch bevorsteht

Lauterbach selbst äußerte sich in der Nacht vorsichtig über die Daten aus Südafrika: „Sehr interessante Studie zu Omicron in SA im @TheLancet. Zeigt, dass Omicron sich zwar 4 mal so schnell wie Delta verbreitete, aber deutlich weniger schwere Fälle verursachte. Trotzdem lassen die Daten keine klaren Schlüsse auf ältere Ungeimpfte zu“, schrieb er auf Twitter. Lauterbach hatte zuletzt Pläne für kürzere Quarantänezeiten in Deutschland angedeutet.

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Noch schärfere Maßnahmen hält der Virologe Streeck derzeit nicht für notwendig: „Wir müssen erstmal abwarten, bis wir eine bessere Datenlage haben, um dann zu sehen, wie sich die Fallzahlen entwickeln.“ Mit milderem Wetter im Frühjahr werde die Zahl der Infektionen wieder zurückgehen, deshalb werde Deutschland sicher „einen entspannten Sommer haben“.

Etwas pessimistischer als Drosten und Streeck zeigt sich der Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Christian Karagiannidis. Es sei möglich, dass die Omikron-Variante mildere Krankheitsverläufe verursache, sagte er der „Rheinischen Post“.

„Die schiere Anzahl von Neuinfektionen, auf die wir derzeit zusteuern, könnte die Intensivkapazitäten dennoch vor große Herausforderungen stellen, noch mehr aber die Hospitalisierung insgesamt.“ Daher sollten sich Bund und Länder schnell auf ein Warnsystem aus den Faktoren Intensivbettenbelegung, Hospitalisierungsquote und Inzidenz einigen. (dpa/Reuters)

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