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Gefriergetrockneter Krabbencocktail, Butternut-Kürbis-Pürree und geschmorter Rotkohl: Mit Wasser wird daraus gesunderer Space-Food.

© NASA

Obst und Gemüse im All: Speiseplan Raumfahrender soll vielseitiger werden

Die Nasa hat ermittelt, was Astronaut:innen essen sollten, um im Weltraum optimale Leistungen bringen zu können. Essen aus der Tube soll ausgedient haben.

Von Alice Lanzke, dpa

Raumfahrende auf Langzeitmissionen könnten von einer an Obst, Gemüse und Fisch reichen Kost profitieren, berichten Ernährungswissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa im Fachblatt „Scientific Reports“. Bessere Ernährung könnte nicht nur gesundheitliche Folgen der Zeit im All abmildern, sondern Raumfahrer auch leistungsfähiger machen.

Längere Aufenthalte im All stellen für den Körper eine immense Herausforderung dar: Der Wegfall der Schwerkraft wirkt sich auf Muskelmasse und Knochendichte aus, hinzu kommt die Belastung durch kosmische Strahlung.

Die Astronauten der ersten bemannten Missionen im All quetschten ihre Mahlzeiten noch aus Tuben, gefriergetrocknete Snacks brachten etwas Abwechslung. Heute kann etwa die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS aus verschiedenen dehydrierten und vakuumverpackten Mahlzeiten wählen, angepasst an die individuellen kulturellen Unterschiede oder spezielle Ernährungsformen.

Krabbencocktail, Butternut-Kürbis-Pürree und geschmorter Rotkohl

Zu besonderen Anlässen werden Bonusessen zur Station geschickt. Wie die Nasa auf Nachfrage erklärt, brachte beispielsweise die jüngste Cargo-Resupply-Mission am 27. November haltbaren Lachs, Entenbrust-Confit und verschiedene süße Nachspeisen für die anstehenden Weihnachtsfeiertage zur Station. Hinzu kam eine Anleitung, wie aus bereits vorhandenem Standardessen ein Weihnachtsmenü zusammengestellt werden kann.

Doch Wissenschaftler um die Nasa-Ernährungsmedizinerin Grace Douglas sehen noch erhebliches Verbesserungspotenzial – vor allem mit Blick auf einen für die Gesundheit optimierten Speiseplan. Für die Studie simulierten das Team das Leben von zehn Männern und sechs Frauen im Johnson Space Center in Houston unter Weltraumbedingungen: Sie lebten in Vierer-Gruppen jeweils 45 Tage im sogenannten Human Exploration Research Analog (HERA). Diese Forschungseinrichtung soll die Lebensbedingungen einer Weltraummission möglichst wirklichkeitsgetreu nachstellen.

Die Probanden erhielten während ihres Aufenthalts entweder die Standardkost, die auch die Astronauten der ISS bekommen, oder ein Menü, das mehr Portionen umfasste, täglich sechs Einheiten Obst und Gemüse in größerer Vielfalt und zwei bis drei Mal pro Woche Fisch sowie andere Quellen für Omega-3-Fettsäuren. Um den Anforderungen realer Weltraummissionen zu genügen, wurde bei allen Lebensmitteln darauf geachtet, dass sie wenig Platz einnehmen, leicht und lange haltbar sind, wie etwa gefriergetrockneten Krabbencocktail, Butternut-Kürbis-Pürre und geschmorten Rotkohl (siehe Bild), die für den Verzehr mit Wasser aufgegossen werden.

Die Besatzung auf der ISS, hier Alexander Gerst im Jahr 2014, muss auch fit für regelmäßige Außeneinsätze sein.

© picture alliance/dpa

Während der Studie gaben die Teilnehmer Speichel-, Urin-, Blut- und Stuhlproben ab und absolvierten kognitive Tests. In diesen waren die Männer und Frauen mit dem erweiterten Speiseplan schneller, aufmerksamer und akkurater. Zudem war ihr Cholesterinspiegel niedriger, ebenso wie die Konzentrationen des Stresshormons Cortisol im Blut. Die Ernährungswissenschaftler stellten auch fest, dass die Proband:innen bei erweitertem Speiseplan auch ein stabileres Mikrobiom im Darm aufwiesen.

All diese Vorteile könnten unter realen Weltraumbedingungen noch ausgeprägter sein, vermuten die Autoren. Denkbar sei etwa, dass sich die Immunabwehr verbessere. Hier seien allerdings weitere Untersuchungen nötig.

Keine Unterschiede zeigten sich indes bei der Kalorienaufnahme: Sowohl die Probanden mit der Standardernährung als auch die mit dem optimierten Speiseplan nahmen ungefähr ein Fünftel weniger Kalorien auf, als ihr Energiebedarf eigentlich diktieren würde, was mit einem entsprechenden Gewichtsverlust einherging. Dieses Phänomen ist von realen Missionen bekannt und hängt unter anderem damit zusammen, dass Schwerelosigkeit auf den Appetit schlägt.

Immerhin hätten beide Gruppen ungefähr gleich viel gegessen, schreiben die Autoren: „Das deutet darauf hin, dass der höhere Anteil an Gemüse, Obst und Fisch in der verbesserten Ernährung ebenso akzeptabel war wie die Standardnahrung, die im Gegensatz dazu mehr energiereiche Desserts, Snacks und stärkehaltige Beilagen enthielt.“ Wie die Essen den Testpersonen schmeckten, wurde jedoch nicht erhoben.

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