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Frank Drake schätzte, dass es 10 000 weitere Zivilisationen in unserer Milchstraße gibt.

© The Washington Post /Getty Images

Nicht alleine im Universum: „Alien-Forscher“ Frank Drake mit 92 Jahren gestorben

Der US-amerikanische Astronom und Astrophysiker Frank Drake war überzeugt, dass Menschen irgendwann eine Verbindung zu Außerirdischen schaffen werden. Die Suche wird auch nach seinem Tod weitergehen.

Gibt es Leben jenseits der Erde? Diese Frage haben sich viele gestellt, aber nur wenige haben sich aufgemacht, sie fundiert zu beantworten. Dazu gehört Frank Drake, der wohl bekannteste „Alien-Forscher“, der mit wissenschaftlichen Methoden versuchte, belastbare Antworten zu finden.

Der Astrophysiker war Pionier des „Seti“-Programms (Search for Extraterrestial Intelligence, englisch für Suche nach extraterrestrischer Intelligenz), hat die berühmte „Arecibo-Botschaft“ vom gleichnamigen Radioteleskop in den Sternhaufen M13 geschickt und entwickelte gemeinsam mit weiteren Fachleuten die Platten für die „Pioneer“- und „Voyager“-Sonden der Nasa. Darauf wird in Symbolen, Bildern und Klängen über die Erde und die Menschheit informiert – für den Fall, dass eine außerirdische Kreatur einer solchen Platte habhaft wird und begreift, was es damit auf sich hat.

Am 2. September ist Drake im Alter von 92 Jahren zuhause in Aptos (Kalifornien) gestorben. Er stammte aus Chicago, studierte Physik und wurde Astronom. Er gilt als erster Forscher, der mithilfe von Radioteleskopen systematisch nach Signalen ferner Zivilisationen suchte. Zugleich berechnete er seine Erfolgsaussichten und formulierte die „Drake-Gleichung“. 1961 stellte er sie vor, da war er gerade Anfang 30.

Menschen funken seit 70 Jahren ins All

Mit der Formel lässt sich die Anzahl der technischen, intelligenten Zivilisationen in der Milchstraße abschätzen. Es ist eine simple Multiplikation, die sieben Faktoren enthält. Darunter die mittlere Sternentstehungsrate pro Jahr in unserer Galaxie, der Anteil an Sternen mit Planetensystem, der Anteil an Planeten mit (intelligentem) Leben sowie der Lebensdauer einer technischen Zivilisation.

Beim näheren Hinsehen wird klar, wie groß die Unsicherheit bei den einzelnen Faktoren ist. Lange schauten Astronomen auf erdähnliche Planeten in der „lebensgünstigen“ Zone um ihren Stern. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass auch Monde lebensfreundlich sein könnten und Biologie nicht unbedingt auf die Oberfläche beschränkt ist – unterirdische Ozeane könnten ebenso besiedelt sein, schreibt der Planetenforscher David Rothery in „The Conversation“. Oder die Lebensdauer einer Zivilisation: Wir funken erst seit gut 70 Jahren stark ins All, dass wir überhaupt für andere erkennbar sind. Wie lange noch? Entsprechend vage ist das Endergebnis.

Vor 200 Jahren hätte keiner die Welt von heute verstanden. So könnte es auch in Zukunft Technologien geben, die wir nicht einmal erträumen.

Radioastronom Michael Kramer

Drake hat 2010 erklärt, seine beste Abschätzung seien rund 10 000 Zivilisationen in unserer Milchstraße. Gefunden wurde bisher keine. Verdächtige Signale erwiesen sich stets als irdischen Ursprungs – mal war es ein Mikrowellenherd, mal die elektronische Steuerung eines Garagentors.

Dennoch halten es die meisten Forschenden mittlerweile für sehr wahrscheinlich, dass es außerirdisches Leben gibt, womöglich auch entwickelte Gesellschaften jenseits des Mikrobenstadiums.

„Interessanter ist die Frage, ob wir das bemerken werden“, argumentiert der Radioastronom Michael Kramer. Die Distanzen zu anderen Sternen seien so gewaltig, dass Signale sehr lange unterwegs seien. Auch deren Stärke sei relevant. „Zumindest die Strahlung, die wir aussenden, ist relativ energiearm. Man bräuchte viel größere Anlagen, um zu kommunizieren.“ Kramer hält es für wenig wahrscheinlich, dass wir überhaupt voneinander erfahren würden. Außerdem: „Vor 200 Jahren hätte keiner die Welt von heute verstanden“, sagt er. „So könnte es auch in Zukunft Technologien geben, die wir nicht einmal erträumen.“

Und so geht die Suche nach Außerirdischen weiter. Die Nasa gibt schon lange kein Geld mehr für Seti-Projekte, aber es gibt private Förderer wie Juri Milner. Er finanziert das 2015 – im Beisein von Drake – gestartete 100-Millionen-Dollar-Programm „Breakthrough Listen“, also Durchbruch Lauschen. Es bezahlt Messzeiten auf Radio- sowie einem optischen Teleskop und deren Auswertung. 2019 wurde ein verdächtiges Signal gefunden, aber auch das erwies sich als eine irdische Störung.

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