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Polizisten stehen an einer Unfallstelle in der Leipziger Straße in Berlin. Bei einem schweren Unfall sind hier vier Menschen, darunter eine Mutter und ihr Kind, schwer verletzt worden.

© dpa/Christophe Gateau

Tagesspiegel Plus

Nach den schweren Unfällen in Berlin: „Fahrerassistenzsysteme könnten Hunderte von Todesfällen verhindern“

Die EU macht Sicherheitssysteme für Neuwagen zur Pflicht, die schwere Unfälle verhindern können. Der Ulmer Experte Anestis Terzis spricht über das Potenzial und die Schattenseiten der Technik. 

Herr Terzis, selbst neue Kleinwagen korrigieren heute bereits die Lenkung in Kurven und signalisieren eine „zu sportliche“ Fahrweise. Könnten solche Assistenzsysteme nicht auch schwere Unfälle wie jüngst in Berlin verhindern?
Moderne Fahrerassistenzsysteme sind heute in der Lage, Notbremsungen einzuleiten, Fußgänger und kritische Fahrsituationen zu erkennen und entsprechend einzugreifen. Diese hoch entwickelten Fahrerassistenzsysteme werden aufgrund einer neuen EU-Verordnung noch in diesem Jahr für neue Fahrzeuge verpflichtend.

Was können diese Systeme?
Der Notbremsassistent beispielsweise erkennt andere Fahrzeuge, aber auch ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Vorgesehen sind auch Müdigkeitswarner und Rückfahrassistenten oder Spurhalteassistenten, die zum Beispiel ein Warnsignal beim Überfahren der Straßenmarkierung ausgeben. Diese Systeme, die nun in der EU Pflicht werden, sind bereits heute in Neufahrzeugen der Oberklasse zu finden, in Zukunft müssen alle Neuwagen sie haben. Ältere Fahrzeuge sind noch nicht damit ausgestattet, aber die Entwicklung geht in die richtige Richtung.

Unterm Strich haben diese Systeme ein enormes Potenzial.

Anestis Terzis, Professor für Entwurf digitaler Systeme an der Technischen Hochschule Ulm

Wie wirksam sind solche Systeme?
Sie sind nach dem heutigen Stand der Technik wirksam. Sie können zwar nicht alle Gefahrensituationen vermeiden, so kann es immer wieder zu Situationen kommen, in denen beispielsweise der Bremsweg nicht ausreicht. Eine Metastudie aus dem Jahr 2022 mit statistischer Auswertung von Daten aus Großbritannien kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass bereits heute 23,8 Prozent der Unfälle durch Fahrerassistenzsysteme vermieden werden könnten.

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